Mit ihnen kann das Vermächtnis einer tollen Serie stehen und fallen – Serienfinals. Wir listen die besten Final-Episoden der jüngeren Vergangenheit auf und erklären, warum sie gelungen sind.
Serienfinals stellen eine Art Königsdisziplin für Serienschaffende dar. Sie können ein Format veredeln – oder einen üblen Nachgeschmack beim Zuschauer hinterlassen. Der Abschluss einer TV-Serie ist so wichtig, dass sich erst anhand dessen entscheidet, ob die Produktion als wirkliche Top-Serie in Erinnerung bleibt oder in der Masse untergeht. Viele Serienfinals polarisieren, was nicht unbedingt immer schlecht sein muss. Erst wenn sich alle einig über eine misslungene Finalepisode sind, nimmt die Serie so richtig Schaden. Dies geschah über die Jahre immer wieder auf ganz verschiedene Arten. Mal waren die Serienmacher zu weit entfernt von den Wünschen des Publikums, mal dachten sie einfach zu Beginn der Serie nicht weit genug oder wollten zu viel. Doch es gibt auch leuchtende Beispiele aus der Serienwelt, die verdeutlichen, wie ein Serienfinale gelingen kann. Wir sammelten die besten Serienfinals der jüngeren Vergangenheit. Doch Vorsicht, Spoiler!
«Friends»
Ausstrahlung: 6. Mai 2004
Das Finale von «Friends» mag wohl bei einigen hartgesotteneren Serienfans nicht allzu gut ankommen, denn manche werfen der letzten Episode der Kult-Sitcom Klischeehaftigkeit und Schmalz vor. Doch der Einfluss, denn das «Friends»-Finale hatte, darf aus heutiger Sicht nicht unterschätzt werden. Die NBC-Comedy setzte nämlich den Standard für die heute unzähligen Sitcoms, die um eine Kern-Romanze aufgebaut werden. Und keines der Formate, das sich seither im Fahrwasser von «Friends» aufhielt, hat es besser gemacht als das Original (Wir schauen auf dich, «How I Met Your Mother»!). Was passiert? Monica und Chandler haben endlich das Baby, oder besser gesagt die Babies, die sie immer haben wollten und Joey und Chandler haben ein letztes Abenteuer mit dem Kickertisch.
Diese Handlungsstränge erblassen aber natürlich im Vergleich zum Abschluss der Geschichte von Ross und Rachel. Die Werden-sie-oder-werden-sie-nicht-Geschichte ist nicht deshalb so bemerkenswert gut ausgeführt, weil das Paar endlich zusammenkommt. Auch nicht, weil die Serie diese finale Entscheidung bis zum Schluss aufhob. Die eigentliche Magie verleihen der Szene die Autoren David Crane und Marta Kauffman, die eine romantische, überraschende und vor allem emotional authentische Szene schrieben, welche den Humor und die Spannungen eines ganzen Jahrzehnts auf die Spitze treiben. Bis zur letzten Sekunde wusste Ross nicht, was er zu tun hatte und Rachel, die vorher zu oft die Sache in die eigenen Hände nehmen musste, verdiente mehr als dies erneut zu tun. Endlich machte er die Geste und sie hatte die Wahl. Ihre Szene am Flughafen funktionierte – und sie funktionierte perfekt.
«Six Feet Under – Gestorben wird immer»
Ausstrahlung: 21. August 2005
In Deutschland wurde aus «Six Feet Under» leider nie mehr als ein Liebhaberformat. Das liegt nicht etwa an der Qualität der Serie, sondern daran, dass die Serie zu großen Teilen im Pay-TV lief. Nur zu VOX machte die Dramedy-Serie einen nicht einmal zweijährigen Abstecher, ehe ZDFneo die Serie sechs Jahre nach ihrem Ende ab 2011 zu wiederholen begann. Das mit sieben Emmys und drei Golden Globes ausgezeichnete Format um ein Bestattungsinstitut im Familienbesitz machte sich dabei insbesondere durch ein großartiges Ende verdient. Um genauer zu sein: die letzten 10 Minuten der Serie stehen exemplarisch dafür, wie ein ideal ausgeführtes Serienfinale auszusehen hat – und das, obwohl viele Beobachter die Serie nach zunehmend ernüchternden Schicksalen der Protagonisten und immer weniger Humor schon abgeschrieben hatten.
Im Serienfinale befindet sich Familie Fisher immer noch im Umbruch und trauert um ihren ältesten Sohn Nate, während Claire ihrer unsicheren Zukunft in Los Angeles entgegenblickt. Die besagten zehn finalen Minuten sind glorreich, innovativ und niederschmetternd zugleich. Als sich Claire Richtung Westen aufmacht, ertönt Sias „Breathe Me“, das zum Soundtrack einer Serie aus Flash-Forwards wird, die die Zukunft der gesamten Familie Fisher offenlegt. Der Zuschauer sieht fröhliche Meilensteine und Glück in mancher Personen Leben, besondere Wirkung hinterlassen allerdings die Tode der Charaktere. Natürlich stirbt jede der Figuren irgendwann im echten Leben, doch nur selten sehen wir genau, wie unsere liebsten fiktionalen Charaktere auf teilweise so düstere Weise das Zeitliche segnen. Mit jedem Serientod bricht das Herz des «Six Feet Under»-Fans ein bisschen mehr. Nach einem nicht von der Hand zu weisenden Qualitätsverfall war das Finale das Beste, was sich Liebhaber der Serie wünschen konnten und es veränderte den Bickwinkel darauf, was ein Serienfinale zu leisten vermag.
«Mad Men»
Ausstrahlung: 17. Mai 2015
Lange hielt Showtime an «Mad Men» fest. Ganze sieben Staffeln zählte die Serie – auch weil der Kanal in dieser Zeit fieberhaft nach einem möglichst ähnlich populären Ersatz der Don-Draper-Saga suchte (, den der Sender nie wirklich fand). Umso bemerkenswerter, dass die Drama-Serie im New York der 60er Jahre Kritikermeinungen zufolge nie wirklich abbaute. Gerade das Ende der Serie wird häufig genannt, wenn es um die besten Serienfinals aller Zeiten geht - auch weil es so viel anders machte. Eigentlich hatte die Welt von Don Draper zum Zeitpunkt des Finals nämlich schon mehrere Male geendet. Deswegen hielt sich «Mad Men» nicht damit auf, die üblichen losen Handlungsfäden von möglichst vielen Figuren zusammenzuknoten. Stattdessen konzentrierte sich die mehrfach ausgezeichnete Drama-Serie konträr zum eigentlichen Sinn eines Finals eher auf einen Art Prolog.
Zuschauer verfolgten Peggy und Stan an der Schwelle eines neuen gemeinsamen Lebens. Betty erhielt einen würdevollen Abschluss, während Sally sich endlich intensiv mit ihrer Kindheit auseinandersetzte. Leonards Kühlschrank-Rede gab Don die Möglichkeit zu erleben, was er so vielen anderen im Laufe seiner Karriere ermöglicht hatte. «Mad Men» unterstrich erneut die zuvor häufig angedeutete Botschaft, dass Glück aber auch Trostlosigkeit häufig durch Personen zu Stande kommen, die man niemals treffen wird. Die Serie endet mit Don Draper im Yoga-Sitz, mit einem glückseligen Lächeln auf den Lippen. Die Ambivalenz dieses Moments ist genial, denn obwohl es so wirkt, als verspüre der Protagonist der Serie endlich so etwas wie Erfüllung, kann man sich nicht sicher sein, ob es nur der flüchtige Moment der Zufriedenheit ist, der sich kurzfristig einstellt, weil Draper der Welt mit einer Coca-Cola-Werbung wieder ein Stück Oberflächlichkeit schmackhaft machte.
«Rectify»
Ausstrahlung: 14. Dezember 2016
Ein Kritikerspiegel von nahezu 100 Prozent spricht für sich. «Rectify» startete im April 2013 beim US-amerikanischen Sundance Channel als sehenswertes Drama um einen Ex-Häftling in der Todeszelle, der durch eine DNA-Analyse nach 19 Jahren freikommt – und endete als Meisterwerk. Darüber waren sich zumindest zahlreiche Kritiker einig, die der finalen vierten Staffel der Ray-McKinnon-Serie Bestnoten vergaben. Vier Staffeln lang rang die Familie Holden mit den Auswirkungen von Daniel Holdens Zeit im Gefängnis, mit seinem zweifelhaften Ruf und besorgniserregenden mentalen Zustand nach Entlassung und mit der Frage, ob er die Tat wirklich begangen hat oder nicht. Die DNA-Beweise reichten nämlich bloß, um Daniel zu entlassen, nicht um ihn komplett zu entlasten.
Viele Fans verlangten zum Abschluss eine endgültige Antwort auf Daniels Schuldfrage. Diese blieb «Rectify» schuldig und sich damit treu, damit schaffte die Serie etwas wirklich Bemerkenswertes. Die letzte Stunde des Südstaaten-Drama definierte lediglich das Seelenleben seiner Charaktere in einem Ausmaß, dass Zuschauer am Ende ein kristallklares Bild von der Gesamtsituation hatten, um eigene Schlüsse aus der Geschichte zu ziehen. Am Ende der Serie war auch Daniel an einem Punkt angelangt, an dem er erstmals wirklich frei war. So wenig Klares zu sagen und dem Zuschauer dennoch so viel auf den Weg mitzugeben, verdient seinen eigenen Platz in dieser Bestenliste.
«Breaking Bad»
Ausstrahlung: 29. September 2013
«Breaking Bad» findet sich in vielen Serienrankings der Superlative wieder, manche betrachten die AMC-Serie noch heute als die beste Serie aller Zeiten. Ein Argument dafür stellt auch das hervorragende Serienfinale dar. Der wesentliche Vorteil der Vince-Gilligan-Serie liegt darin, dass sein Schöpfer von Anfang an eine klare Vorstellung davon hatte, wie die Walter-White-Saga enden soll. So lief der Drogenboss gewordene Chemielehrer nie Gefahr seinen Zenit zu überschreiten. Die Lungenkrebs-Erkrankung mit der die Serie begann blieb von Anfang an der Countdown, als der er über die ganze Geschichte lang von den Figuren angesehen wurde, ohne das Schicksal des Protagonisten künstlich in die Länge zu ziehen.
Das Finale „Felina“ brachte allen Zuschauern, was sie sich landläufig von einem Serienfinale versprechen, nämlich einen runden Abschluss der Hauptgeschichte, außerdem die nötigen Emotionen, die es für eine wirklich komplette Seherfahrung in einem Serienfinale braucht, um mitgerissen zu werden. Selbst der Soundtrack der letzten Folge war bis ins kleinste Detail durchdacht. Walter White kam zur Selbsterkenntnis, dass seine Reise zu großen Teilen von Egozentrismus gekennzeichnet war. Ihn nach einem Kugelhagel abtreten zu sehen war genau so befriedigend, wie Fans es sich erhofft hatten. Ein weiterer Höhepunkt fand sich in Jesses Happy End – dem Charakter, der wohl wie kein Zweiter in «Breaking Bad» litt. Sein Abschied von Walter richtete eine gebrochene Person wieder auf und verlieh dem Format zum Abschluss die nötige Prise Hoffnung.
Welches war Ihr liebstes Serienfinale? Schreiben Sie es in die Kommentare!