«Made by ProSieben»: ProSieben setzt auf eigenproduzierte Ware
Große Neuerungen stehen bei ProSieben an, wenn man einem aktuellen Bericht der Financial Times Deutschland Glauben schenkt. Dejan Jocic, ProSieben-Geschäftsführer, will vermehrt eigenproduzierte Ware senden. Bislang galt ProSieben als Spielfilm-Sender mit US-Ware. Auch die US-Super-Serien 2005 liefen bei dem Sender mit der Sieben.
"Wir investieren verstärkt in die Entwicklung von Eigenproduktionen und seriellen Formaten", kündigte der ProSieben Boss im Gespräch mit der FTD an. "Wir werden sukzessiv Sendeflächen auch für Serien ,made by Pro Sieben‘ schaffen." Zur Zeit befinden sich mehrere Serien in der Formatschmiede, die Montag und Dienstagabend laufen könnten, wenn die momentanen US-Dauerbrenner «Lost» und «Desperate Housewives» ausgelaufen sind. Bereits vergangene Woche kündigte ProSieben die neue Serie «Alles außer Sex (AT)» an. Hierbei soll es sich um einen «Sex & the City»-Abklatsch handeln. Besonders stolz ist Jocic auf die neue Krimiserie «Das Trio», deren Pilotfilm zur Zeit von der Grundy Ufa produziert werde. Der Sender entwickle zur Zeit mehrere Projekte, von denen aber nicht zwingend alle auf Sendung gehen müssen.
US-Spielfime als Free-TV-Premiere sind auch deshalb nicht mehr so interessant wie früher, weil die vorher erscheinenden DVD's dem Sender die Quoten verhageln. Niedrigere Quoten bedeuten zugleich auch niedrige Werbepreise und -einnahmen. Ein ähnliches Bild ergibt sich laut Jocic bei den US-Serien. Sie sind nur noch dann ein Renner, wenn sie von überdurchschnittlicher Produktionsqualität sind. Anscheinend vergisst der Senderboss aber, dass es zur Zeit genügend solcher Serien gibt, feieren Sender wie Vox und kabel eins mit US-Ware große Erfolge.
Als Irrtum bezeichnete Jocic inzwischen die Trash-Show «Die Burg». Sie habe in den Augen der Werbekunden das Qualitätsimage der Marke ProSieben verwässert. Erreichte die erste Staffel der Sendung «Die Alm» noch Marktanteile von bis zu 30 Prozent in der Zielgruppe, sanken die Quoten der Burg drastisch auf durchschnittlich 10 Prozent.
Dass es nicht einfach sei die ProSieben-Zuschauer, die hauptsächlich auf US-Ware gepolt seien, auf Serien "made in Germany und by ProSieben" umzustellen, wisse man im Hause ProSieben. Bislang war vor allem der Schwestersender Sat.1 für deutsche Serien zuständig. Sämltiche ProSieben-Versuche, deutsche Serien zu etablieren, scheiterten. "Der Pro-Sieben-Zuschauer ist verwöhnt", sagt Jocic. "Er kennt die Produktionsqualität unserer US-Filme und -Serien, und diese müssen wir in bestimmten Punkten auch bei unseren Eigenproduktionen halten." Genau in diesem Punkt sieht er auch das Problem. Während eine durchschnittliche Folge der US-Serie «Lost» ein Budget von 10 Millionen Dollar verschlingt, darf ein ProSieben-Pilotfilm gerade mal zwischen 600.000 und 800.000 Euro kosten. Dennoch sollen die neuen Serien, die ProSieben ab 2006 ausstrahlen will, einen ähnlichen Stellenwert bei den Zuschauern bekommen, wie die US-Serien ihn momentan inne haben.
Das besondere Sorgenkind des Senders ist derzeit der Vorabend, für den Jocic noch im vergangenen Jahr eine Infooffensive ankündigte. Das Magazin «Prompt» floppte allerdings, sodass der Sender seit Anfang Juli wieder auf US-Comedy setzt - mit durchschnittlichem Erfolg. Deswegen sei es durchaus vorstellbar, dass im kommenden Jahr eine Vorabendserie in der Access-Prime laufe. Ob man diese dann Soap, Telenovela oder US-Serie nenne, sei völlig egal.