Die Kritiker: «Younger»

40 ist das neue 26! Gestern startete auf ProSieben die neue Rom-Com-Serie von den Machern von «Sex and the City». Trotz des einen oder anderen Klischees versprüht «Younger» Witz und Charme.

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Sutton Foster als Liza Miller
Debi Mazar als Maggie
Nico Tortorella als Josh
Hilary Duff als Kelsey Peters
u.v.m.

Hinter der Kamera:
Showrunner: Darren Star
Producer: Darren Star, Larry W. Jones, Keith Cox, Tony Hernandez
Produktion: Darren Star Productions, Jax Media, TV Land Original Productions
Nachdem die Comedyserie «Younger» auf TNT Glitz, beziehungsweise später auf TNT Serie, ab 2016 im Bezahlfernsehen zu sehen war, feiert sie nun auf ProSieben ihre Free-TV-Premiere. Mit Hauptdarstellerin Sutton Foster, am Broadway bereits mit zwei Tony-Awards ausgezeichnet, sowie Hilary Duff, die bereits als Kind in Hollywood Erfolge feierte, erscheint der Cast durchaus interessant. «Sex and the City»-Schöpfer Darren Star zeichnet für die Drama-Serie verantwortlich, die sich, ebenso wie sein Erfolgsprojekt, tatsächlich komplett an eine weibliche Zielgruppe richtet. Da passt der Sendeplatz am Mittwoch, nach «Grey’s Anatomy» natürlich wie die Faust aufs Auge. Auch die Geschichte liest sich dementsprechend:

Liza Miller (Sutton Foster) ist eine 40-jährige, frisch geschiedene und alleinerziehende Mutter. Nach ihrer Scheidung wohnt sie bei ihrer besten Freundin Maggie (Debi Mazar), die ihr immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Aber insbesondere auf dem Arbeitsmarkt hat es Liza in ihrem Alter schwer. Doch als sie in einer Bar von dem gutaussehenden 26-jährigen Josh (Nico Tortorella) auf Mitte 20 geschätzt wird, kommt Liza eine Idee: Wieso nicht auch bei der Jobsuche ein bisschen beim Alter schummeln? Und so bewirbt sich Liza in einer hippen Redaktion um eine Assistentenstelle.

Solche Rom-Com-Serien werden zu einem Großteil von ihren Hauptpersonen getragen. Mit Sutton Foster scheint sich die nahezu perfekte Besetzung für Liza gefunden zu haben. Foster bringt die sympathische Unsicherheit, die Liza in ihrer neuen Rolle überkommt, sehr stilsicher auf den Punkt und beweist zudem ein eindrucksvolles komödiantisches Timing. Auf diese Weise birgt der Hauptcharakter eine Menge Identifikationspotential für die weibliche, anvisierte Zielgruppe. Dies darf sowohl für Lizas tatsächliche, als auch vorgetäuschte Altersgruppe gelten. Aber auch die restlichen Charaktere fügen sich bestens in das Gesamtkonzept:

Die bewährte Figurenkonstellation ist hierbei typisch für eine romantische Comedyserie. Wie in vergleichbaren Serien gibt es auch bei «Younger» eine beste Freundin, die in Form der guten Seele auf die Protagonistin aufpasst und ihr bei allen anfallenden Problemen zur Hilfe eilt. In diesem Fall handelt es sich dabei um Lizas lesbische Mitbewohnerin Maggie, die ihre Brötchen als Künstlerin verdient und oft mit einer außergewöhnlichen Perspektive auf deren Leben weiterhilft. Zudem gibt es die unausstehliche Chefin, stark gespielt von Miriam Shor, die dem Bild der überspannten, dauerhaft schlechtgelaunten und fordernden Marketing-Chefin ziemlich nahekommt, jedoch einen gelungenen Konterpart zur eher lieben und ruhigen Liza darstellt. Der Agenturalltag wird ihr zudem durch Kelsey Peters (Hilary Duff) erleichtert. Die junge Kollegin stellt als junge, engagierte Karrierefrau genau das dar, was Liza gerne vortäuschen möchte.

Last but not least natürlich der neue Mann in ihrem Leben. Der gutaussehende Josh wird als beinahe makelloser Charakter eingeführt und es bleibt abzuwarten, wie viel Tiefe die Autoren dessen Figur im Laufe der Serie noch mitgeben werden. Zunächst verkörpert er eben einfach das, wonach sich Liza lange gesehnt hat: Aufregung, Romantik und Frische. Der sich selbst als „Tattoo-Künstler“ bezeichnende Tätowierer ist ebenso wie ihr neuer Job Teil ihres Neuanfangs als Mittzwanzigerin.

Grundsätzlich ist auch die Serienidee – die Hauptfigur verkauft sich jünger als sie ist – keine neue, wird hier jedoch mit bemerkenswertem Charme umgesetzt. Zu Gute kommt der Story hierbei unter anderem die in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten schnell voranschreitende Digitalisierung sowie der Aufstieg von Social Media, weshalb 40-Jährige häufig eine komplett andere Mediennutzung an den Tag legen als Mitzwanziger. Dies legt den Grundstein für eine ganze Reihe von Gags, die sich meistens um Lizas neuen Job drehen. So muss sie beispielsweise feststellen, dass ihre tolle Twitter-Idee ohne Hashtags ins Leere läuft. Twitter, Instagram, Snapchat – die 40-Jährige muss sich schnell in ihrer neuen Rolle zurechtfinden, um nicht aufzufallen. Das schließt jedoch auch aktuelle Verweise aus der Popkultur ein. So wird Taylor Swift zitiert und One Direction zur fiktiven neuen Lieblingsband im neu geschriebenen Lebenslauf.

Im Pilot steigt der Zuschauer direkt in medias res in die Geschichte ein, die zudem mit beachtlichem Tempo erzählt wird. Den Dialogen mangelt es keineswegs an Witz und Esprit, was auch für die kommenden Folgen Kurzweil verspricht. Erwähnt werden sollte jedoch auch, dass die, für das Setting der Gags durchaus notwendigen, Klischees der Mitzwanziger bisweilen etwas übertrieben werden. So liegt ihre dargestellte Oberflächlichkeit meist schon außerhalb der Grenzen der konstruktiven Kritik. Auf diese Weise entsteht das Bild einer etwas verkorksten Generation, die Anfang der 90er das Licht der Welt erblickte.

ProSieben zeigt «Younger» ab Mittwoch, den 18. Juli ab 22.15 Uhr in Doppelfolgen.
18.07.2018 22:50 Uhr  •  Christopher Schmitt Kurz-URL: qmde.de/102401