Sat.1 wollte der Deutschen Tourenwagen-Masters nach schwachen Ergebnissen im Ersten zu neuem Glanz verhelfen. Wie schnitt der Rennsport in seiner ersten Saison beim Privatsender ab?
Rennsport hat bei den autovernarrten Deutschen schon seit langer Zeit einen festen Platz im Fernsehprogramm. Doch das Interesse schien in den vergangenen Jahren zurückzugehen. Mit RTL, das über Jahre hinweg Verluste im Zuge der Formel 1 verbucht hatte, überträgt nur noch ein deutscher Sender die beliebte deutsche Rennserie. Und die Übertragungen von den seit 2000 stattfindenden Deutschen Tourenwagen-Masters, kurz DTM, gerieten im Fernsehen in den vergangenen Jahren sogar zur Liebhaber-Sendung, als die Rennserie im Ersten samstags und sonntags am Nachmittag selten über acht Prozent aller Zuschauer unterhielt. Nichtdestotrotz lieben viele Deutsche noch immer ihre DTM und Sat.1 erkannte ein Potenzial.
Im Zuge seiner Sportmarke «ran» sicherte sich Sat.1 Ende 2017 die Übertragungsrechte am Rennsport-Wettbewerb über zwei Saisons. Schon damals wirkte die Entscheidung wie ein sehr mutiger Schritt angesichts der lahmenden Quoten, doch davon ließ sich Sat.1 zunächst nicht beirren. Der Privatsender plante eine crossmediale Auswertung der Rennserie, nicht bloß über lineares Fernsehen, sondern auch über Live-Stream auf Website und «ran»-App. Mit Andrea Kaiser und Matthias Killing moderierten und berichteten für «ran racing» zwei bekannte und beliebte Personen aus der «ran»-Marke, die zusammen mit Kommentator Edgar Mielke und Experte Timo Scheider ein vierköpfiges Team bildeten.
Dieses hatte zum Saisonauftakt in Hockenheim am 5. Mai ihren ersten Einsatz. Wie üblich fanden die DTM-Rennen dabei alle zwei Wochen statt, pro Rennwochenende mit je einem Rennen samstags und sonntags. Die Premiere der DTM bei «ran racing» lief im Vergleich zu den Vorjahreswerten sehr sehenswert. Im Schnitt verfolgten 700.000 Zuschauer am Samstagnachmittag ab 13.30 Uhr das erste Rennen im Jahr 2018, was insgesamt 8,3 Prozent ergab, womit die Übertragung aus Gesamtsicht sogar besser abschnitt als die meisten Rennen beim sehr viel zuschauerstärkeren Ersten. Darunter befanden sich 300.000 junge Zuschauer, die zu guten 9,8 Prozent in der Zielgruppe führten. Hier hatte Das Erste in der Vorsaison meist um die sechs Prozent erzielt. Ein sehr sehenswerter Start für die DTM bei Sat.1, die tags darauf allerdings schon die ersten Verluste verbuchte. 630.000 Rennsportfans blieben für das Sonntagsrennen zur gleichen Uhrzeit dran, darunter 230.000 14- bis 49-Jährige. So resultierten bei allen wichtigen Kennzahlen Verluste. In Quoten drückte sich dies in 6,3 Prozent aller und 6,5 Prozent der jungen Zuschauer aus.
Wie schon im Ersten sollte sich zeigen, dass die Zuschauerzahlen im Laufe der Saison deutlichen Schwankungen unterlagen. Schon im Rahmen des zweiten Rennwochenendes am Lausitzring brachen die Zahlen samstags komplett ein. 470.000 Zuschauer blieben «ran racing», was 2,9 Prozent aller Zuschauer entsprach. 140.000 junge Zuschauer bewirkten 2,8 Prozent. Konterkariert wurde dieses Ergebnis von den Zahlen am Sonntag, die sich mit 690.000 Interessenten und Quoten von 6,2 Prozent aller sowie 7,2 Prozent der werberelevanten Zuschauer zumindest akzeptabel lasen. Anfang Juni schien es zunächst so, als habe sich die DTM doch stabilisiert. Die zwei Rennen in Budapest erzielten sowohl insgesamt als auch beim jungen Publikum ausschließlich Quoten zwischen 7,1 und 7,4 Prozent, wobei die Reichweite sich am Samstag zunächst auf 660.000 Zuschauer belief und am Sonntag auf 870.000, womit ein Saisonbestwert erzielt wurde. Die Performance der DTM bei Sat.1 hing also auch immer stark davon ab, wie viele Zuschauer zu besagter Tageszeit den Fernseher benutzten, was teilweise stark variierte.
Nach dem Budapest-Wochenende, in dessen Rahmen Sat.1 womöglich Hoffnung schöpfte, generierte auch das Samstagsrennen vom Norisring am 23. Juni 7,4 Prozent in der Zielgruppe, weil die Zuschauerzahl von 280.000 14- bis 49-Jährigen gegenüber der vergangenen Rennen konstant blieb. Die schlechte Nachricht lautete jedoch, dass Sat.1 für den Rest der Saison nicht noch einmal Werte in dieser Quotenregion verbuchen sollte. Mehr als das: Nie kam «ran racing» bis zum Saisonfinale auch nur über sechs Prozent bei jungen Fernsehenden. 3,8 und 4,9 Prozent ergaben sich im Rahmen des Sonntagsrennens vom Norisring, obwohl die Zuschauerzahlen mit insgesamt je 580.000 Interessenten und zwischen 250.000 und 280.000 jungen Menschen eigentlich konstant waren.
Mitte Juli ging es für die DTM dann nach Zandvoort, wonach die Rennserie die Hälfte aller Rennen der Saison 2018 abgeschlossen hatte. Beide Rennen generierten sowohl bei allen als auch bei jungen Zuschauern ähnliche Werte, die ausschließlich zwischen 5,0 und 5,6 Prozent lagen. Danach folgte eine einmonatige Pause, aus der «ran racing» noch schwächer als zuvor zurückkehrte. Die beiden Rennen aus Brands Hatch interessierten 510.000 bzw. 590.000 Zuschauer ab drei Jahren, aus der jungen Altersklasse sahen allerdings nur noch 130.000 respektive 190.000 Menschen zu. Das zog Quoten von nur 3,6 und danach 4,7 Prozent der Umworbenen nach sich.
In Misano ging es am 25. und 26. August wieder leicht aufwärts, als sich Quoten von 4,8 und 5,6 Prozent in der Zielgruppe ergaben, die jedoch weiterhin viel Luft nach oben ließen. Eine große Besonderheit hatte dieses Rennen: Es fand erstmals am Abend statt. Je um 22.30 Uhr ertönte der Startschuss in Italien. Dass Sat.1 beide Rennen zu kabel eins verschob, hatte einen Beigeschmack. Angesichts der bis dahin enttäuschend verlaufenen DTM-Saison wollte Sat.1 wohl nicht auch noch am zuschauerstärkeren Abend maue Zahlen mit der Rennserie erzielen. Bei kabel eins schlugen sich die Übertragungen für Senderverhältnisse aber passabel. Anders als die Rennen vom Nürburgringring am 8. und 9. September, die wieder nachmittags und bei Sat.1 liefen. 4,4 bzw. 4,6 Prozent der jungen Zuschauer schalteten zu den beiden Übertragungen ein, wobei die Zuschauerzahlen stark schwankten: Samstags waren insgesamt 480.000 Personen mit von der Partie (150.000 junge), sonntags dafür 600.000 (260.000 junge).
Ins Bodenlose fiel die DTM am 22. September bei den jungen Zuschauern. Die beiden Rennen in Spielberg kamen nur auf 2,6 und 3,2 Prozent in der Zielgruppe, obwohl die Reichweiten allmählich wieder stiegen. Die insgesamt 740.000 Zuschauer am 23. September, einem Sonntag, entsprachen dem zweitbesten Ergebnis der Saison. In gewisser Weise versöhnlich endete die Saison am 13. und 14. Oktober in Hockenheim. Nach wie vor wenig berauschend lief dabei das Samstagsrennen, das nur 5,0 Prozent der jungen Zuschauer anlockte. Das Saisonfinale am 14. Oktober erreichte dafür 710.000 Zuschauer und 6,3 Prozent. Besagte Quote stellte das beste Ergebnis seit Anfang Juni dar. Aus der jungen Altersklasse stammten 270.000 Personen, die zu 6,9 Prozent führten. Hier musste man bis Ende Juni zurückgehen, um ein besseres Abschneiden zu finden.
Aus Quotensicht änderte sich trotz Senderwechsel nur wenig für die DTM. Auch bei Sat.1 weckt die Rennserie für die Ansprüche ihres Senders noch immer viel zu wenig Interesse und unterliegt dabei der Willkür der Wochenendzuschauer, die bei gleichbleibender Reichweite der DTM mal mehr, mal weniger gute Quoten zulassen. Viel Vorfreude besteht da nicht auf die kommende Saison, für die Sat.1 ja ebenfalls die Rechte hält. Alles deutet daraufhin, dass die DTM und «ran racing» am Wochenende eine Randerscheinung bleiben werden. Im Schnitt schalteten 600.000 Zuschauer ab drei Jahren ein, darunter 210.000 14- bis 49-Jährige. Der durchschnittliche Gesamtmarktanteil belief sich dabei auf 5,2 Prozent, während bei den jungen Zuschauern mittlere 5,4 Prozent zu Buche standen.