Mit großer Rasanz kämpften am Samstagabend fünf Kandidatenpaare um den Sieg in einer Show, die Geschick, Ausdauer, Konzentration, Nervenstärke und Köpfchen erforderte - und überaus hölzern wirkte. Aller Schnelligkeit zum Trotz kam keinerlei Spannung auf, da es dem Neustart zu keinem Zeitpunkt gelang, den Zuschauer für das Geschehen zu interessieren.
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Man mag ProSieben nun wirklich kaum etwas Schlechtes wünschen, wenn man bedenkt, wie der Sender seit Anfang dieses Monats und noch bis in den Dezember hinein seinen Samstagabend zu gestalten gedenkt: Ausnahmslos neue Shows bzw. neue Ausgaben altbekannter Sendungen werden ausgestrahlt, was in den vergangenen drei Wochen durchwachsene Resultate mit sich brachte. Wirklich spannend wurde es in dieser Woche, da mit
«Time Battle - Kämpf um deine Zeit!» nicht nur ein brandneues Format über den Äther ging, sondern eines, das gleich viermal in Folge den Samstag bespielen soll. Das spricht für ein großes Vertrauen der Programmverantwortlichen in diese Show-Idee - woher auch immer das rühren mag, muss man nach Sichtung der Auftaktfolge bedauerlicherweise konstatieren. Denn so hübsch und potenziell vielversprechend die Grundidee auch anmuten mag, so blass und spröde präsentierte sich die Eigenkreation der UFA Show & Factual in der konkreten Umsetzung.
Drum sollten Sie bitte die Idee mit der optimistischsten Einstellung lesen, die Ihnen bei der Lektüre dieses Artikels möglich ist - denn besser wird es nicht. Fünf Zweierteams stellen sich bis zu fünf Spielerunden, die jeweils zweigeteilt sind: Ein Spieler muss zunächst in einem Aktionsspiel Geschick, Ausdauer, Konzentration und/oder Nervenstärke unter Beweis stellen und Zeit erkämpfen, die anschließend dem Partner zur Verfügung gestellt wird, um eine Quizaufgabe zu lösen. Pro überstandener Runde gewinnen die Teams 1.000 Euro, doch das eigentliche Ziel der Sendung ist das große Finalspiel, in dem die beiden stärksten Teams gegeneinander um 50.000 Euro antreten. Die Quizspiele finden unter der Moderation von Janin Ullmann statt, die Aktionsspiele begleitet der durch «taff» bekannte Christian Düren.
Man überpact zum Start - und hat danach nichts mehr zu bieten
Was gleich zu Beginn auffällt, ist die offenkundige Ambition der Verantwortlichen, ohne großes Brimborium in die Show zu starten. Ullmann und Düren begrüßen das Publikum, erwähnen in wenigen Worten das Vorgehen, begrüßen die ersten beiden Kandidatinnen und leiten nach vielleicht drei Minuten Sendezeit schon zum ersten Spiel über. Die Botschaft hinter diesem Vorgehen ist klar: Hier ist keine Zeit für großes Gelaber, lasset die Spiele beginnen! Das ist insbesondere für eine Sendung, die auf ein junges Publikum zugeschnitten ist, keine schlechte Idee - insbesondere auch im direkten Aufeinandertreffen mit einem Format wie «Denn sie wissen nicht, was passiert», das sich im Gegenzug schon ungleich mehr Zeit dabei lässt, überhaupt den jeweiligen Moderator der Folgen zu küren.
Doch hier beginnt nun auch schon die lange Liste der Probleme, die «Time Battle» aufweist: Da man kaum etwas über die beiden Kandidatinnen erfährt, ist es einem auch ziemlich egal, wie sie sich beim ersten Spiel schlagen. Da man so recht noch nicht einmal erfasst hat, warum da jetzt eine der beiden Teilnehmerinnen kleine Kartenhäuschen aufzubauen versucht, während an mehreren Stellen des Bildschirms Zahlen aufploppen, fällt das Mitfiebern schwer. Und da einem im Anschluss daran auch mit dem allerbesten Willen, offen an das Dargebotene heranzugehen, nicht ersichtlich sein will, weshalb es erst scheint, als sei jede Sekunde überlebenswichtig, wenn es im Quiz-Part einzig und alleine darum geht, in der mühsam erspielten Minute bei
einer einzigen Frage A, B oder C einzuloggen, beginnt man ziemlich schnell, die eigene Konsumentscheidung zu hinterfragen.
Da ahnt man noch nicht, dass die kommenden Stunden exakt so weitergehen sollen: Hier ein mehr oder minder interessantes Aktionsspiel, anschließend ein stets ebenso uninteressantes wie inspirationsloses und meist auch sehr träges Quiz, dann wieder ein Aktionsspiel und ein lieblos hingeklatschtes Quiz. Hin und wieder verabschiedet sich ein egales Duo und wird durch ein ebenso wurschtiges anderes Duo ersetzt, bei dem das Prozedere wieder identisch ist. Das mag in der ersten knappen Stunde Sendezeit noch einigermaßen verschmerzbar sein, da zumindest die Aktionsspiele noch abwechslungsreich daherkommen und mitunter ansatzweise unterhalten, dann aber wiederholen sich immer mehr dieser Spiele - und ab hier wird es nun wirklich mühsam.
Die Dreifaltigkeit des Grauens: Dramaturgie, Moderation und Produktionsniveau
Aber wieso kommt es denn eigentlich dazu, dass dem Zuschauer die Show so erschreckend schnell furchtbar egal ist? Daran mögen die schwachen Quizrunden ihren Anteil haben, sicherlich auch die Kandidatenpaare, die für den Rezipienten bedeutungslose Humanmasse bleiben, da sie sich kaum als Menschen vorstellen können - aber Shows wie «Gefragt - Gejagt» zeigen ja durchaus eindrucksvoll, dass uninteressante Kandidaten verschmerzbar sind, wenn die Show-Dramaturgie stimmt. Kurzum: Die fehlt hier im Grunde komplett. Hin und wieder erklärt einem eine Bauchbinde zwar, dass es da irgendein ominöses Finalspiel geben wird, auf das diese Menschen da hinarbeiten, aber man sieht über Stunden hinweg nur Spiel und Quiz. Und Spiel und Quiz. Und Spiel. Oh, da wurde ein Spiel nicht geschafft. Naja, dann tschüss! Next Duo, please. Spiel und Quiz. Spiel und Quiz. Oh, 1969 war ja gar nicht der erste Mensch im Weltall. Schade aber auch - und tschüss! Next Duo, please. So hölzern ist der Ablauf.
Zwei echte Top-Moderatoren hätten diesem faden Treiben vielleicht noch ein wenig Leben einhauchen können, doch Ullmann und Düren sind dazu nicht in der Lage, sondern tragen eher zum mechanisch-emotionslosen Gesamteindruck der Show bei. Ullmann führt ähnlich wie schon bei «Das Ding des Jahres» auf sympathische und ansatzweise humorvolle Weise belanglos durch die Sendung, sodass man ihr das kaum übel nehmen kann - zugleich aber auch versteht, warum dieser Dame bislang nie der ganz große Karriere-Durchbruch vergönnt war. Düren wiederum ist die personifizierte Moderationskarte und bleibt dermaßen blass, dass wohl schon im Oktober kaum jemand mehr wissen wird, wer eigentlich dieser Mann da war, der da bei diesem «Time Battle» immer regungslos am Spielfeldrand stand und den ohnehin eingeblendeten Spielstand sowie die ohnehin eingeblendete verbleibende Spielzeit verbalisiert hat, um zumindest irgendeine Form von Präsenz zu zeigen.
Und wenn inhaltlich und dramaturgisch schon so herzlich wenig zusammenpasst, wäre es schön gewesen, wenn die Sendung wenigstens visuell etwas hermachen würde und ein Augenschmaus wäre. Aber auch das ist nicht der Fall: Die Kulisse wirkt steril und billig, der Aktionsradius innerhalb des Studios beschränkt sich fast ausschließlich auf ein kandidatenseitiges Hin- und Herpendeln zwischen Quizpult im Hintergrund und Spielefläche im Vordergrund. Die Spiele-Aufbauten erfüllen ihren Zweck, wirken aber oftmals eher billig und auf Kostenreduktion bedacht. Das ist geradezu jämmerlich eingedenk der Referenzformate «Die beste Show der Welt», die visuell ganz weit vorne mitspielt und «Schlag den Henssler», das mit großen, aufwändigen und extrem liebevoll gestalteten Spiele-Aufbauten punkten kann. Dass dann die offenbar sehr emsig implementierten Schnitte an einigen Stellen sehr deutlich zutage treten, ist für das Team der UFA Show & Factual auch nicht gerade als Lob zu verstehen, bestätigt aber leider das bestenfalls noch mittelprächtige handwerkliche Gesamtbild dieser Sendung.
Wie hat euch der Auftakt von «Time Battle» gefallen?
Fazit: Hat man alles schon viel, viel besser gesehen
Und hiermit wäre dann auch die Thematik angeschnitten, die «Time Battle» zumindest inhaltlich ihren finalen Todesstoß verpasst: Der direkte Vergleich mit anderen Shows. Es gibt nämlich keinerlei Punktsieg für den Neustart gegenüber irgendeinem Referenzformat zu vermelden. Das ist dahingehend problematisch, dass die Grundidee der Sendung doch sehr an bereits existierenden ProSieben-Shows wie «Schlag den...» oder «Teamwork» angelehnt ist, die allesamt cleverer durchdacht, unterhaltsamer und dramaturgisch stimmiger geraten sind, handwerklich besser gemacht sind und unterm Strich einfach erheblich mehr Einschaltimpulse auslösen als diese Sendung hier. Mancher mag sich auch noch an «Die perfekte Minute» zurückerinnert fühlen, das vor einigen Jahren auf ebenfalls eher spartanische Spiele-Aufbauten und Normalo-Kandidaten setzte - aber auch dieser Vergleich mutet eher wie eine Zumutung für Ulla Kock am Brink an, die bei jedem ins Glas springenden Tischtennisball mehr Emotionen zeigte als Ullmann und Düren in der gesamten Sendung. Und deren Team vor allem auch schon einmal davon gehört hat, wie man ein Publikum mit Menschen mitfiebern lässt, die man noch nie zuvor gesehen hat.
An all diesen Dingen scheitert das Team um «Time Battle» bedauerlicherweise dermaßen kläglich, dass man sich fragt, wie um alles in der Welt diese Sendung noch drei weitere Samstagabende
in Folge tragen soll, wenn sie es noch nicht einmal einen Dreistünder lang schafft. Mit viel gutem Willen kann man dem Format bescheinigen, über eine halbe, vielleicht eine Stunde einigermaßen schmerzfrei zu unterhalten, doch spätestens an dem Punkt, wo sich auch die Aktionsspiele zu wiederholen beginnen, ist das letzte Bisschen Restluft aus dieser Luftnummer entwichen. So bedauerlich es auch sein mag für den Unterföhringer Sender, aber alles andere als eine herbe Quoten-Enttäuschung wäre nach dem, was er seinem Publikum an diesem Samstagabend anbot, eine große Überraschung.
ProSieben zeigt drei weitere Folgen von «Time Battle - Kämpf um deine Zeit!» an den kommenden drei Samstagabenden.