Die Moderatorin von «Time Battle» glaubt nicht, dass Onlinepräsenz automatisch in Offline-Erfolg führt. Zudem verrät sie im Interview, was es braucht, um bei der neuen ProSieben-Show zu punkten.
Zur Person
Ihre TV-Karriere begann 2000, als sie als Co-Moderatorin für die VIVA-Show «Interaktiv» ausgewählt wurde. Im Musikbereich moderierte sie bei VIVA etliche Sendungen, trat später auch bei «Top of the Tops» oder «Star Search» vor's Mikro. Als Schauspielerin wirkte sie unter anderem in der Sitcom «Was nicht passt, wird passend gemacht» mit und in der Telenovela «Lotta in Love». 2013 entschied sie sich für ein Volontariat beim NDR. 2014 stieg sie bei «extra 3» ein. Seit 2017 ist sie eines der sixx-Sendergeschichter, zudem präsentiert sie bei ProSieben «Das Ding des Jahres».Sind Sie im Vorfeld eines Showstarts nervös oder ist das nach mehr als eineinhalb Jahrzehnten im Geschäft mittlerweile Routine?
Ich bin immer noch ein nervliches Wrack, bevor eine neue Show startet. Wir beschäftigen uns über so einen langen Zeitraum mit einer Show und natürlich will man dann auch, dass es den Leuten gefällt. Mittlerweile weiß ich, dass es immer Nebengeräusche gibt. Die beeinflussen allerdings nicht mehr mein eigenes Gefühl für ein Projekt.
Gab es Fälle, in denen Sie einen Flop erleiden mussten und sich gedacht haben: "Ja, aber … warum?!"
Nein. Wenn, dann habe ich verstanden, warum. Aber das heißt ja nicht, dass es nicht weh tut. Ich habe mit dem Norddeutschen Rundfunk vor ein paar Jahren das Format «Bilder von dir» entwickelt. Nach zwei Folgen war Schluss. Wir haben trotzdem eine Grimme-Preis-Nominierung dafür bekommen, so kann es eben manchmal auch laufen. Selbst wenn du dir bei einer Sache sehr sicher bist, kann es sein, dass du stolperst. Aber ich sehe das eher gelassen. Wenn etwas scheitert,war das bisher immer für etwas Anderes gut .
Wobei zumindest ich als Zuschauer auch froh über die Unberechenbarkeit des TV-Marktes bin, denn sonst bekämen wir sicher nichts überraschendes mehr zu sehen.
Klar. Und der Faktor der Unberechenbarkeit war es auch, der mir an «Time Battle» so gefällt. Das Showkonzept verlangt eine Wahnsinnsgeschwindigkeit. Du weißt nie so ganz, wohin sich das alles noch entwickeln könnte. Die Kandidatenpaare treten ja nicht nur gegen die Zeit an, sondern auch gegen sich selbst. Sie brauchen starke Nerven. Da kommen Charaktereigenschaften zutage, die sie nicht einfach abschalten können. Gerade bei Ehepaaren, die gegenseitig sehr genau ihre Stärken, aber auch Schwächen kennen. Da wurde ich innerhalb der Show von der Moderatorin auch schon mal zur Mediatorin. (lacht)
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Die Kandidatenpaare treten ja nicht nur gegen die Zeit an, sondern auch gegen sich selbst. Sie brauchen starke Nerven. Da kommen Charaktereigenschaften zutage, die sie nicht einfach abschalten können. Gerade bei Ehepaaren, die gegenseitig sehr genau ihre Stärken, aber auch Schwächen kennen. Da wurde ich innerhalb der Show von der Moderatorin auch schon mal zur Mediatorin.
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Janin Ullmann über «Time Battle»
Hat sich ein Erfolgsrezept für «Time Battle»-Kandidatenpaare abgezeichnet?
Ja, ganz interessant war, dass sehr gute Freundinnen oder Freunde eher mal Schwierigkeiten haben, weil sie sich zu ähnlich sind. In der Show muss man sich aber gut aufteilen, denn während der eine in einer sportlichen Aufgabe oder Geschicklichkeitsaufgabe Zeiterkämpft, nutzt der andere diese Zeit, um eine Denkaufgabe zu lösen. Da ist es von Vorteil, wenn das Battle-Team unterschiedliche Fähigkeiten hat.
Im Grunde wie bei meinem Moderationskollegen Christian Düren und mir. Er ist in der Show für den sportlichen Part zuständig und ich fürs Quiz. Typisch, ich werde als Frau mal wieder nur auf meinen Kopf reduziert. Vielleicht gibt es irgendwann endlich eine Show, in der es nur um meinen Körper geht ..!
Ein ungewöhnlicher Wunsch, gerade für eine Frau in den Medien … (schmunzelt)
Ungewöhnlich, aber hoffentlich nicht unmöglich (lacht)
Als sehr zügige Show mutet «Time Battle» für mich wie ein bewusstes Gegengewicht zur modernen, 'epischen' Samstagabendshow an, die sich Zeit lässt ...
Ja, es geht in der Sendung schon sehr bewusst um den Einsatz von Zeit. Die Zeit rennt gegen die Kandidaten, aber sie können auch Zeit erkämpfen. Ich bin selbst ein Fan von Shows mit gutem Timing. Nicht zu hektisch, aber trotzdem zügig. Auch das kann eine moderne Samstagabend-Show ausmachen.
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Sobald Menschen oder Tiere involviert sind, kann immer was passieren. Und für mich sind die Momente, in denen Unvorhergesehenes passiert, oft die spannendsten.
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Janin Ullmann
Was moderieren Sie lieber: Eine Show mit vielen unvorhersehbaren Variablen, so wie «Time Battle», oder eine Sendung, wo es einen recht klar vorgegebenen Ablauf gibt, durch den Sie zu führen haben?
Das lässt sich gar nicht so leicht abgrenzen. Sobald Menschen oder Tiere involviert sind, kann immer was passieren. Und für mich sind die Momente, in denen Unvorhergesehenes passiert, oft die spannendsten. Auch bei «Das Ding des Jahres» gab es Augenblicke, in denen Erfindungen dem klassischen Vorführeffekt zum Opfer gefallen sind. Daraus entwickelt sich aber im besten Fall das interessantere Drehbuch.
Wenn das Stichwort schon fällt: Was hätten Sie denn zum «Ding des Jahres» gewählt?
Bei diesem Jahrhundert-Sommer wär für mich definitiv der Riesen-Eiswürfel für Bierkästen das Ding des Jahres geworden! Ich finde den Falt-Anhänger, der letztendlich gewonnen hat, allerdings sehr beeindruckend. Sowas hat man vorher noch nicht gesehen und der Erfinder war maximal sympathisch.
Um zu einer anderen Sendung überzugehen: Wie werden eigentlich die «Boom My Room»-Kandidaten ausgesucht?
Unsere Redaktion sucht aus den Bewerbungen, die ja von Freunden oder Verwandten und nicht von den eigentlichen 'Kandidaten' eingereicht werden, die raus, von denen wir denken: "Die haben eine Umgestaltung nötig, und es lassen sich dabei noch Tipps für das Publikum rausziehen." Mein Paradebeispiel ist eine Kandidatin mit einem Ein-Zimmer-Apartment. So ein Zimmer muss ja vieles können, dort schläft, wohnt und arbeitet man. Daran kann man gut zeigen, wie wichtig eine kluge Aufteilung ist – und wie man die umsetzen kann.
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Grundsätzlich glaube ich, dass es ein Trugschluss ist, von der Social-Media-Präsenz auf den Erfolg eines Projekts zu schließen.
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Janin Ullmann
Social Media ist ja ein Thema, das im Mediengeschäft nicht mehr müde wird. Vereinzelt soll es ja vorkommen, dass große Namen vertraglich aufgezwungen bekommen, auf ihren Accounts Werbung für ihre Projekte zu machen. Ist Ihnen das schon passiert?
Nein, aber warum auch? Wenn ich ein Projekt mag, möchte ich es auch bewerben und zwar freiwillig. Eine Klausel im Vertrag macht für mich eher bei Testimonial-Jobs Sinn.Grundsätzlich glaube ich, dass es ein Trugschluss ist, von der Social-Media-Präsenz auf den Erfolg eines Projekts zu schließen. Ausschlaggebend für die Quote ist das meiner Beobachtung nach noch lange nicht. Das funktioniert eher anders herum. Ich für mich weiß: Ich bin keine Influencerin und ich will auch keine sein.
Es gibt Sender und Produktionsfirmen, die da widersprechen würden und glauben, dass Erfolg bei Social Media auch Erfolg in anderen Medien ermöglicht.
Bestimmt, allerdings gibt es doch genug Beispiele, die zeigen, dass das Eine mit dem Anderen nicht zwingend etwas zu tun hat. Es gibt Influencer mit Millionen von Followern, die online durch die Decke gehen. Analog erzielen sie aber trotz hoher Followerzahl nicht die Reichweite, die möglich sein müsste. Es gibt da offensichtlich eine Trennlinie zwischen on- und offline. Ich glaube, dass der Erfolg, den Influencer haben, berechtigt ist. Er lässt sich aber nicht eins zu eins ins Fernsehen transferieren. Trotzdem ist das ein spannendes Feld und ich nutze Social Media selbst gerne, um auf Projekte aufmerksam zu machen. Wenn deshalb ein paar Leute mehr einschalten, freue ich mich.
Vielen Dank für das Gespräch.
«Time Battle» ist ab dem 25. August 2018 samstags um 20.15 Uhr bei ProSieben zu sehen.