Hinzu kommt eine Spur «Flammende Inferno», und all dies verpackt in einer simplen Narrative und ideenarmen, aber zweckmäßigen Inszenierung.
Filmfacts: «Skyscraper»
- Regie und Drehbuch: Rawson Marshall Thurber
- Produktion: Beau Flynn, Dwayne Johnson, Rawson Marshall Thurber, Hiram Garcia
- Darsteller: Dwayne Johnson, Neve Campbell, Chin Han, Roland Møller, Noah Taylor
- Byron Mann, Pablo Schreiber, Hannah Quinlivan
- Musik: Steve Jablonsky
- Kamera: Robert Elswit
- Schnitt: Michael Sale, Julian Clarke
- Laufzeit: 102 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Einer der letzten Hollywood-Stars, die nahezu im Alleingang weltweit einen Kinoerfolg anschieben können, steht mit seinem nächsten Projekt auf der Matte: Ex-Wrestler Dwayne Johnson, das Muskelpaket mit dem knuddeligen Gewinnerlächeln. Wenige Monate nach seiner Videospieladaption «Rampage – Big meets Bigger» und seiner «Jumanji»-Fortsetzung kommt nun ein 'Originalfilm' von ihm ins Kino – wobei «Skyscraper» auch ohne direkte Vorlage klare Parallelen zu anderen Projekten aufweist. Der Action-Thriller des Regisseurs Rawson Marshall Thurber («Wir sind die Millers», «Central Intelligence») ist vom Actionklassiker «Stirb langsam» inspiriert sowie vom Katastrophenfilm «Flammendes Inferno», hat aber weder die Härte des Ersteren aufzuweisen, noch die Dramatik des Zweiteren. Stattdessen ist «Skyscraper» ein ecken- und kantenloser, trotzdem amüsanter Genrevertreter, der Dwayne-Johnson-Fans zufriedenstellen und Adrenalinsuchende für zügig erzählte, rund 100 Minuten bei der Stange halten dürfte.
Der ehemalige FBI-Einsatzchef Will Sawyer (Dwayne Johnson) wurde als unabhängiger Überprüfer der Sicherheitsstandards im neuen höchsten Wolkenkratzer der Welt angeheuert: The Pearl. Mit seiner modernen Architektur und seinen über 200 Stockwerken soll es das neue touristische Highlight Hong Kongs darstellen. Doch kaum hat Will sein Amt angetreten, kommt es zur Katastrophe: Die 96. Etage steht plötzlich in Flammen. In den Stockwerken darüber ist neben des Chefstabs des Gebäudes auch seine Familie eingeschlossen, ohne eine realistische Chance auf Rettung. Zu seinem Entsetzen wird der integre Will zudem in den Medien beschuldigt, die Feuersbrunst selbst entfacht zu haben! Verzweifelt versucht er also, die Brandstifter zu finden, seine Familie aus dem flammenden Inferno zu retten und seine Unschuld zu beweisen, während die Täter die Ablenkung durch das Feuer nutzen, um einen kriminellen Trickzug zu vollführen ...
Trotz der Steilvorlage sind die Action-Setpieces in «Skyscraper» wenig denkwürdig: Wenn Dwayne Johnson waghalsige Sprünge vollzieht, mag dies beeindrucken, doch generell sind die Flucht vor dem Feuer sowie die Scharmützel mit den Schurken sehr generisch in Szene gesetzt. Selbst originellere Elemente wie die High-Tech-Aussichtsplattform des Pearl-Towers sorgen in der Umsetzung Rawson Marshall Thurbers weder für großen Thrill noch haben sie einen knalligen Verve.
Dies enttäuscht nicht zuletzt, da Robert Elswit bei «Skyscraper» als Kameramann fungiert. Der begnadete Mann hinter den Bildern solcher Filme wie «There Will Be Blood», «The Town», «Nightcrawler» und Teil vier sowie Teil fünf der «Mission: Impossible»-Reihe hüllt einen Großteil des Geschehens von «Skyscraper» in einen grau-schwarz-flammend-orangefarbenen Matsch, der übersichtlich genug ist, damit das Publikum der Action folgen kann, dem aber einprägsames Flair abhanden geht.
Als Actionspektakel ist «Skyscraper» daher eine ernüchternde Seherfahrung. Als simpler, actiongesteuerter Thriller geht diese 125-Millionen-Dollar-Produktion trotz einiger wackliger Digitaltricks allerdings auf: Thurbers Drehbuch nimmt zwar keine überraschenden Wendungen, aufgrund des zügigen Pacings bleibt es aber interessant, zu verfolgen, wie die nächste, offensichtliche Zwischenetappe erreicht wird. Der frühere Werbefilmer verzichtet nämlich auf übermäßige, haarkleine Exposition, bringt den Plot früh ins Rollen und legt den Fokus konsequenterweise stärker auf die Frage "Wie nimmt Dwayne Johnsons Held die nächste Hürde?", statt darauf, wo sich der schlichte Plot hin entwickeln könnte. Die Storymechaniken greifen zügig ineinander, die Lage eskaliert sukzessive und wann immer in ernster Tonlage aus dem Material nichts mehr zu schöpfen ist, gibt es einen lustigen Spruch oder einen Moment des leicht-absurd überzeichneten, augenzwinkernden Heroismus.
Angenehm ist zudem, dass Will Sawyer nicht die einzige kompetente Figur in «Skyscraper» ist. Neve Campbells Sarah ist nicht bloß die besorgte Mutter, sondern selber ein aktiver, mitdenkender und sportlicher Teil der Rettungsaktion der Sawyer-Kinder und selbst wenn die Polizei Hong Kongs ihre Zweifel an der Integrität der Sawyers hat, sind dies plausible Zweifel – das Actionfilmklischee der unfähigen, da übermäßig misstrauischen Bullen bleibt aus.
Während Komponist Steve Jablonsky («Deepwater Horizon») effektive, aber schnell vergessene, da austauschbare Melodien findet, um «Skyscraper» zu untermalen, ist die Soundabmischung satt und kräftig, was ein Stück weit die bloß solide Bildsprache ausgleicht – es klingt zuweilen schon so, als sei man mittendrin statt nur dabei. Und vielleicht sagt es mehr über das aktuelle Blockbusterkino aus als über «Skyscraper» – aber während dieser Film in den frühen 90ern als übertriebenes «Stirb langsam» dagestanden hätte, ist er im Jahr 2018 einer der bodenständigsten Big-Budget-Filme des aktuellen Kinoaufgebots.
«Skyscraper» ist am Sonntag bei RTL zu sehen.