Nicht nur die indische Netflix-Eigenproduktion «Der Pate von Bombay» wird künftig entschärft: Der Streamingdienst will sich in Indien generell den örtlichen Standards anpassen.
Aus einer unangepassten Alternative zum indischen Film- und Fernsehangebot wird letztendlich eine weitere Abspielstation, die sich den örtlichen Medienkonventionen unterwirft: Wie das Portal 'The Print' berichtet, willigt Netflix dem Wunsch des indischen Ministeriums für Information und Rundfunk ein, sich den dortigen Medienregularien zu unterstellen, selbst wenn es als sogenannter Over-the-Top-Dienst gesetzlich nicht dazu verpflichtet wäre. Auch der Netflix-Mitbewerber Hotstar stimmte zu, künftig seine Inhalte nach lokalen Gepflogenheiten zu kontrollieren. Beide Dienste wurden von Teilen der indischen Politik kritisiert, weil sie in Sachen Gewaltdarstellung und sexuellen Inhalten loseren Richtlinien folgen als es dem indischen Kino sowie dem dortigen Fernsehen gestattet ist.
Diese Einigung, die selbst das indische Portal 'The Print' nur mit Anführungszeichen als "Kompromiss" bezeichnet, wurde nach einer Unterredung zwischen Netflix-Vertretern, dem Ministerium und Interessenvertretern weiterer Medienkonzerne getroffen. Der Mini-Gipfel fand Ende Oktober dieses Jahres statt und umfasste auch Beauftragte solcher Firmen wie Google, Apple, Intel India sowie 21st Century Fox.
Dass Netflix dem Druck seitens der Politik nachgibt, ist ein Verlust für viele seiner Kunden: Vor allem, aber nicht nur, jüngere Netflix-User in Indien feierten, dass der Video-on-Demand-Anbieter weniger strenge Regeln bezüglich vulgärer Sprache, Sexualität und Action verfolgte. Die indische Netflix-Eigenproduktion
«Der Pate von Bombay», für hiesige Sehgewohnheiten ziemlich zahm, galt mit ihren gewagteren kriminellen sowie sexuellen Andeutungen als mutige Serie – Staffel zwei wird hingegen wohl leisere Töne anstimmen. Auch nicht-indische Netflix-Inhalte sollen nun einem selbst auferlegten, neuen Moralkodex folgen, der den VOD-Dienst näher an indische Medienstandards bringt. 2016 führte bereits Amazon solche Richtlinien ein.