Michael Kessler: ,Die Comedy ist in einer schwierigen Situation'

Am Rande des «Comedypreis» hat Quotenmeter.de mit Michael Kessler über den Zustand der deutschen Comedy und «Kessler ist...» gesprochen. Welches Format mit ihm dagegen keine Fortsetzung findet, verrät er im Interview...

Zur Person: Michael Kessler

Michael Kessler wurde 1967 in Wiesbaden geboren. Nach seinem Abitur 1986 begann seine Laufbahn an der Westfälischen Schauspielschule Bochum, sein Kinodebüt feierte er Anfang der 1990er Jahre. Im TV wirkte er in den letzten Jahren an unzähligen Projekten damit, darunter «Switch reloaded], [[Genial daneben»] und «Kesslers Knigge». Aktuell arbeitet der Comedian, Schauspieler und Entertainer an neuen Folgen von «Kessler ist …», die 2019 im ZDF laufen sollen.
Herr Kessler, wie hat Ihnen die diesjährige Verleihung des «Comedypreis» gefallen?
Gut! Viele gute Leute haben Preise gewonnen - und wenn die Kollegen für ihre Arbeit belohnt werden, freue ich mich immer.

Gibt es ein Format, dem Sie einen Preis gewünscht hätten, das allerdings leider leer ausgegangen ist?
Meinem eigenen (lacht)! (Anmerkung der Redaktion: Michael Kessler war mit der rbb-Produktion «Meine heile Welt» in der Kategorie "beste Innovation“ nominiert)

Wie sehen Sie den Zustand der deutschen Comedy im Jahr 2018? Es wird ja immer viel geschimpft. Wie würden Sie das sehen?
Die Comedy ist in einer schwierigen Situation. Die Sketch-Comedy hat sich ein wenig totgelaufen, die Sitcom sucht nach neuen Impulsen - denn es ist so viel erzählt worden, und das Rad erfinden wir nicht neu. Es wird immer schwieriger, gute Comedy zu machen - und deshalb wird sie glaube ich auch immer rarer. Die Dinge, die hervorstechen, werden immer seltener, weil es einfach so wahnsinnig viel gibt. Hinzu kommt, dass wir inzwischen auch die Comedy aus anderen Ländern sehen, ob auf Netflix oder YouTube oder sonst wo - und das macht’s für die deutsche Comedy auch nicht einfacher. Ich glaube deswegen nachwievor, dass sich die deutsche Comedy noch viel mehr trauen kann oder sogar wagen muss.

Wir dürfen jetzt nicht die Sitcoms der 90er Jahre wieder machen. Da muss schon was Neues passieren, damit der Zuschauer wieder Gefallen daran findet. Ich würde behaupten, dass der Zuschauer immer nach der Überraschung und dem Neuen sucht – und nicht nach der Wiederholung.
Michael Kessler über den Zustand der deutschen Comedy
Der wiederauferstandene Fun Freitag in Sat.1, die Sitcoms und Serien bei RTL - sind das nicht alles richtige Ansätze?
Dass Comedy überhaupt gemacht wird, ist natürlich schon richtig. Es darf aber nicht Rückwärtsgegangen werden. Wir dürfen jetzt nicht die Sitcoms der 90er Jahre wieder machen. Da muss schon was Neues passieren, damit der Zuschauer wieder Gefallen daran findet. Ich würde behaupten, dass der Zuschauer immer nach der Überraschung und dem Neuen sucht – und nicht nach der Wiederholung.

Für das ZDF arbeiten Sie derzeit an neuen Folgen für «Kessler ist…». Wie ist da der Stand der Dinge?
Wir drehen gerade. Und es ist sehr viel Arbeit, wie immer. Aber die Arbeit lohnt sich aus meiner Sicht. Ich persönlich halte «Kessler ist…» für sehr spannend. Denn: Der Zuschauer wird hier noch überrascht und berührt. Und das passiert ja nicht mehr so oft im Fernsehen…

Wie viele Drehtage veranschlagen Sie pro Person?
Wir drehen pro Person vier Tage, wobei wir den Prominenten an drei Tagen vor Ort haben.

Sie selbst brauchen sicherlich länger…
(lacht) Ich brauche ein Vielfaches von vier Tagen! Ich überleg mir die Fragen alle selber, ich entwickelte die Richtung für jeden Prominenten - glauben Sie mir, das braucht sehr viel Zeit.

Ich bin immer offen und neugierig auf das, was kommt - und auf das, was mir selber einfällt. Denn es schwirren noch einige spannende Ideen in meinem Kopf herum!
Michael Kessler über seine Zukunft
Gab es einen Prominenten, der Sie in der Sendung in den vergangenen Jahren auf besondere Weise gefordert oder berührt hat?
Fordern tun die mich alle auf sehr extreme Weise! (schmunzelt) Das Format ist das schwierigste, was ich je in meinem Beruf gemacht habe. Und was das Berühren angeht: Ich bin dann berührt, wenn die Promis berührt sind – das löst in mir natürlich auch was aus. Und das passiert ja vor allem im Finale. Ich finde es toll, wenn Prominente es zulassen können, ein ehrliches Gefühl zu zeigen und nicht immer nur der Starke und der Tolle sein wollen-

Wie steht es eigentlich um das ZDFneo-Format «Sitzheizung gibt’s nicht»? Ist die Sendung abgesetzt?
Ja.

Herr Kessler, Sie haben im Fernsehen schon an vielen ganz unterschiedlichen Formaten mitgewirkt: In klassische Comedy-Formate, in ernsthafteren Sendungen. Wo sehen Sie ihre Zukunft?
Ich sehe meine Zukunft weiterhin in innovativem, gutem und anderem Fernsehen, das immer wieder auf mich zukommt und was ich selber mitentwickle. Ich kann schwer immer nur Altes wiederholen, ich möchte neue Sachen machen und mich mit denen auch immer wieder neu erfinden - von daher bin ich auch zuversichtlich, dass es in Zukunft noch interessante Dinge von mir zu sehen geben wird!

Vorausgesetzt ein Konzept wäre innovativ, gut und anders: Wäre es Ihnen dann egal, bei wem sie es umsetzen würden?

Ich treffe meine Entscheidungen mit meinem Bauch und bin der festen Ansicht, dass diese Dinge zur richtigen Zeit auf einen zukommen. Ich bin immer offen und neugierig auf das, was kommt - und auf das, was mir selber einfällt. Denn es schwirren noch einige spannende Ideen in meinem Kopf herum!

Herr Kessler, herzlichen Dank für das Gespräch!
14.10.2018 14:12 Uhr  •  David Grzeschik Kurz-URL: qmde.de/104408