«Gefragt - Gejagt» und «Denn sie wissen nicht, was passiert» rangierten zunächst auf einem ähnlichen Quoten-Niveau - bis RTL nach knapp einer Stunde erstmals Werbung zeigte. Große Probleme hatte indes «Schlag den Henssler», das bis 23:30 Uhr viel häufiger unterbrochen wurde und nie Schwung aufbaute.
Unsere Quotennews zu den thematisierten Formaten
Sie sind ein in der medialen Berichterstattung seltenes Gut: Quotenverlaufskurven, die nicht nur die durchschnittlichen Zuschauerzahlen und Marktanteile einer Sendung erheben, sondern auch aufzeigen, wie sie sich innerhalb ihrer Ausstrahlung entwickelt hat. An einem Samstagabend, an dem vier der größten fünf Sender zumindest punktuell mit attraktiven Show-Angeboten aufwarteten, sind diese Kurven natürlich von besonderem Interesse - und dank eines
Twitter-Postings von Volker Herres liegt uns zumindest die Entwicklung der Marktanteile beim Gesamtpublikum für die Zeitspanne bis kurz nach 23:30 Uhr vor. Die interessantesten Phänomene haben wir für Sie zusammengefasst:
1. «Gefragt - Gejagt» beginnt nett - und endet grandios
Gleich drei Sender versuchten sich mit überaus langen Show-Angeboten ab 20:15 Uhr, aber nur beim Ersten Deutschen Fernsehen machte sich dies offenkundig vollends bezahlt:
«Gefragt - Gejagt» begann zunächst mit relativ devoten knapp 15 Prozent Gesamt-Marktanteil, überzeugte aber ganz offensichtlich im Laufe des Abends immer mehr Menschen von sich. Die im Durchschnitt erreichten 17,6 Prozent Marktanteil erreichte man etwa in der Zeitspanne zwischen 21:30 Uhr und 22 Uhr, ab 22:30 Uhr dann knackte der «Quizmarathon» die 20-Prozentmarke und in der letzten halben Stunde nach 23 Uhr standen schließlich durchweg grandiose Werte um die 25 Prozent aller Fernsehenden herum auf dem Papier.
Eine kleine Randnotiz im Hinblick auf die ARD-Werte ist auch die Entwicklung vor 20:15 Uhr wert: Rangierte die «Sportschau» nämlich zum Ende hin bei rund 20 Prozent, langten schon fünf Minuten «Lotto»-Ausstrahlung, um einen erheblichen Knick in der Marktanteilsbilanz hervorzurufen, bevor die «Tagesschau» um 20 Uhr schließlich für eine schnelle Wende nach oben sorgte.
2. Gottschalk, Jauch und Schöneberger auf Jäger-Niveau - bis zur Werbung
Schon gewusst?
In die durchschnittlichen Einschaltquoten eines Formats gehen die Werbepausen nicht mit ein. So ist zu erklären, dass etwa «Denn sie wissen nicht, was passiert» zwar bis nach Mitternacht lief, aber nur gut drei Stunden Sendezeit bei den Quoten ausgewiesen wurden - oder «Schlag den Henssler» brutto fast fünf Stunden Sendezeit umfasste, netto aber nicht einmal vier. Ausgewiesen werden lediglich die Werte, die außerhalb der Werbepausen generiert werden.Ebenfalls ein respektables Grundinteresse rief offensichtlich die frische RTL-Show
«Denn sie wissen nicht, was passiert» hervor: Bis kurz nach 21 Uhr wurden im Schnitt etwa 12 bis 15 Prozent des Gesamtpublikums verzeichnet, womit man auf Augenhöhe mit der ersten ARD-Quizjagd lag. Dann musste der Kölner Sender Geld verdienen, die erste Werbeunterbrechung folgte - und das Duell mit der ARD war verloren. Vor allem die Zeitspanne bis 21:45 Uhr gab der Privatsender aufgrund gleich zweier Werbeunterbrechungen innerhalb relativ kurzer Zeit her, sodass das anfängliche Quoten-Niveau erst zwischen 22 Uhr und 22:30 Uhr wieder erreicht wurde, wo «Gefragt - Gejagt» längst enteilt war. Nach 23 Uhr kletterte man dann kurzzeitig über die 15-Prozentmarke, bis wiederum gegen 23:10 Uhr eine Werbestrecke folgte und die Werte erneut einbrachen. Nach den nach 22:30 Uhr gezeigten Reklamen brauchte das Entertainer-Trio jeweils ziemlich lange, um die zuvor verlorenen Zuschauer wiederzugewinnen - auch wenn also die Werbepausen nicht in die Durchschnittsquoten einbezogen werden (siehe Infobox), schadeten sie dem Sender ganz offensichtlich.
Alles in allem hielt sich RTL aber eher zurück mit der Integration von Werbepausen: Nur rund 40 der 225 Minuten Brutto-Sendezeit umfassten Reklamen, beim ProSieben-Mitbewerber «Schlag den Henssler» waren es immerhin etwa 60 von 295 Minuten - die beinahe ausnahmslos vor Mitternacht, also im direkten Wettbewerb mit den anderen Show-Formaten gezeigt wurden. Noch bescheidener agierte übrigens «Promi Big Brother», wo nur etwa 15 von 105 Minuten Brutto-Sendezeit für Reklame draufging - und damit nicht einmal 15 Prozent der Ausstrahlungszeit.
3. Viel Werbung in kurzen Abständen: ProSieben macht es Henssler schwer
Der "Werbekönig" am Abend war also
«Schlag den Henssler» mit einem Anteil von gut 20 Prozent der Brutto-Laufzeit - und das machte sich auch anhand der Einschaltquoten klar bemerkbar. Der erste Quotenknick erfolgte hier nämlich schon gegen 20:40 Uhr, weitere sollten gegen 21:10 Uhr, 21:50 Uhr, 22:25 Uhr und 23 Uhr folgen - und noch einer deutet sich in besagtem Diagramm für kurz nach 23:35 Uhr an. Der Grund ist offensichtlich: Anders als RTL, das von einer Ausnahme abgesehen seinem Publikum meist etwa eine Dreiviertelstunde Zeit ließ, mit dem eigenen Show-Programm warmzuwerden, ermöglichte ProSieben seiner Spielshow einen solchen Flow kaum. Wann immer die Werte einen leichten Ausschlag nach oben zu verzeichnen hatten - was insbesondere im Falle von Werbepausen bei «Denn sie wissen nicht, was passiert» auftrat -, musste Elton in die nächste Werbepause überleiten - und die Werte brachen wieder ein. So ließ sich bis kurz nach 23:30 Uhr zu keinem Zeitpunkt ein nennenswertes, konsistentes Plus ausmachen.
Gleichwohl ist zu sagen, dass uns leider die Verlaufswerte nach etwa 23:35 Uhr nicht vorliegen. Dieser nicht mehr sonderlich werbeintensiven und konkurrenzärmeren Zeitspanne hat es die ProSieben-Show dann wohl auch zu verdanken, dass sie im Durchschnitt immerhin noch klar über fünf Prozent des Gesamtpublikums erreichte. Die wenig publikumsfreundliche Werbepolitik der Unterföhringer bleibt allerdings ein relevantes Thema, da sie ganz offensichtlich den ausgestrahlten Formaten bei der Publikumsakquise nicht hilft.
4. «Promi BB» steigert sich spät, «Ein starkes Team» überaus konstant
Ein schöner Erfolg trotz dreifacher Konkurrenz war
«Promi Big Brother» in Sat.1, das immerhin gut neun Prozent des Gesamtpublikums erreichte. Spannend: Unmittelbar zum Beginn der Ausstrahlung gegen 22:15, als Sophia Vegas ihre Schwangerschaft bekannt gab, erreichte die Sendung bereits mit knapp zehn Prozent ihr erstes Hoch - bevor die Werte dann zunächst nur bei gut acht Prozent lagen. Anschließend ging es erst wieder nach 23 Uhr in Richtung Zehn-Prozentmarke, die von etwa 23:10 bis 23:30 Uhr durchgehend übertroffen wurde - auch, weil Gottschalk, Jauch und Schöneberger hier zeitweise pausierten. Die Werte der letzten 20 Minuten liegen dann leider nicht mehr vor, dürften aber auch im zweistelligen Bereich gelegen haben.
Ein Sonderfall war übrigens der Primetime-Sieger
«Ein starkes Team», das nicht nur im Durchschnitt sehr gute 18,3 Prozent erzielte, sondern auch von 20:15 Uhr bis 21:45 Uhr kaum eine Minute nicht im Bereich von 17 bis 19 Prozent lag. Anschließend folgte ein massiver Einbruch, als
«Der Kriminalist» übernahm - wenngleich die restliche Stunde Sendezeit dann auch wieder ziemlich konstant performte, bevor dann anlässlich des «heute-journals» der zweite große Einbruch folgte. Diese Konstanz legt zwei Schlüsse nah: Ein fiktionales Angebot wie die gezeigten Krimis motiviert weitaus weniger Menschen dazu, zwischendrin noch einzuschalten, als es bei einer Show ohne fortlaufender Handlung der Fall ist. Zugleich verliert es aber auch kaum Publikum - zumindest, wenn die Handlung überzeugt, was insbesondere bei «Ein starkes Team» offensichtlich der Fall war.