Sat.1 kocht die Kreativität auf Sparflamme: Man kombinierte einfach die Vorweihnachtszeit mit dem Dauerbrenner-Format eines Konkurrenten und fertig war die eigene Version des perfekten Weihnachtsdinners.
Der gläserne Mensch
Viel ist in diesem Jahr bereits im Bereich des Gaff-TVs auf der Mattscheibe gelandet, nun wollte allerdings auch Sat.1 kurz vor Toreschluss nochmal mitmischen und uns in einem weiteren Format den Blick in fremde Wohnzimmer erlauben.
In diesem speziellen Fall konnte man aber sogar von einer Art Inspirationshilfe sprechen. Schließlich führte man uns in «Unser allerschönstes Weihnachten» vor, wie andere Zeitgenossen das Fest der Liebe begehen. Zur Nachahmung empfohlen?
Apropos Nachahmung: Wer etwas genauer hinschaute, erkannte die Inspiration für diese Vorabendshow in jedem Fall ohne größere Probleme. Im beliebten Battle "Wer kopiert erfolgreiche Formate am unkreativsten?" standen die Chancen für die Macher somit schon zu Beginn nicht schlecht.
Die Kategorien, in denen das besinnliche Treiben mit Werten von 1 bis 10 gewürdigt werden sollte, waren klar definiert: Dekoration, Stimmung und Essen. Auch der Ablauf erinnerte frappierend an ein anderes beliebtes Format: Fünf Familien besuchen sich von Montag bis Freitag gegenseitig und küren am Ende den Sieger von 5.000 Euro. Dass diese Rahmenbedingungen verdammt nahe an «Das perfekte Dinner» von VOX liegen, geschah aber sicher nur rein zufällig. Der Twist, alles in die Vorweihnachtszeit zu verlegen, roch dann auch eher nach einem Special des Ur-Formats, denn einer eigenständigen Show.
Der Stromlieferant dankt
Den Anfang machten in der Auftaktepisode Sabine und Gerald aus Bad Tatzmannsdorf (Burgenland). Die beiden Österreicher wollten die vier anderen Kandidatenpaare mit ihrem 500.000-Lichter-Haus und Europas größter Sammlung an aufblasbaren Figuren mit 26 Zeitschaltuhren auf 5.200 m² Garten begeistern, vergaßen aber irgendwie die Innendekoration, die sich in einem kleinen künstlichen Baum und einigen angestaubten Utensilien erschöpfte – so empfanden es zumindest die anderen Kandidaten. Der deutsche Normalo mit zwei Lichterketten, einer Zeitschaltuhr sowie dem beleuchteten Rentier aus dem Baumarkt konnte trotzdem nur Staunen. Ob der Strom in Österreich wohl günstiger ist?
Schnell wurde allerdings auch klar: So sehr sich die Kandidaten in Sachen Deko nach der Decke streckten, große Ambitionen trieben die Macher nicht um. Die angesprochenen Kategorien und Wertungen, die kurzen, heimlichen Interviews, das Kennenlernen - alles bekannte Versatzstücke aus dem TV-Baukasten. Dazu durfte die Palette beliebter Gassenhauser wie
Last Christmas von
Wham ebensowenig fehlen, wie ein prominenter Off-Kommentator: In diesem Fall wählte man Enie van de Meiklokjes, deren Beiträge jedoch durch die Bank verzichtbar (wenn auch sympathisch) daherkamen.
Am Ende gab es dann sogar noch eine Schnitzeljagd durch den üppig dekorierten Garten und einen Haufen Geschenke: Handtücher, Socken und Wein waren ebenso mit am Start wie viele andere Dinge aus dem lokalen Einzelhandel. Vielleicht hätte die Redaktion der Show an dieser Stelle ein paar DVD-Staffelboxen des Konkurrenz-Dinners auf den Gabentisch mischen können? Das wäre zumindest charmant gewesen.
Fazit
Das Ideen-Recycling seitens Sat.1 ist natürlich unverschämt. Ob in solchen Fällen wohl Ausgleichszahlungen an die irritierte Konkurrenz fällig werden? «Unser allerschönstes Weihnachten» ist aber auch fraglos ein kompetent heruntergekurbelter Remix hinlänglich erprobter Motive und punktet mit sympathisch verrückten Kandidaten, typisch deutschem Gemecker und ganz viel positiver Weihnachtsstimmung. Zwei Wochen vor Heiligabend kann man da schon mal ein Auge zudrücken - und VOX vielleicht lieber zwei.
In «Unser allerschönstes Weihnachten» treten montags bis freitags um 19:00 Uhr bei Sat.1 jeweils fünf Familien in den vorweihnachtlichen Wettstreit.
Neben einem traditionellen US-Christmasdinner mit Biggi und Tony aus Bergheim und einer Genießer-Weihnacht mit Sven und Raphael aus Münster gibt es noch eine brasilianische Weihnacht mit Aristea und ihrer Tochter Noelia aus Holzwickede zu bestaunen sowie zum Abschluss am Freitag eines der am aufwendigsten dekorierten Weihnachtshäuser Deutschlands, bei dem Besitzer Peter aus Unterfranken fast alles selbst baut. Ihm zur Seite steht dann Schwägerin Uschi.