«Dingsda» soll zeigen, ob sich Kinder verändert haben

Der BR bereitet für Das Erste gerade eine neue Staffel des Rateklassikers vor. Annette Siebenbürger ist seitens des BR verantwortlich und hat mit Quotenmeter.de über den Klassiker gesprochen.

Da war doch was...

«Dingsda» lief zuletzt 2001 und 2002 in zwei Staffeln beim Privatsender kabel eins: Moderator war damals Thomas Ohrner.
«Dingsda» hatte seinen größten Erfolg mit der Original-Version in den 90ern, später nahm der Erfolg ab, eine Neuauflage bei kabel eins lief sogar nicht wirklich berauschend. Was hat das Original so besonders gemacht?
Originale sind besonders, weil es Originale sind. Ich möchte den Vergleich aber eigentlich gar nicht bemühen. Sehen Sie, wir haben ein Format gesucht, das gleichermaßen unterhaltsam, charmant und lustig ist. Wenn man dann noch etwas mit Kindern machen möchte, dann kommt man an «Dingsda», besonders als ARD, gar nicht vorbei. Wenn man also überlegt und an dem Projekt arbeitet und dabei bei Machern wie Unbeteiligten ausschließlich auf leuchtende Augen trifft, dann sieht man, wie viel Potential dieses Format auch heute noch hat. Ich finde die Sendung übrigens auch deshalb ein spannendes Projekt, weil man herausfinden kann, ob Kinder heute noch so sind wie vor 30 Jahren bzw. was sich verändert hat.

Sie haben sich für Mareile Höppner als Moderatorin entschieden. Das ist die wohl nicht naheliegendste Option gewesen?
Würde ich so gar nicht sagen. Mareile war zuletzt öfter in Sendungen, die der BR verantwortet hat, zu Gast. Wer sie kennt, weiß, wie herzlich, unkompliziert, offen und auch Kindern zugewandt sie ist. Verbunden mit höchster Professionalität würde ich sagen, dass sie für uns die optimale Besetzung des Formats ist.

Allgemein gibt es momentan einen Boom rund um ehemalige und nun zurückkehrende Formate. Zu sagen, dass schlicht neue Ideen fehlen, wäre vermutlich zu einfach?
Im Falle von «Dingsda» wäre es schlicht falsch. Sie haben ja recht, dass es einen Retro-Trend gibt, aber wir haben nicht nach einer ehemaligen Show gesucht, die noch nicht wieder auferstanden ist. Wir waren ja auf der Suche nach einem starken Unterhaltungsformat für die ganze Familie. Dass wir dabei auf eine bekannte und sehr erfolgreiche Marke gestoßen sind, war naheliegend. Inzwischen kann ich auch sagen: Die Marke hat wirklich nichts von ihrem Elan verloren.

Der SWR wird etwa die «Montagsmaler» in großer Stückzahl wieder aufleben lassen. Zaubert Ihnen das auch ein Funkeln in die Augen?
Die «Montagsmaler» sind aus meiner Sicht auch ein Format, das sicherlich zu großer Begeisterung führt. Eine Sendung, die heute noch ein beliebter Klassiker ist. Ich kann Ihnen jetzt aber nicht sagen, welche Beweggründe der SWR hat, die Sendung zurückzuholen.

Das Wesentliche an der Sendung sind und bleiben die Kinder.
Annette Siebenbürger
Zurück aber zu «Dingsda»: Wo geben Sie dem Format einen neuen Anstrich?
Das Wesentliche an der Sendung sind und bleiben die Kinder. Da ändert sich nichts. Aber es hat sich die Frage gestellt, ob sich Kinder heute anders verhalten und anders denken als damals. Es sind ja immerhin 30 Jahre vergangen. Ich kann sagen: Es hat sich nur sehr wenig geändert. Kinder erleben und entdecken immer noch fast genauso wie damals. Was sich geändert hat, ist die Lebenswelt der Kinder. Es ist alles schnelllebiger geworden. Kinder haben unglaubliche Ahnung auch von technischen Dingen. Auch Gesellschaftliches ist anders: Nehmen wir den Begriff „Trennung“ – das wäre ein Wort gewesen, mit dem Kinder vor 30 Jahren Probleme gehabt hätten. Heute wird relativ offen über alleinerziehende Mütter oder Väter geredet. Was ich sehr positiv finde ist aber, dass Kinder auch nach 30 Jahren und in einer nicht einfachen heutigen Zeit immer noch Kinder sind.

Gehen wir darauf mal genauer ein: Wie wird diese neue Lebenswirklichkeit Einzug finden in «Dingsda»?
Wir planen neue Elemente. Konkret wollen wir auch weiterhin zeitlose Begriffe abfragen wie „Papst“, „Kuss“ oder „Liebe“. Aber wir werden auch mehr „aktuelle“ Begriffe haben: Instagram, Facebook, Ökostrom. Wir wollen auch mit Worten wie „Pubertät“ experimentieren. Und es wird auch Retro Gegenstände geben. Kinder sollen Dinge erklären, die sie eigentlich gar nicht kennen, wie etwa „Wähltelefon“, „Musik-Kassette“ oder vielleicht die „Polaroid-Kamera“. Sie machen das gut, unser Promi-Panel im Studio ist damit klargekommen. Danach geben wir den Kindern diese Dinge auch mal in die Hand, damit sie sie kennenlernen. Sehr witzige Szenen sind da entstanden.

Zwölf Folgen sind entstanden, die Sie immer freitags zeigen.
Genau, freitags ab Oktober 2018.

Danke für das Gespräch.
09.08.2018 13:00 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/102904