Neues Studio, sonst alles beim Alten? Wir haben uns den Auftakt zur fünften «Die Höhle der Löwen»-Staffel angeschaut und sind leicht ernüchtert.
Vier immens erfolgreiche Staffeln liegen bereits hinter der VOX-Gründershow «Die Höhle der Löwen». Da drängt sich, wie auch bei anderen Erfolgssendungen, ganz langsam die Frage auf: Was nun? Einfach in aller Seelenruhe weiter machen, frei nach dem Motto "If it ain't broke, don't fix it"? Oder lieber den Quotenbringer überarbeiten, damit er nicht schal wird? Bei VOX und Sony Pictures Television hat man sich jedenfalls dazu entschieden, zwischen Staffel vier und Season fünf nicht zu sehr an den Stellschrauben zu drehen.
Ein wenig hat sich dennoch geändert. So bekam das Studio ein dezentes Lifting verabreicht. Das visuelle Grundkonzept bleibt gleich, jedoch gibt es eine entscheidende Ergänzung: Die Rückenwand hinter den Löwen ist nun mit einem Großstadt-Nachtpanorama verziert, was die titelgebende «Höhle der Löwen» etwas einladender gestaltet als bislang. Ästhetisch wurde den Löwen also ein spitzer Zahn gezogen – was aber nicht negativ zu verstehen ist. Im Vergleich zur US-Variante namens «Shark Tank», in der Gründerinnen und Gründer teils harsch runter gebuttert werden, kommt «Die Höhle der Löwen» schon seit der ersten Staffel konstruktiver daher. Das darf man in Staffel fünf durchaus endlich mal im Studiodesign widerspiegeln.
Ein Aspekt, der sich dagegen nicht verändert hat, ist der Prolog vor der Episode. Dass es in Staffel eins einen minutenlangen Vorklapp gab, der das Sendungskonzept erklärt und mit kleinen Clips einen Vorgeschmack auf das gibt, was in diesem Format so passiert, war nachvollziehbar. Einen vier Minuten langen Prolog, der Highlights aus der neuen Staffel präsentiert und das Showkonzept vorstellt, hätte die mittlerweile fünfte Runde einer Hitsendung hingegen wahrlich nicht mehr gebraucht.
Abgesehen davon war es eine solide, wenngleich etwas spröde erste Folge, mit der die fünfte «Die Höhle der Löwen»-Runde auf die Mattscheiben gelangt ist. Der erste Pitch, die Präsentation eines 'Catch-up' genannten Staubsaugeraufsatzes, der Kleinteile raus filtert, war noch in ganzer Linie das, was viele aus dem «Die Höhle der Löwen»-Stammpublikum von der Sendung wollen. Maschmeyer übte sich in Wortspielen ("
Gründer sind für mich die
Gründe zu investieren"), Thelen gab Einblick in seine Alltagsuntauglichkeit ("Ich habe noch nie gestaubsaugt") und Wöhrl schwärmte von ihrem "Familienunternehmen". Der Gründer trat selbstbewusst auf, sein Produkt war kurios und dennoch alltagsaffin und es gab ein kleines Wettbieten. Anders gesagt: Spaß, Spannung und … LEGO-Steine.
Auch der zweite Pitch, für die Dosenfrucht 'Jacky F', überzeugte. Weniger Floskeln, mehr kritische Nachfragen der Löwen und ein aufreibendes Verhandeln zwischen Thelen und der Gründerin, die letztlich die in der Sendung genannten Angebote für ihr Unternehmen ausschlägt. Im Nachgespräch mit Ermias Habtu ist sie aufgekratzt, aber die Regie blendet weg, bevor sie in Tränen ausbricht. So wurde eine potentiell effekthascherische Situation von der Redaktion geschmackvoll gelöst.
Der weitere Episodenverlauf war zunächst unspektakulär. Während die ersten beiden Pitches direkt verschiedene Stärken der Sendung aufzeigten, hat die Redaktion mit Pitch drei und vier der Episode wenig denkwürdige Präsentation aneinander gereiht. Rätselhaft bleibt letztlich, wieso eine neuartige Friseurschere namens Calligraphy Cut als ausgedehnt präsentierter Schlusspitch des Staffelauftakts herhalten sollte. Der Pitch fiel trocken aus, und selbst wenn sogleich zwei millionenschwere Investitionsangebote ausgesprochen wurden, blieb auch die Reaktion der Löwen eher bodenständie. Hier ließ sich das «DHDL»-Team wohl zu sehr von den stattlichen Summen mitreißen, statt auf den Unterhaltungs- oder Informationswert des Pitches zu achten. Da hätte die Schere doch was öfter angesetzt werden dürfen. Aber lieber ein zu spröder Staffelauftakt als ein überdramatisierter.
«Die Höhle der Löwen» ist ab sofort wieder jeden Dienstag ab 20.15 Uhr bei VOX zu sehen.