Warum Jochen und Melissa eine eigene Show brauchen
Bis zu sieben Prozent Marktanteil bei sixx. Melissa Khalaj, vor allem aber Jochen Bendel, rocken die Nacht. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr – und offenbart eigentlich neue Möglichkeiten.
Die ProSiebenSat.1-Gruppe und ganz speziell sixx haben einen der größten Fehler der jüngeren Vergangenheit schnell wieder ausgemerzt. Nach einem Jahr Pause ist das sicherlich kultigste Format des Frauensenders, die «Promi Big Brother»-begleitende Late-Night-Show mit Melissa Khalaj und Jochen Bendel wieder zurück; und die Zuschauer schlagen sich die Nächte um die Ohren, um den beiden beim „Lästerine“ trinken beizuwohnen.
Man könnte sagen, Jochen Bendel hat sein halbes Leben lang nichts anders gemacht als nachts über Gott, die Welt und «Big Brother» zu plaudern. Das wäre natürlich nur halb richtig: Bendel ist ganz fest mit dem deutschen «Ruck zuck» verbunden und hat zuletzt bei Sat.1 Gold mehrere Haustiersendungen bekommen, die er mit großem Erfolg in der Primetime präsentiert. Seine wirkliche Spezialdisziplin sind aber – ohne Frage – die nächtlichen Analysen zu «Big Brother». Zwischen 2003 und 2005 präsentierte er «Big Brother bei Nachtfalke» schon beim Privatsender Tele5, der damals parallel zu den RTL II-Ausstrahlungen einstieg und die Highlights aus dem Haus nachts nochmal verwertete, kommentierte und mit Live-Eindrücken aus der WG garnierte. Zusammen mit dem „alten Schweden“ verlieh Bendel der Reality-Show die richtige Würze.
Das hatte damals wohl auch bei der ProSiebenSat.1-Gruppe erkannt und ein sehr ähnliches Format auf die Beine gestellt. 2015 lief die nächtliche sixx-Sendung erstmals. Bendels nächtliche Aktivitäten, die Quoten von teils über sieben Prozent bringen, hingen bisher aber stets am Tropf von «Big Brother». Freilich sind sämtliche Analysen, Gespräche, Gags und Spekulationen von der Interaktion in Deutschlands Promi-WG abhängig. Aber das Konzept und die damit einhergehende Bindung zwischen Jochen, Melissa, Studiohund Gizmo und den wechselnden Gästen ist eigentlich viel zu gut, um es nur einmal im Jahr für 14 Abende auszupacken.
Kann es also gelingen, eine Jochen-Bendel-und-Melissa-Khalaj-Late-Night-Show dauerhaft auf die Beine zu stellen? Die Antwort ist: Natürlich! Und sie böte für Sat.1 und ProSieben sogar bis dato ungeahnte Chancen. Sagen wir es mal so: Der überwiegende Teil der sixx-Zuschauer schaltet aktuell natürlich wegen des «Big Brother»-Bezugs ein. Und er würde nicht einschalten, würden die beiden Hosts das neueste Werk von Sebastian Fitzek analysieren oder über die Erderwärmung sprechen. Dennoch: Es gibt einen kleineren Teil, den man auch mit genau so etwas packen könnte.
Eine derartige Show, die regelmäßig – etwa einmal wöchentlich im Spätprogramm – laufen würde, müsste sich aber generell immer als das verstehen, was es ist. Trash in Reinform. Und da gibt es ja eigentlich auch auf den ProSiebenSat.1-Sendern genug Themen, die es zu besprechen gilt. Angefangen von «Fort Boyard» über «Global Gladiators» bis hin zu diversen Tanzshows, die beide Sender für den Winter angekündigt haben – und natürlich Klassiker wie «The Biggest Loser». Diese thematische Ausrichtung, garniert mit weiteren Promi- und Gossip-News, würde das Grundkonstrukt der Show daher nur anpassen, aber nicht bis ins Mark verändern. Und ProSiebenSat.1 würde auf ganz besondere Art und Weise eine Zuschauerbindung schaffen. Nach all dem, was zuletzt vom neuen CEO Max Conze zu hören war, ist genau dieser Punkt wieder in den Mittelpunkt der Überlegungen des Konzerns gerückt.
Von dem her ist es eigentlich unverständlich, warum Bendel und Khalaj eine solche Show nicht zuletzt schon machen durften. Ob man bei ProSiebenSat.1 aber wirklich den Mut und die Kreativität hat, wird sich zeigen.