Darts-WM: Sport1 hat jetzt ein (noch größeres) Kommentatorenproblem

Der Rausschmiss von Gordon Shumway nach Macho-Sprüchen war gerechtfertigt, verschärfte aber Kommentatorensorgen des Senders. Außerdem: Mehr Eishockey, Tennis und Basketball im Free-TV.

Kommentatoren-Sorgen trüben Sport1‘ Darts-Euphorie


Sporthighlights der kommenden Woche

  • Mittwoch: Boxing Day in der Premier League, u.a. mit Leicester - Man City & Watford - Chelsea (DAZN)
  • Mittwoch, 15 Uhr: Basketball, Braunschweig - Ulm (Sport1)
  • Mittwoch, 16.45 Uhr: Eishockey, Adler Mannheim - Schwenninger Wild Wings (Sport1)
  • ab Donnerstag, täglich: Darts-WM (Sport1)
  • Samstag, 18.30 Uhr: Premier League, Liverpool - Arsenal (DAZN)
  • Sonntag, ab 14.50 Uhr: Wintersport, u.a. mit der Vierschanzentournee im Skispringen (ZDF/Eurosport)
  • Sonntag, ab 18.55 Uhr: American Football, u.a. mit Kansas City Chiefs - Oakland Raiders (ProSieben Maxx/DAZN)
  • Der Quotenmeter.de-Exotentipp: NBA Christmas Games, u.a. mit Los Angeles Lakers - Golden State Warriors am Mittwochmorgen um 2 Uhr (DAZN)
Immer zum Jahresende kommt der Darts-Hype ins Rollen, wenn in London die Darts-WM stattfindet und das legendäre Ally Pally zum Kochen bringt. Auch in diesem Jahr erfreut sich das Turnier wieder großem Interesse seitens der Fernsehzuschauer – und Sport1 frohlockt über schöne Quoten. Gerade in den Sozialen Medien können sich viele Nutzer für Darts begeistern. Welche Macht die Fans über Social Media ausüben, zeigte sich vergangene Woche, nachdem der von Sport1 engagierte Darts-Experte und Co-Kommentator Gordon Shumway beim Match zwischen Ryan Joyce und Anastasia Dobromyslova, einer Frau, nicht an sich halten konnte. Dem Mund Shumways entglitten zuweilen obskure Kommentare, die auf das Geschlecht der russischen Darts-Spielerin abzielten.

Als „Zirkus“ und „keine gute Idee“ bezeichnete Shumway die Teilnahme von zwei Frauen an der Weltmeisterschaft, mit Bezugnahme auf Dobromyslova, die in diesem Moment auf Ryan Joyce traf. Als Kommentatoren-Kollege Basti Schwele nach einem Mittel für die Russin fragte, ihren Kontrahenten zu bezwingen, schlug Shumway ihre Klamottenwahl vor und bewegte sich damit erstmals klar ins Terrain sexistischer Äußerungen. Es folgten Schwachsinns-Vergleiche wie „bei Bayern München spielt auch keine Frau mit“, ehe Shumway versuchte, seine Meinung mit kruden Thesen zu untermauern. Darts sei ein mentales Spiel und Männer würden mit der Teilnahme von Frauen immer ein Problem haben. Die Kumpels von Joyce würden ihn schon vier Wochen vorher auslachen angesichts der Möglichkeit, dass er gegen eine Frau verliert. „Jetzt ist gut“, beendete Schwele seine Ausführungen. Gut eine halbe Stunde später folgte die Live-Entschuldigung Shumways.

Doch das Kind lag dann schon im Brunnen. In den Sozialen Medien hatten sich Nutzer über Shumways Äußerungen beschwert. Als dann das Portal „Übermedien“ noch einen Zusammenschnitt von Shumways Äußerungen auf YouTube hochlud, der infolgedessen viral ging, zog Sport1 kurze Zeit später die Reißleine und trennte sich von Shumway. In einem Statement hieß es: "Grundsätzlich werden die SPORT1 Übertragungen auch im Nachgang fortlaufend von der Redaktion inhaltlich beurteilt, das gilt selbstverständlich auch für diese Darts-Weltmeisterschaft und das entsprechende On-Air-Personal. Vor diesem Hintergrund wurde die Entscheidung getroffen, auf der Experten-Position einen Wechsel vorzunehmen."

Tatsächlich verschärfte sich bei Sport1 damit ein Kommentatoren-Problem, das schon vorher bestanden hatte. Denn was viele Darts-Fans zu ihrer Überraschung zum Turnierstart feststellen mussten, war, dass das seit knapp sechs Jahren eingespielte Duo aus Darts-Koryphäe Elmar Paulke und Tomas „Shorty“ Seyler fehlte. Schon nach kurzer Zeit sahen sich ihre Nachfolger Schwele und Shumway viel Kritik im Netz ausgesetzt. „Holt Elmar Paulke und ‚Shorty‘ Seyler zurück!“, hieß es dort oder in bösartigen Veröffentlichungen sogar: Diese Moderatoren sind der absolute Witz und ein Abklatsch von Elmar und ‚Shorty‘!“

Paulke kann vertraglich nicht mehr Teil der Sport1-Übertragungen sein. Er ist seit Anfang des Jahres exklusiv an den Sport-Streamer DAZN gebunden. Im Interview mit dem Portal „Sportbuzzer“ verriet nun auch Seyler, warum die Zusammenarbeit mit Sport1 endete. Er habe mit dem Deutschen Dart-Verband und einem TV-Sender über ein neues Projekt verhandelt, weil es ihn geärgert habe, dass kaum über deutschen Darts-Sport berichtet worden sei. So hörte er bei Sport1 auf, allerdings soll der DDV nach Seylers Vertragsunterzeichnung mit dem TV-Sender doch einen Rückzieher gemacht haben und ‚Shorty‘ stand ohne Engagement dar. Nun sind Seyler und Sport1 mit der aktuellen Situation unzufrieden. Gibt’s womöglich doch wieder eine Annäherung?

DEL2 wandert ins Free-TV


Noch mehr Eishockey im deutschen Fernsehen: Neben der DEL bei Sport1 und Telekom Sport sollen deutsche Eishockey-Fans ab kommendem Jahr die Möglichkeit haben, auch die zweithöchste Spielklasse im Eishockey zu verfolgen. Dann soll die DEL2 ab dem 8. Januar pro Woche mit einem Topspiel bei eoTV laufen, das immer dienstags um 22 Uhr die „European Sportsnight: DEL2-Spiel der Woche“ übertragen wird. Um welche Begegnung es sich handelt, wird je am Sonntagabend davor bekanntgegeben. Allerdings wird am Dienstagabend kein Live-Spiel laufen, dafür eine Wiederholung in voller Länge René Rudorisch, DEL2-Geschäftsführer: „Mit eoTV schaffen wir den Einstieg ins frei empfangbare Fernsehen und haben so die Chance, den Spielbetrieb der Liga und unsere Clubs noch stärker nach außen zu tragen. Gleichzeitig erhöhen wir das TV-Angebot rund um den deutschen Eishockeysport.” eoTV ist erst seit Dezember 2015 auf Sendung und über ASTRA 19.2°, Vodafone, EntertainTV und Unitymedia im deutschsprachigen Raum zu empfangen.

Servus, Australian Open


Tennis-Fans werden künftig im Free-TV mehr auf ihre Kosten kommen, denn ServusTV sicherte sich neue Sportrechte, in diesem Fall die der Australian Open. Der Deal gilt vorläufig nur für Österreich, wo ServusTV in den kommenden drei Jahren alle Matches von Dominic Thiem, alle Halbfinals und das Finale des Wettbewerbs zeigen wird. Jeden Turniertag soll ein Spiel übertragen werden. ServusTV bemühte sich zuletzt immer mehr um Sportrechte außerhalb der Red-Bull-Events, darunter beispielsweise die MotoGP, die ab 2019 auch in Deutschland bei ServusTV laufen wird. Die Matches aus Australien werden in Österreich dann je in den frühen Morgenstunden zu sehen sein. Highlights soll es am gleichen Tag zwischen 17 und 18 Uhr geben. Mit dabei ist der Ex-Profi Alexander Antonitsch als Experte.

Neues von der Korbjagd


Zwei interessante Meldungen machten vergangene Woche für Basketball-Fans die Runde. EuroLeague-Chef Jordi Beromeu äußerte sich in einem Interview mit dem „Deutschlandfunk“ dahingehend, dass ab der nächsten Saison zwei deutsche Vertreter in der EuroLeague – der höchsten Basketball-Spielklasse Europas – antreten werden. Für die Spielzeiten 2019/2020 und 2020/2021 sind die Bayern über eine Wild Card schon gesetzt. Im Rahmen einer Qualifikation soll je ein weiteres BBL-Team in den Wettbewerb gelangen können. Außerdem: Der BBL-Pokal war ein Jahr nicht im linearen Fernsehen zu sehen. Das ändert sich ab kommendem Jahr. Dann wird Sport1 eines der beiden Halbfinals Mitte Januar und das Finale des Wettbewerbs Mitte Februar ausstrahlen.

Discovery schnappt sich Frauen-Golf


Sonst machte sich in Deutschland vor allem Sky um die Austragung von Live-Golf verdient, doch bald werden auch über Discovery noch mehr Golf-Inhalte verbreitet werden als bisher. Das Portfolio des zu Discovery gehörenden GOLFTV wird um die Ladies European Tour ergänzt, nachdem Discovery kürzlich die Übertragungsrechte am Wettbewerb erwarb. Mindestens drei bis vier Jahre soll die Tour dann bei GOLFTV zu sehen sein, da der Solheim-Cup 2019 und 2021 bereits als Highlights im Rahmen des Deals angekündigt werden. In insgesamt 25 europäischen Märkten werden Discovery und GOLFTV die Ladies European Tour zeigen, darunter auch Deutschland.

Meckern auf hohem Niveau: Der Bundesliga-Samstag


Zum Ende Hinrunde lag der große Nachteil im Rahmen der letzten Bundesliga-Konferenz dieses Jahres bei Sky darin, dass sowohl Borussia Dortmund als auch der FC Bayern München nicht in ihr vertreten waren. Der BVB hatte schon am Vortag im absoluten Topspiel des Spieltags gegen die Borussia aus Mönchengladbach gespielt, was Sky nicht übertragen durfte. Dafür aber das ebenfalls attraktive Aufeinandertreffen zwischen den Bayern und Eintracht Frankfurt ab 18.30 Uhr. 1,17 Millionen Menschen verfolgten die Neuauflage des DFB-Pokalfinals. Darin enthalten waren auch sehr gute 7,0 Prozent der jungen Zuschauer. Die Konferenz davor verlor gegenüber ihrer Vorwoche aber dafür umso härter: Von über 15 Prozent ging es herab auf 9,5 Prozent bei 14- bis 49-Jährige. 1,22 Millionen Zuschauer schalteten im Schnitt ab 15.30 Uhr ein.

Gefragter Wintersport


Das Erste hatte am Wochenende große Freude an Wintersport-Übertragungen. Am Samstag verfolgten mittags knapp zwei Millionen Menschen die Nordische Kombination, ehe der Biathlon dann am Nachmittag richtig aufdrehte und sogar etwas mehr als vier Millionen Menschen interessierte. Insgesamt holte Das Erste mit der Herren-Verfolgung 25,4 Prozent, ehe das Damen-Pendant danach 4,47 Millionen Zuschauer und noch 23,7 Prozent Gesamtmarktanteil maß. Am Vorweihnachtstag liefen dann zwar weniger Live-Übertragungen im Ersten, wieder verzückte aber zumindest der Biathlon den öffentlich-rechtlichen Sender. Der Massenstart der Damen kam ab 14.30 Uhr auf ein Publikum von 4,68 Millionen Menschen, die insgesamt zu 25,5 Prozent führten. 0,91 Millionen jüngere Zuschauer bewirkten in ihrem Segment ebenfalls starke 16,5 Prozent.
24.12.2018 10:14 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/106127