Die glorreichen 6 – Denkwürdige High-School-Filme (Teil V)
High-School-Filme haben aus unerklärlichen Gründen bei vielen Filmfans einen schlechten Ruf. Dabei gibt es zahlreiche gelungene Genrevertreter. Wir stellen sechs davon vor. Heute: Die Satire «Girls Club – Vorsicht bissig!»
Die Handlung
Filmfacts: «Girls Club – Vorsicht bissig!»
Laufzeit: Mark Waters
Produktion: Lorne Michaels
Drehbuch: Tina Fey; frei nach einem Selbsthilfebuch von Rosalind Wiseman
Darsteller: Lindsay Lohan, Rachel McAdams, Tim Meadows, Ana Gasteyer, Amy Poehler, Tina Fey, Lizzy Caplan, Lacey Chabert, Neil Flynn, Amy Poehler
Musik: Rolfe Kent
Kamera; Daryn Okada
Schnitt: Wendy Greene Bricmont
Veröffentlichungsjahr: 2004
Laufzeit: 97 Minuten
FSK: ab 6 Jahren
Cady Heron muss sich umgewöhnen: Die 16-Jährige und ihre Eltern lebten bislang in Afrika, doch nun geht es aufgrund beruflicher Veränderungen bei ihrer Mutter in die USA, genauer gesagt nach Illinois. In der Wildnis einer öffentlichen Schule erwarten Cady ein Kulturschock sowie neue Freunde: Der offen homosexuelle und ein wahnsinnig dickes Fell besitzende Damian und die künstlerisch begabte, schlagfertige Janis. Sie dienen Cady als Safariguide durch die soziokulturelle Welt einer durchschnittlichen High School.
Als Cady mit einer Clique namens The Plastics in Kontakt kommt, ist Cady platt. Das Trio besteht aus den beliebtesten Mädchen der Schule: Karen, die die Rolle des "Dummchens" übernommen hat, Tratschtante Gretchen und Schuldiva Regina. Die Drei wollen Cady in ihre Clique einladen, was die Neue verwirrt. Aber auf Damians und Janis' Anraten tritt sie der elitären Gruppe bei – mit dem Ziel, Mäuschen in einem ihr fremden Milieu zu spielen und darüber zu lachen. Doch die Ereignisse überschlagen sich bald darauf …
Die 6 glorreichen Aspekte
Wie schon «Ich glaub', ich steh' im Wald», basiert auch «Girls Club» auf einem Sachbuch, in diesem Fall auf einem Ratgeber/einer Interviewsammlung. Aus den messerscharfen Beobachtungen über die ständige Gefahr der Hinterlistigkeit, der sich Teenager (vor allem weibliche) im Subkosmos Schule ausgesetzt sehen, hat Drehbuchautorin (und Nebendarstellerin) Tina Fey eine satirisch-gerissene Jugendkomödie geformt: «Girls Club» baut Szene für Szene auf betrüblichen Erkenntnissen darüber auf, wie sich Teenies gegenseitig das Leben schwer machen. Mit spitzer Feder reiht Fey Mikroaggressionen aneinander, wie etwa das Verurteilen einer Mitschülerin, die ohne falsche Bescheidenheit Komplimente annimmt, oder abwertende Blicke auf Halloween-Partys, wenn sich ein Mädchen nicht aufdonnert.
Dass «Girls Club» bei aller authentisch abgebildeten Garstigkeit trotzdem amüsant, statt niederschmetternd ist, ist Feys flippigem Duktus zu verdanken. Die Dialoge behalten stets eine quirlige Kadenz bei und sind gerappelt voll mit bissig unterstrichener Doppelzüngigkeit sowie beiläufig-feschen Provokationen – wie etwa einer eklatanten Differenz zwischen der Theorie, ob eine Schießerei stattgefunden hat (Stille) oder der Möglichkeit, dass der Schulball ausfällt (Panik). Der Grundplot bietet dem eine fruchtende Basis:
«Girls Club» dreht sich um eine neu aus Afrika dazu gezogene Schülerin, die nach einem Leben des Heimunterrichts mit der scheinbar banalen, in Wahrheit aber fiesen Welt des (US-)Schulsystems konfrontiert wird. Und nach anfänglichem Kulturschock übernimmt sie (in einem Racheakt) all jene Eigenheiten, die sie verurteilt. Das Publikum wird durch die Erzählstruktur dazu verleitet, die Protagonistin anzufeuern, und wird somit genauso doppelzüngig wie Lindsay Lohans Cady.
Lohans Schauspiel ist das Rückgrat dieses von Mark Waters geradlinig inszenierten Films. Der Film geschieht zu weitem Grade um ihre Rolle herum, doch Lohan schafft es mit ihrem Gestus, eine unschuldige Naivität auszudrücken, der eine große, filmische Wirkkraft innewohnt. Dass Lohan, wie auch ihre Ko-Stars Amanda Seyfried und Rachel McAdams, gegen das anspielt, was später ihr Leinwandimage werden sollte, verleiht «Girls Club» im Rückblick zusätzlichen Reiz: McAdams nicht als charmante, aufgeweckte Frau, sondern als eiskaltes Biest zu sehen, Lohan als Normalität auf zwei Beinen und Seyfried als hohle Nuss, hat einen nicht zu verleugnenden Witz.
Vor allem aber begeistert «Girls Club» damit, mit welcher Leichtigkeit und Treffsicherheit diese Komödie ein eklatantes Problem des Teenagerdaseins kommentiert: Der ewige Kampf um soziale Akzeptanz wird so verbissen geführt, dass Jugendliche ihre soziale Kompetenz verlieren.
«Girls Club – Vorsicht bissig!» ist auf DVD erhältlich sowie via Amazon, maxdome, iTunes, Netflix, Google Play, Microsoft, Sony, Chili, Rakuten TV und Videoload abrufbar.