Nach den stark gesunkenen Quoten und der enormen Kritik an Hensslers Leistung, wird es keine weitere Ausgabe der Samstagabend—Show geben. Für ProSieben ist das die zweite Show-Pleite binnen kurzer Zeit.
Am Ende waren die Fußstapfen von Stefan Raab zu groß: Drei Tage nach den niederschmetternden Quoten der achten
«Schlag den Henssler»-Live-Show gibt der ehemalige TV-Koch auf. ProSieben teilte am Dienstagabend via Twitter mit, dass schon die nächste, für Dezember geplante Sendung des Formats nicht mehr ausgestrahlt werde. Die Aufgabe Hensslers folgt nach schwerer Kritik, die sich vor allem auf die Shows im Juni und August diesen Jahres bezog. Beide Ausgaben verlor Steffen Henssler deutlich. Dem Raab-Nachfolger wurde bei seinen Auftritten damals Lustlosigkeit, teils Unkonzentriertheit und sogar die Unfähigkeit, sich so in Spiele hineinzufuchsen, wie es Raab konnte, vorgeworfen. Kurzum: Die Presse machte relativ kurzen Prozess und fragte schon im August, ob die Show kurz vor dem Aus steht.
Zudem wurden die Kritiken auch seitens der Fans immer negativer. Wohl in Folge der Enttäuschung bei den Ausgaben im Sommer (die aber noch auf jeweils mehr als elf Prozent Marktanteil kamen), sackte die Quote in der Zielgruppe zurückliegenden Samstag erstmals in den einstelligen Bereich und lag mit 7,9 Prozent so tief wie nie zuvor bei «Schlag den Raab», «Schlag den Star» oder «Schlag den Henssler» am Samstagabend um 20.15 Uhr.
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Ich habe alles gegeben, aber man braucht nicht lange um den heißen Brei herumzureden: Der Zuschauer will mich in dieser Rolle nicht sehen und das muss man einfach akzeptieren.
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Steffen Henssler
Das Votum der Zuschauer hat Henssler offenbar verstanden. Klar und deutlich fiel daher seine Analyse aus: „Mir war von Anfang an klar, dass es kein Spaziergang wird diese Sendung zu übernehmen. Ich habe alles gegeben, aber man braucht nicht lange um den heißen Brei herumzureden: Der Zuschauer will mich in dieser Rolle nicht sehen und das muss man einfach akzeptieren. Und deswegen heißt es jetzt: Mund abwischen und ab ins nächste Abenteuer. Ich möchte mich aber noch mal ausdrücklich bei allen Verantwortlichen von ProSieben und Brainpool für die tolle Zeit und das entgegengebrachte Vertrauen bedanken.“
ProSieben-Chef Daniel Rosemann formulierte es etwas diplomatischer: "Fernsehen bedeutet ständige Veränderung – für Künstler, für Sender und für Shows. Wir respektieren Steffen Hensslers Wunsch, einen nächsten Schritt zu gehen und bedanken uns bei ihm herzlich für eine gute gemeinsame Zeit."
Henssler kam im Sommer 2017 als gefeierter VOX-Mann zu ProSieben. Der Münchner Sender hatte ihn nicht ohne Stolz verpflichtet und dachte, jemanden gefunden zu haben, der ähnlichen Ehrgeiz entwickeln kann wie einst eben Stefan Raab. Seine Bilanz in der VOX-Show «Grill den Henssler» jedenfalls ist mehr als eindrucksvoll. Henssler machte die XXL-Kochshow am Sonntagabend, die aus der «Kocharena» hervorging nicht nur zum absoluten Quotenerfolg mit bis zu 13,7 Prozent in der Zielgruppe, er war seinen Gegnern auch regelmäßig überlegen. Von 66 Sendungen gewann er 51 Stück – weder in Staffel eins, noch in Staffel drei und sechs verlor er eine Show. Teils änderten die Macher die Regeln, um es den Promi-Kandidaten leichter zu machen, gegen das Genie am Herd zu punkten.
Dass Henssler Mitte 2017 aufhörte, kam überraschend. Für Henssler war nach rund vier Jahren offenbar Zeit für Neues. Doch er unterschätzte offenbar das Spiel «Schlag den Henssler» und ProSieben überschätzte ihn. Denn Hensslers Vita lehrt auch, dass er kein absoluter Quotengarant war. Als er 2015 die Nachfolge als «Restauranttester» von Christian Rach übernahm, sanken die Marktanteile des früheren RTL-Erfolgs recht zügig unter den Senderschnitt. Schneller als gedacht war Schluss mit dem Versuch.
Bei «Schlag den Henssler» hat sich der Gastronom also ein zweites Mal eine blutige Nase geholt; wenngleich es verkehrt wäre, den schwarzen Peter ausschließlich bei ihm zu suchen. Fakt ist auch, dass es im Laufe des Jahres 2018 immer vehementere Kritik gegen die zum Teil als unverschämt empfundene Werbeblock-Platzierung seitens ProSieben gab. Der Münchner Sender zeigte gefühlt (!) mehr Spots denn je, die Wahrnehmung rührte aber vor allem daher, dass Spiele immer unsensibler durch Reklame unterbrochen wurden und kaum mehr sich natürlich ergebende Pausen im Ablauf – etwa wegen Kleidungswechsel – für Reklame genutzt wurde.
Das überraschende Aus von «Schlag den Henssler» wirft nicht zuletzt auch ein ungutes Licht auf ProSieben als Samstagabend-Showsender. Die TV-Station hatte noch im Sommer eine große Showschiene von August bis Weihnachten versprochen, musste diese aber recht schnell beenden, weil man mit dem selbst erdachten «Time Battle» (Produzent UFA Show & Factual) nicht nur einen brutalen Quotenflop landete, sondern auch inhaltlich weit daneben lag. Drei Samstage lang liefen also doch wieder Spielfilme.
Mitte Oktober startet nun die nächste ProSieben-Kreation – ein von Elton moderiertes Format namens «Alle Gegen Einen». Vier Folgen sind geplant. Zudem sollen im Herbst noch weitere Shows mit Joko und Klaas den Samstagabend bevölkern. Wie es mit der «Schlag den…»-Idee weitergeht, bleibt zur Stunde derweil unklar. Eine denkbare Variante wäre, «Schlag den Star» wieder in der 15-Spiele-Version und live aufleben zu lassen. In einer kürzeren Variante und in zwei Folgen bewies der «Schlag den Henssler»-Vorgänger im Hochsommer am Donnerstagabend, dass hier noch hohe Quoten möglich sind. 15,5 sowie 13,2 Prozent Marktanteil wurden in der klassischen Zielgruppe gemessen.
Und Henssler? Auch dessen Zukunft ist unklar, auch wenn er von kommenden neuen Abenteuern spricht. Kommenden Sonntag kehrt er zunächst an alte Wirkungsstätte zurück. Schon vor Wochen hatte er einen Gastauftritt beim Sommer-Grill-Special von «Grill den Henssler» absolviert – die Episode wird ausgerechnet am kommenden Wochenende ausgestrahlt. Und: Weil die «Grill den…»-Shows nach Hensslers Abgang ebenfalls Quotenverluste zu erdulden hatten, sagte VOX die sonst übliche Herbst-Staffel komplett ab. Ob man 2019 weitermacht, ließ der Sender bis zuletzt offen. Man könnte sagen: Es gäbe da jemanden, der sicherlich wieder Zeit hätte…
Lesen Sie auch nochmal: Unsere große Analyse zur Show vom zurückliegenden Samstag.