Von lauwarmen zu heißen Flirts: «Love Island» gelingt der Durchbruch

Nach einer ersten Staffel, die noch nicht so recht Aufschluss über das Hit-Potenzial der Datingshow gab, kommt das Format mit Jana Ina Zarrella nun so richtig aus sich heraus.

Das Sendekonzept des Dschungelcamp wird zunehmend zu einem senderübergreifenden Trend: Über mehrere Wochen am Stück wartet am späten Abend inzwischen nicht mehr nur «Ich bin ein Star» auf, sondern kürzlich auch «Promi Big Brother» und nun wieder «Love Island - Heiße Flirts und wahre Liebe». Das war freilich auch schon im vergangenen Jahr der Fall, allerdings mit eher durchwachsenem Erfolg für die beiden letztgenannten Formate. Diesmal hingegen hat sich nicht nur das Promi-Haus sichtlich rehabilitiert, sondern auch Jana Ina Zarrellas Show feiert nach einer sehr durchwachsenen ersten Staffel durchschlagende Erfolge. Jede Folge lief bis dato besser als im Vorjahr, die meisten steigerten sich sogar sehr deutlich.

Dass im zweiten Anlauf mehr gehen könnte als im ersten, betonte bereits die anderthalbstündige Auftaktfolge am Montag, die zur besten Sendezeit um 20:15 Uhr mit 1,02 Millionen erstmals überhaupt die Millionenmarke knackte und beim Gesamtpublikum recht gute 3,5 Prozent Marktanteil verbuchte. In der klassischen werberelevanten Zielgruppe wurden 0,70 Millionen Menschen erreicht, der damit verbundene Marktanteil von 7,8 Prozent markierte ebenfalls einen neuen Bestwert - es sollte nicht der letzte bleiben. Gleichwohl ist zu sagen: 2017 hatte man mit 0,98 Millionen und 3,2 bzw. 7,3 Prozent nur leicht schwächer debütiert, kam dann auf dem regulären Sendeplatz um 22:15 Uhr aber nicht mehr so recht aus sich heraus.


Der wahre Durchbruch folgt am Spätabend


Doch vor allem das war in den vergangenen vier Tagen dann komplett anders. Am Dienstag etwa wurde die Montags-Reichweite trotz der ungleich weniger attraktiven Sendezeit mit 0,92 Millionen beinahe gehalten, was der Sendung mit 5,3 Prozent den bis dato mit Abstand höchsten Marktanteil von 5,3 Prozent einbrachte. In der Zielgruppe ging es mit 9,8 Prozent bei 0,60 Millionen ebenfalls in bislang ungeahnte Höhen empor, keine einzige Folge des Vorjahres war über 7,6 Prozent hinaus gekommen. Und dieser große Erfolg lag zumindest nicht ausschließlich am starken «Hartz und herzlich» im Vorlauf, das beim Gesamtpublikum auf ähnlicher Flughöhe lag, bei den Jüngeren aber "nur" 8,9 Prozent generierte.

Kleinere Bedenken, ob das tolle Niveau mittelfristig gehalten werden kann, könnte dann am Mittwoch aufgekommen sein, als die Zahlen auf sehr hohem Niveau klar auf 4,2 und 8,1 Prozent bei noch 0,78 Millionen Interessenten sanken. Beim Gesamtpublikum ließ sich dies auf die schwächere «Die Wollnys»-Performance im Vorfeld attribuieren, bei den 14- bis 49-Jährigen allerdings lief es für die «Schrecklich große Familie» mit 9,8 Prozent hingegen sogar noch stärker als am Vortag für die Sozialdoku. Doch schon der Donnerstag dürfte diese latenten Bedenken wieder zerstreut haben, als wieder deutlich bessere 4,6 sowie 9,7 Prozent bei 0,86 Millionen zu Buche standen. Am Freitag mussten sich die Zuschauer dann auf die ungewohnt späte Sendezeit um 23:10 Uhr einstellen, was allerdings aus Quotensicht kein Problem darstellte: Erneut wurden fantastische 5,3 bzw. 9,7 Prozent bei 0,78 Millionen Fernsehenden erreicht.


Beeindruckende Zwischenbilanz, Flop beinahe ausgeschlossen


«Love Island»-MAs im Wochenvergleich 2017

  • 1. Woche: 5,4%
  • 2. Woche: 5,7%
  • 3. Woche: 5,4%
Durchschnittliche Marktanteile von jeweils sieben Folgen bei den 14- bis 49-Jährigen.
Ein wenig unter geht im Reigen der Rekorde die Tatsache, dass am Vorabend zwischen «Köln» und «Berlin» auch noch kurze Flash-Clips laufen, die das Publikum auf den abendlichen Dating-Spaß einstimmen sollen - und die erreichten in den vergangenen Tagen bis zu 12,7 Prozent des jungen Publikums. Auch das kann dazu beigetragen haben, dass die ersten fünf Tage der dreiwöchigen Ausstrahlungsperiode ungleich stärker performten als 2017: Wurden im Vorjahr in diesem Zeitraum durchschnittlich gerade einmal 0,71 Millionen Menschen erreicht, kletterte die Zuschauerzahl in diesem Jahr auf ungleich höhere 0,88 Millionen - was natürlich auch mit einem signifikanten Marktanteils-Boost von 3,2 auf 4,6 Prozent einherging. Bei den 14- bis 49-Jährigen liest sich die Entwicklung der Marktanteile sogar noch beeindruckender: Statt ordentlicher 5,7 Prozent standen in den vergangenen fünf Tagen fantastische 9,0 Prozent auf dem Papier.

Nun ist darauf hinzuweisen, dass noch nicht einmal ein Viertel der Staffel beendet ist und eine Erosion der Werte durchaus im Bereich des Möglichen liegt, wenngleich eine solche im Vorjahr ebenso wenig auszumachen war wie ein nennenswerter Zugewinn (siehe Infobox). Insbesondere was die staffelinterne Quotenentwicklung anbetrifft, lehrten die Dschungelcamp- und «Promi BB»-Staffeln der vergangenen Jahre, dass diese bei täglichen Event-Programmierungen kaum seriös vorhersehbar ist, es meist aber doch ein ziemlich gutes Zeichen darstellt, wenn es schon an den ersten Tagen gelingt, eine starke Basis aufzubauen. Oft klettern die Werte dann zwar hintenraus noch ein wenig oder rutschen latent ab, dramatische Entwicklungen sind aber die große Seltenheit. Und so scheint es, als gelänge es nach RTL und Sat.1 nun auch RTL II, eine tägliche Event-Programmierung über mehrere Wochen im eigenen Programm zu platzieren. Was wiederum die Begehrlichkeiten wecken dürfte, auf diesen Zug aufzuspringen - zumal sich der Spätabend bei den meisten Privaten in den vergangenen Jahren zunehmend zu einem weiteren Stiefkind entwickelte, das zunehmend vernachlässigt wurde und entsprechend im Regelbetrieb kaum mehr die ganz großen Quotenhits vorweisen kann.
15.09.2018 15:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/103806