Mithilfe einer Seitensprung-App schlachtet ein Triebtäter in Berlin allerhand Frauen ab. Linett Wachow wirft sich in die Schusslinie, Otto Garber darf beschützen. Ein altbackener Film...
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Stefanie Stappenbeck als Linett Wachow
Florian Martens als Otto Garber
Arnfried Lerche als Reddemann
Matthi Faust als Sebastian Klöckner
Jaecki Schwarz als Sputnik
Eva Sixt als Dr. Gabriele Simkeit
Andreas Pietschmann als Michael Sanders
Hinter der Kamera:
Produktion: UFA Fiction GmbH
Drehbuch: Leo P. Ard (d.i. Jürgen Pomorin)
Regie: Johannes Grieser
Kamera: Wolf Siegelmann
Produzentinnen: Alicia Ramirez und Lena KraeberIn einem Berliner Hotel wird eine Polizistin mittleren Alters brutal abgestochen. „Wieso geht man in ein Hotel, wenn man in derselben Stadt wohnt?“, fragt der seltsam unbedarfte Berliner-Schnauze-Cop Otto Garber (Florian Martens), bevor ihn seine kecke Kollegin Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) mit zwei bis drei prägnanten Worten und einem eindeutigen Blick mütterlich in die richtige Richtung weist. Die Antwort folgt auf dem Fuße: Seitensprung-App, was sonst?
Der schockierte Ehemann der Hinterbliebenen kann sich das natürlich nicht vorstellen. Dahinter könnte Kalkül stecken, denn schnell hat er sich in seinen Aussagen verheddert, wo er zur Tatzeit war – und noch dazu hat er eine sonderbar anmutende intime Verbindung zur Kollegin und besten Freundin seiner toten Frau.
Doch zuerst müssen all die Männer abgeklappert werden, mit denen das Opfer in der letzten Zeit so alles Verkehr hatte. Weil die App-Agentur die Daten nicht rausrückt und der zuständige Richter – natürlich aus erotischem Eigennutz – ihr bei der maßlosen Diskretion auch noch behilflich ist, müssen die Ermittler selbst ran. Will heißen: Wachow, phänotypisch dem Opfer nicht unähnlich, legt sich einen Seitensprung-Account zu und verabredet Treffen im Hotel, während Otto Garber und der Neue vom Dienst im Nebenzimmer alles beobachten und einschreiten können, wenn einer der Perversen übergriffig werden sollte.
Der Logik öffentlich-rechtlicher Krimi-Reihen gemäß umschließt dieses Szenario freilich eine Parade des Abartigen: Ein fahriger, aggressiver Typ schlägt Champagner und Konversation aus und will sofort brachial zur Sache kommen, ein weiterer hat Gewissensbisse und macht einen Rückzieher, als er an Frau und Kinder denken muss, der Dritte ist ein gruseliger verschrobener Intellektueller, der einen ziemlich ekelhaften Vortrag über maskuline Triebhaftigkeit hält, bevor er gemaßregelt von dannen zieht, nachdem Linett ihm Kontra gegeben hat.
Dieser Abriss beschreibt in etwa das Maximum an psychologischem Interesse, das dieser Film seinen Figuren zuzugestehen bereit ist – und das ist freilich herzlich wenig. Denn aus dem psychologisch dichten Grundstock – ein Triebtäter schlachtet Frauen ab, die sich zu Seitensprüngen mit ihm verabreden – will man wenig mehr zeigen als eine Aneinanderreihung von altbackenen Klischees, verpackt in eine nicht minder altbackene moralinsaure Selbstüberhöhung, in der Seitensprung-Apps als Chiffre auf die verkommene moderne Welt herhalten müssen. In diesem Kontext macht es dann auf einmal Sinn, dass der reißerisch-säftelnde Titel auch eine alte «Derrick»-Folge zieren könnte: Denn „Tödlicher Seitensprung“ macht einmal mehr klar, dass diese Reihe erzählerisch wie inhaltlich die letzten zwanzig Jahre weitgehend verschlafen hat.
Das ZDF zeigt «Ein starkes Team – Tödlicher Seitensprung» am Samstag, den 20. Oktober um 20.15 Uhr. In der Mediathek des ZDF ist er bereits abrufbar.