Etwas ruhiger lässt es der Künstler ab Samstag im Fernsehen angehen. Dann spielt er in ZDFs «Dr. Klein» einen Wirtschaftsprüfer.
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Das Genre ist im Kommen.
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Fight Designer Joshua Grothe über das Genre Action
In Amerika sind sie häufiger anzutreffen, in Deutschland hingegen seltener: Joshua Grothe ist einer der wenigen Fight Designer, die hierzulande an Filmsets arbeiten. Grothe, auch Josh genannt, arbeitete zuletzt unter anderem für «Berlin Station», die internationale Netflix-Produktion «Sense 8» oder «A Cure for a Wellness». Die Liebe zu Kämpfen, Josh hat sie schon seit seiner Kindheit. Als kleiner Junge machte er regelmäßig Karate, später kam Kick & Thai-Boxen, hinzu. Nach dem Abitur, so erzählt der heute 31-Jährige, habe er sich entscheiden müssen. Film- und Fernsehen, die große Kampfsportkarriere oder irgendwie doch beides? Grothe entschied sich für die aufregende Welt des Films – zunächst als Stuntman. Bei Produktionen wie «1 ½ Ritter» und «Pandorum» sammelte er erste Erfahrungen, später war er unter anderem als Fight Designer tätig.
Allerdings können sich kaum deutsche Produktionen die aufwändigen Vorbereitungen solcher Kampfszenen leisten. In der Regel bekommt ein Fight Designer zu Beginn des kreativen Prozesses das Skript zugeschickt. Darin steht, welche Figuren, wann und wo in den Drehbuch gegeneinander antreten. „Wie das dann vonstatten geht, ist die Aufgabe des Fight Designers…“, sagt Joshua Grothe.
Auf Grundlage des Skripts beginnen erste Überlegungen. Damit sich die Crew, zu allererst natürlich der Regisseur, einen Eindruck von den Gedanken der Fight Designer machen können, entstehen Pre-Visulalisierungen. Dabei wird oft mit Stuntdoubles in Trainingsräumen geprobt, trainiert, ausprobiert und vorgebreitet. „Darin enthalten sind auch Vorschläge für Schnitt und Kameraführung“, berichtet Josh. Gemeinsam mit Regie, Produktion und anderen wird eine Kampfszene somit Stück für Stück konkretisiert. „Irgendwann drehen wir solche Pre-vids zum Teil auch mit den echten Schauspielern oder eben Stuntdoubles und Actionperformern. Somit gehen sie am Ende nicht vollkommen unvorbereitet zum richtigen Dreh.“
Weil das alles zeit- und kostenintensiv ist, sind solch akribischen Vorbereitungen oft nicht möglich. Und in Deutschland wird das Fight Design auch nicht allzu oft gebraucht. Zu selten entstehen hierzulande überhaupt echte Action-Formate sagt er. „Aber das Genre ist im Kommen“, berichtet er. So waren seine Engagements eher internationaler Natur. Für «Sense 8» arbeitete Josh etwa eng mit Lana Wachowski zusammen, die ihren großen Durchbruch mit der «Matrix»-Trilogie schaffte. „Zwischen uns ist eine Freundschaft entstanden“, sagt Grothe – noch heute stünden beide in Kontakt.
Im Jahr 2018 hat sich Josh immer mehr der Schauspielerei gewidmet. Er spielte in der Action-Serie «Alarm für Cobra 11» mit, war in der Sci-Fi-Serie «Counterpart» als „Barnes“ zu sehen und wurde für die Produktion der kommenden NBC-Universal-Serie «Spides», die noch bis Februar gedreht wird, verpflichtet.
Wenn am Samstagabend die neue Staffel des ZDF-Formats «Dr. Klein» startet, dann ist Grothe als Wirtschaftsprüfer Chris Brandt zu sehen. Im neuen Jahr will Josh zudem auch vermehrt im Bereich der Action-Regie durchstarten, erste Projekte seien schon in der Planung, aber noch nicht spruchreif – und auch vor der Kamera soll es weitergehen. „Es geht um eine internationale Action-Serie. Aber auch hier gibt es noch kein finales grünes Licht“, sagt Josh. Vielleicht kann er ja schon bald seine eigenen Kampfsequenzen erdenken.