Im Juli ging RTL am Dienstagabend mit Sozialdokus auf Quotenfang. «Armes reiches Deutschland» durfte nach dem erfolgreichen «Zahltag» ran, kämpfte aber letztlich doch mit dem Senderschnitt.
Sozial-Dokus sind derzeit der Renner im deutschen Fernsehen. Kein Wunder also, dass RTL im Juli am Dienstagabend auf Formate dieser Art setzte, zur besten Sendezeit «Zahltag! Ein Koffer voller Chancen» zeigte und danach «Armes Reiches Deutschland». Von allein kam der Kölner Sender aber nicht auf diese Idee, vielmehr machte Schwestersender RTL II den Marktführer in der Zielgruppe auf die Popularität derartiger Formate aufmerksam. Dort läuft schon seit einiger Zeit etwa «Hartz und Herzlich» überaus erfolgreich. Am Dienstagabend, so schien es lange, sollte es sogar zum großen Sozial-Doku-Showdown zwischen RTL und RTL II kommen, denn zunächst programmierte RTL seine Programmneulinge in direkter Konkurrenz zu RTL-II-Formaten wie «Armes Deutschland».
Weil innerhalb von Sendergruppen Komplementärprogrammierung wohl mehr Erfolg verspricht anstatt ähnliche Formate konkurrieren zu lassen, verschob RTL den Start seiner Sozial-Dokus um zwei Wochen nach vorne (siehe Info-Box), womit es nur am 31. Juli zum Sozial-Doku-Duell zwischen RTL und RTL II kam. Ab dem 17. Juli ließ RTL seine neuen Factual-Formate an den Start gehen, um damit nach vielen Jahren die Fiction-Formate, die sonst an diesem Abend liefen, zu ersetzen. Wie sich zeigen sollte übernahm «Armes Reiches Deutschland» dabei einen recht komfortablen Sendeplatz, denn das zur besten Sendezeit ausgestrahlte «Zahltag!» sollte zum Quotenerfolg avancieren und damit als attraktives Lead-In für «Armes Reiches Deutschland» fungieren.
Die Quotenerfolge des Ilka-Bessin-Formats konnte «Armes Reiches Deutschland» am späteren Abend nicht ganz aufrechterhalten, stattdessen standen in den zunächst vier Ausgaben je leicht niedrigere Zahlen zu Buche, die jedoch zunächst oberhalb des RTL-Senderschnitts landeten. Am besten gelang es «Armes Reiches Deutschland» gleich zum Debüt, das Niveau seines Vorprogramms zu halten. Zur Premiere am 17. Juli schalteten 1,39 Millionen Menschen ein, die 7,2 Prozent des Gesamtpublikums umfassten. In der klassischen Zielgruppe entstanden derweil 12,3 Prozent durch 0,78 Millionen junge Zuschauer, was mittlerweile knapp über der RTL-Norm liegt. Zum Debüt hatte im Vorfeld «Zahltag!» mit 13,5 Prozent verhältnismäßig etwas mehr junge Zuschauer unterhalten.
Zwar ging die Schere zwischen «Zahltag!» und «Armes Reiches Deutschland» in der Folgewoche quotentechnisch auf, weil sich aber beide Formate steigerten wird dies RTL kaum gekümmert haben. So stieg die Reichweite von «Armes Reiches Deutschland» am 24. Juli leicht auf 1,42 Millionen Interessenten an, die damit für 7,4 Prozent sorgten, der eigentlich nennenswerte Gewinn erfolgte jedoch in der jungen Altersgruppe. Dort führten 0,81 Millionen Vertreter zu schönen 13,5 Prozent. Wie bereits angesprochen hing dieser Zuwachs jedoch auch mit der deutlichen Steigerung von «Zahltag!» zusammen, das ab 20.15 Uhr in Woche zwei tolle 16,5 Prozent bei den Werberelevanten generierte.
Im Rahmen der dritten von vier Episoden half auch das weiterhin erfolgreiche Lead-In von «Zahltag!» nicht weiter, das noch immer gute 14,3 Prozent der jungen Zuschauer anlockte. «Armes Reiches Deutschland» blieben am 31. Juli ab 22.15 Uhr 11,6 Prozent dieses Alterssegments, die aus 0,70 Millionen Interessenten zwischen 14 und 49 Jahren resultierten. Insgesamt lag der Marktanteil bei 7,0 Prozent, was durch 1,33 Millionen Personen ab drei Jahren zu Stande kam.
Zum Abschluss der vorläufig vier Episoden entstand für «Armes Reiches Deutschland» das schwächste Ergebnis. Am 7. August schalteten nur noch 1,29 Millionen Menschen ein, auch bei den jungen Zuschauern entstand mit 0,65 Millionen Interessenten die niedrigste Reichweite. In Quoten bedeutete dies noch 6,7 aller bzw. 10,3 Prozent der jungen Fernsehenden.
Zum Schluss offenbarten die stark gestarteten Sozialdokus also leichte Schwächen und es zeigte sich, dass nicht alle Formate dieser Programmfarbe restlos überzeugen. Dies bestätigte am 31. Juli auch «Reich trifft Arm – Das Sozialexperiment», in dessen Zuge RTL eine reiche und eine arme Familie aufeinandertreffen ließ. Die Sendung lief im Anschluss an «Armes Reiches Deutschland» ab 23.15 Uhr, kam aber nur noch auf 0,92 Millionen Interessenten und insgesamt 6,8 Prozent sowie 0,49 Millionen junge Zuschauer, die zu 10,8 Prozent führten.
«Armes Reiches Deutschland» blickt unterdessen auf eine ordentliche Bilanz zurück, die aufgrund der Verluste innerhalb der letzten Ausgabe noch nicht wirklich Aufschluss darüber gibt, inwiefern sich die Sendung über einen längeren Zeitraum auf einem guten Quotenniveau bei RTL halten könnte. Im Mittel verfolgten 1,36 Millionen Personen ab drei Jahren am späten Dienstagabend die Sozial-Doku, darunter fanden durchschnittlich 0,74 Millionen 14- bis 49-Jährige. In Quoten ergab dies mittlere 7,1 Prozent insgesamt und im Schnitt 11,9 Prozent des jungen Publikums, womit «Armes Reiches Deutschland» knapp über der RTL-Norm abschnitt.