Eine Frau kehrt zurück in die Heimat und will sich mit ihr aussöhnen. Doch die Katastrophe ihres Lebens setzt sich fort. Ein starker Film, mit einem kleinen Makel.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Christian Redl als Thorsten Krüger
Thorsten Merten als Fichte
Claudia Geisler als Marlene Seefeldt
Nadja Uhl als Tanja Bartko
Elias Martini als Daniel Bartko
Matthias Lier als Holger Bingel
André Jung als Anwalt Malchow
Hinter der Kamera:
Produktion: Aspekt Telefilm-Produktion GmbH
Drehbuch: Thomas Kirchner
Regie: Jan Fehse
Kamera: Philipp Kirsamer
Produzent: Wolfgang EsserVor vielen Jahren hat Tanja Bartkos (Nadja Uhl) Vater ihren damaligen Ehemann ermordet. Nach der Tragödie verließ sie den Spreewald, um in Berlin als Projektleiterin zu arbeiten. Einige Zeit später ist auch ihr Vater, zu diesem Zeitpunkt schon ein gebrechlicher alter Mann, umgebracht worden. Nur kurz wollte Tanja anlässlich dieses Trauerfalls in ihre Brandenburger Heimat zurückkehren. Doch als ihr neuer Partner Holger Bingel (Matthias Lier) Wind davon bekam, dass Tanja von ihrem Vater ein großes Waldgrundstück mit Zugang zur Spree geerbt hat, weckte das sein Interesse – und ebenso das von Tanjas quirligem Sohn, der in der heimischen Berliner Großstadt von den alten Sagen des Sorbischen träumt, eine Fantasie, die er in der Spreewalder Peripherie nach Herzenslust ausleben könnte.
Doch Holger denkt groß: Schließlich war er mal Bankberater und hat vor der Finanzkrise unbedarften Leuten geschlossene Immobilienfonds angedreht – auch Tanja. Doch als die Blase platzte, tat er das Richtige und sagte im Prozess zu ihren Gunsten aus. Jetzt schmiedet er für das Waldgrundstück seiner Partnerin neue Pläne: Dort will er ein riesiges Wellness-Zentrum errichten. Nach kurzem Zögern ist Tanja bald Feuer und Flamme: Ein lokales Großprojekt, gestützt von internationalen Investoren, gekoppelt mit einem strikt nachhaltig-umweltfreundlichen Geschäftsplan wäre ein großer Gewinn für die Region – und könnte Tanja endlich mit ihrer Heimat aussöhnen.
Doch der Plan kippt ins Gegenteil. Die Ereignisse kulminieren in einer erneuten Tragödie – und eines Nachts wird ihr Anwalt auf ihrem Grundstück mit einer Armbrust tödlich verwundet. Tanja landet auf der Anklagebank; denn im Notruf, den der Schwerverletzte noch mit letzter Kraft absetzen konnte, scheint er sie des Mordes an ihm zu beschuldigen. Kriminalrat Krüger (Christian Redl), der zu der sanftmütig-traumatisierten Frau seit vielen Jahren ein Vertrauensverhältnis hat, hält das für dummes Zeug.
Langsam und erzählerisch effizient schließt der Film die Erklärungslücken, indem er die verschiedenen Zeitebenen ineinander laufen lässt: Statt der erhofften Aussöhnung führten Tanjas und Holgers Pläne ins endgültige Zerwürfnis: Weil eine schützenswerte Käferart auf dem Waldgrundstück wohnte, sollte aus Umweltschutzgründen die Baugenehmigung entzogen werden, was sich die ausländischen Investoren freilich nicht bieten ließen. Auf Basis von multilateralen Investorenschutzabkommen klagten sie vor Schiedsgerichten gegen den Landkreis – ein üblicher Ausfluss des internationalen Klagesyndikats, wie dieser Film konstatieren will.
Hier will „Tödliche Heimkehr“ punktuell über sein eigentliches Untersuchungsfeld hinausgehen, das einnehmende, feinsinnige Psychogramm von Tanja Bartko, die Aufarbeitung ihrer Lebensgeschichte, nicht um sie hinter sich zu lassen, sondern um mit ihr ins Reine kommen zu können. Stattdessen will der Film stellenweise eine mitunter undurchdacht und karikaturhaft vorgetragene Anklage gegen ein „Klagesyndikat“ erheben, im Zuge derer er auch hinsichtlich des Politischen das erreichen will, was ihm anhand seinen feinsinnig geführten Figuren auf der persönlich-psychologischen Ebene so gut gelingt. Doch während die fragile Skizzierung seiner Episodenrolle klug, bedacht und mit großer Komplexität vonstattengeht, bleiben für die grobschlächtige Kritik an multilateralen Investorenschutzabkommen nur plumpe Parolen und Steine werfende Dorfidioten übrig.
Doch das ist unter dem Niveau dieser romantischen, aber nicht verklärenden Geschichte über eine mitgenommene, aber nicht gebrochene, hoffnungsvolle, aber nicht naive Figur, die in der Tragödie stets einen Neuanfang finden konnte. Hier entfaltet dieser Film eine große erzählerische Kraft. Nadja Uhls zurückhaltendes, aber starkes Spiel sowie Christian Redls weiterhin besonders feinfühlige Darbietung sind ein Genuss. Schade, dass beide Schauspieler nur in einer Handvoll Szenen aufeinandertreffen.
Das ZDF zeigt «Spreewaldkrimi – Tödliche Heimkehr» am Montag, den 26. November um 20.15 Uhr.