Zweifelsfrei: Was Luke Mockridge und Co den Zuschauern am Freitagabend präsentierten, hat es so noch nicht in Sat.1 gegeben. Über drei Stunden hinweg wusste «Catch!» aber nicht zu tragen. Die TV-Kritik…
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Wir haben tatsächlich lange hin und her überlegt: Soll ich die Show präsentieren, soll ich mitlaufen, soll ich beides machen? Aber ich fand die Spiele, die wir uns im Team überlegt haben, so geil, dass ich gesagt habe: Komm, wir holen uns für den administrativen Part Profis (...). Und ich darf mich einfach mitten in meinen eigenen ,Kindergeburtstag' reinwerfen lassen und mitspielen
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Luke Mockridge über die Event-Show
Für RTL hat sich die Physical-Gameshow «Ninja Warrior Germany» in den letzten Jahren zu einem enorm wichtigen Programmpfeiler entwickelt. Inzwischen läuft beim Kölner Sender nicht nur ein Ableger der Show, «Team Ninja Warrior», sondern auch die Eigenentwicklung «Big Bounce», die ohne den Erfolg der Ninjas wohl kaum denkbar gewesen wäre. In der ProSiebenSat.1-Sendergruppe ist man Eventshows, in denen es sportlich zugeht, noch am ehesten von ProSieben gewohnt. Dahingegen hielt man sich bei Sat.1 in diesem Show-Genre zurück. Zumindest bis jetzt.
Auf Initiative von Luke Mockridge setzte der Bällchensender am Freitagabend vorerst einmalig auf die Neuentwicklung
«Catch! Der große Sat.1 Fang-Freitag». Produziert wurde die Show von Mockridges Firma Lucky Pics. Das Konzept des Formats mit dem ulkigen Wortspiel im Titel ist dabei schnell erklärt. Vier Teams, die unter den Kapitänen Luke Mockridge, Tom Beck, Wincent Weiss und Jeaninne Michaelsen antreten, duellieren sich in verschiedenen Fang-Disziplinen. „Jeder kennt Fangen, jeder spielt Fangen. Man muss eigentlich nur eine Kamera draufhalten und sehr ehrgeizige und sportlich talentierte Leute holen“, kommentierte Luke das Konzept im Vorfeld der Show.
Dabei geht es in «Catch!» anders als man vielleicht erwarten könnte weniger um ein Quatsch-Event und den Faktor Fun, im Vordergrund steht stattdessen eindeutig der Wettbewerbsgedanke. Von daher ist es auch nur folgerichtig, dass man nicht auf B- und C-Prominente wie Thorsten Legat und Mario Basler setzt, sondern vor allem auf junge Profisportler vertraut, die auf die Teams verteilt sind. Sie heizen den sportlichen Wettkampf gehörig an - und tragen dazu bei, dass die jeweiligen Runden, die an sich immer erstaunlich simpel ablaufen, in vielen Fällen ziemlich unterhaltsam sind. Eine Fang-Runde dauert in der Regel nur einige Sekunden, was die Show recht kurzweilig macht.
Motivierter Luke, tolle Bilder
Eine eigene Note steuert auch Simon Pearce bei, der bei «Catch!» die Rolle des Reporters (Laura Wontorra bei «Ninja Warrior» lässt grüßen) einnimmt. Seine Aufgabe versucht er mit reichlich Humor auszufüllen, wobei er manchmal etwas übers Ziel hinausschießt. Trotzdem ist er eine Bereicherung für das Format. Gleiches gilt für Luke, der zwar anders als in seinen anderen Shows nicht im Vordergrund steht, insgesamt aber einen riesigen Spaß an dem Format hat. Dass sein Team und er nach zwei Stunden punktemäßig weit hinten liegen, nimmt er mit Humor. „Man könnte meinen, uns trainiert Jogi Löw, so schlecht wie wir spielen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Einen ordentlichen Job machen Kommentator Jan Platte und die Moderatorin des Abends, Andrea Kaiser.
Mehr Lesestoff
Im April dieses Jahres haben wir uns bei Quotenmeter.de mit dem Phänomen Luke Mockridge beschäftigt. Was macht den Nachwuchs-Comedian so erfolgreich, was ist sein Geheimnis? Den gesamten Text können Sie
hier noch einmal in Ruhe nachlesen.
Eindruck macht das auffällig große Studio, das reichlich Platz bietet für die einzelnen Fang-Runden. Bezahlt gemacht hat sich zudem der Einsatz der Spidercam, die den gesamten Abend über starke Bilder liefert und die schnellen Aktionen der Fänger und Gejagten eindrucksvoll festhält. Für einige Spielrunden wechselt die Show nach draußen, was zusätzlich Bewegung in den Ablauf bringt.
Tatsächlich ist «Catch!» eine ziemlich untypische Sat.1-Show. Ein derartiges Konzept würde man womöglich bei RTL oder ProSieben erwarten, nicht aber beim Bällchensender. Unterm Strich wirkt die Show durchaus wie eine Mischung aus verrücktem Raab-Event, während sie von der Aufmachung her teilweise an die Physical-Shows bei RTL erinnert. Trotzdem ist sie etwas ganz eigenes. Mit seiner Showkreation ist es Luke also zweifelsfrei gelungen, seinen Haussender Sat.1 um eine neue Showfarbe reicher zu machen.
Drei Stunden Fangen? Das ist zu viel!
Und dennoch krankt die Sendung an ihrer Überlänge. Während die einzelnen Runden selbst immer wieder gut zu unterhalten wissen, werden die Talks mit den Team-Mitgliedern dazwischen mit fortschreitender Zeit immer zäher. Das vorletzte Spiel kurz vor dem Finale wird von den jeweiligen Teams sogar so oft durchlaufen, dass es am Ende eher langweilig wird. Keine Frage: Zwei Fangrunden bzw. eine Stunde Sendezeit weniger hätten der Show gut getan.
Unterm Strich ist «Catch!» trotzdem eine reichlich verrückte, aber dennoch nette und aufwändig umgesetzte Showidee, die man so von Sat.1 noch nicht kennt. Als einmaliges Event bot das am "Fang Freitag" gezeigte Format solide Abendunterhaltung, komplette Staffeln mit mehreren Folgen lassen sich von der Show allerdings wohl kaum produzieren. Gegen eine Neuauflage im nächsten Jahr spricht dagegen wenig; die hat Luke nach seinem wenig glorreichen Abschneiden in der Sendung sowieso schon gefordert. 2019 darf «Catch!» dann gerne als Live-Event aufgezogen und insgesamt ein wenig gestrafft werden. Alles andere hat in der Premieren-Ausgabe schon ziemlich gut gepasst.
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