Soap-Ranking 2018: «GZSZ» baut Vorsprung aus, ARD-Soaps fallen

Wie fiel die Jahresbilanz der werktäglich laufenden Soaps im deutschen Fernsehen aus? Quotenmeter.de blickt zurück auf das Jahr 2018 und nennt die Entwicklungen aller Soaps.

Es hat sich etwas getan in der Soap-Welt. Während in den vergangenen Jahren die Anzahl der werktäglich laufenden Seifenopern und Telenovelas noch stagniert hatte, kamen 2018 mit RTLs «Freundinnen» und «Alles oder nichts» in Sat.1 zwei weitere Formate hinzu. Doch es waren die alteingesessenen und die Dauerbrenner, die im abgelaufenen Jahr wirklich überzeugen konnten, während sich die Neulinge schwertaten. Mit nun vier Formaten zählte RTL die meisten Soaps im Werktags-Programm, was auch ein Bekenntnis hin zu mehr Fiction und weg von Scripted Realities darstellte. Vom Kölner Sender stammt auch die nach wie vor beliebteste Soap im deutschen Fernsehen – geht man nach werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen: «Gute Zeiten, schlechte Zeiten».

«GZSZ» (RTL)

  • 2013: 3,25 Mio. / 20,3%
  • 2014: 2,91 Mio. / 17,8%
  • 2015: 2,66 Mio. / 16,9%
  • 2016: 2,84 Mio. / 18,2%
  • 2017: 2,74 Mio. / 19,1%
  • 2018: 2,84 Mio. / 19,6%
Zuschauer ab 3 / Quote 14-49
Zum vierten Jahr in Folge verbesserte sich die RTL-Soap kurz vor der Primetime, was ein großartiges Ergebnis für Jo Gerner und Co. bedeutet. Im vergangenen Jahr hatte sich «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» zwar bei jungen Zuschauern auf 19,1 Prozent verbessert, in Sachen Reichweite aber eingebüßt. Nun ging es in beiden Belangen wieder aufwärts: Nach Verlusten von durchschnittlich rund 100.000 Zuschauern pro Folge im Jahr 2017, gewann «GZSZ» diese 2018 wieder hinzu und erreichte damit genauso viele Menschen wie im Jahr 2016. Deutlich besser als 2016 lief die Soap aber bei jungen Zuschauern, mit nun tollen 19,6 Prozent im Schnitt. Es war das beste Ergebnis seit dem Jahr 2013, als sogar über 20 Prozent pro Folge einschalteten. Wird «GZSZ» 2019 wieder die 20-Prozent-Hürde nehmen?

«Alles was zählt» (RTL)

  • 2013: 2,46 Mio. / 14,7%
  • 2014: 2,24 Mio. / 13,1%
  • 2015: 2,14 Mio. / 13,6%
  • 2016: 2,08 Mio. / 12,8%
  • 2017: 2,07 Mio. / 13,6%
  • 2018: 2,13 Mio. / 13,9%
Zuschauer ab 3 / Quote 14-49
Unmittelbar vor «GZSZ» lief auch 2018 wieder Senderkollege «Alles was zählt». Hinter der Soap lagen 2017 größere strukturelle Veränderungen, die sich aber auszahlten: 2017 war es für die Dramaserie von 12,8 auf 13,6 Prozent hinaufgegangen. Und 2018? Verbesserte sich «Alles was zählt» erneut, allerdings in kleineren Schritten. Im vergangenen Jahr generierte die Sendung 13,9 Prozent bei jungen Zuschauern und liegt damit mehr als im Soll. Auch bei Zuschauern ab drei Jahren gewann das Format, das pro Folge 2,13 Millionen Menschen unterhielt, was knapp 60.000 mehr waren als im Vorjahr. Wie «GZSZ» stagnierte «Alles was zählt» aber in Bezug auf die Reichweite bei 14- bis 49-Jährigen, die in ihrer Altersgruppe dennoch für mehr Quote gut waren. Auch für «Alles was zählt» sprang die beste Quote bei jungen Zuschauern seit 2013 heraus.

«Unter Uns» (RTL)

  • 2013: 1,49 Mio. / 15,5%
  • 2014: 1,28 Mio. / 13,5%
  • 2015: 1,15 Mio. / 13,5%
  • 2016: 1,20 Mio. / 13,4%
  • 2017: 1,23 Mio. / 13,6%
  • 2018: 1,07 Mio. / 11,3%
Zuschauer ab 3 / Quote 14-49
Kommen wir zu den Wermutstropfen im RTL-Soap-Jahr. Zu diesen zählt neben den neuen «Freundinnen» auch «Unter Uns», das im Jahr 2018 deutliche Verluste erleiden musste. Unter den altgedienten Soaps stellte die UFA-Serie in den vergangenen Jahren eine absolute Konstante dar. Zwischen 2014 und 2017 schwankte der Jahresschnitt bei jungen Zuschauern nur zwischen 13,4 und 13,6 Prozent. Das waren keine überragenden Werte, aber absolut zufriedenstellende für RTL. Unsanft fiel «Unter Uns» im Jahr 2018 von 13,6 auf 11,3 Prozent, was quotentechnisch einen Einschnitt bedeutet. In der zweiten Jahreshälfte zeigte der Trend sogar weiter nach unten, weshalb die Geschichten aus der Schillerallee nun schleunigst zusehen müssen, wieder in Fahrt zu kommen. Auch insgesamt verzeichnete [[Unter Uns] Verluste. Mit durchschnittlich 1,07 Millionen Zuschauern pro Folge verlor die Serie 160.000 Zuseher.

«Rote Rosen» (Das Erste)

  • 2014: 1,61 Mio. (17,1% - 14-49: 6,3%)
  • 2015: 1,57 Mio. (16,2% - 14-49: 6,7%)
  • 2016: 1,47 Mio. (14,7% - 14-49: 6,1%)
  • 2017: 1,49 Mio. (14,9% - 14-49: 5,4%)
  • 2018: 132 Mio. (13,3% - 14-49: 4,5%)
Den Telenovelas im Ersten geht ebenfalls die Luft aus. Jahrelang brachten sowohl «Rote Rosen» als auch «Sturm der Liebe» am Nachmittag verlässlich starke Zahlen. Im Langzeit-Trend geht es für beide Sendungen aber schon seit Jahren eher abwärts. Herbe Verluste erlitten nun beide. «Rote Rosen» erreichte nach 1,49 Millionen Zuschauern im Jahr 2017 noch mittlere 1,32 Millionen Menschen. Das bedeutete einen durchschnittlichen Gesamtmarktanteil von 13,3 Prozent, der den 14,9 Prozent im Vorjahr deutlich nachsteht. Bei 14- bis 49-Jährigen waren die Lüneburger schon davor nicht sonderlich beliebt – 2017 standen durchschnittlich 5,4 Prozent zu Buche. Im Vergleich dazu verlor «Rote Rosen» im Jahr 2018 aber mit nun 4,5 Prozent fast einen ganzen Prozentpunkt.

«Sturm der Liebe» (Das Erste)

  • 2014: 2,07 Mio. (20,4% - 14-49: 8,2%)
  • 2015: 2,04 Mio. (19,4% - 14-49: 7,4%)
  • 2016: 1,92 Mio. (16,7% - 14-49: 7,2%)
  • 2017: 1,82 Mio. (15,6% - 14-49: 7,2%)
  • 2018: 1,60 Mio. (13,9% - 14-49: 6,7%)
«Sturm der Liebe» hat noch deutlichere Verluste zu beklagen, allerdings kennzeichnete die Sendung von beiden ARD-Soaps schon seit jeher die stärkere. Nun näherten sich beide Formate an, weil die Geschichten vom Fürstenhof besonders an Interesse einbüßten. Schon im Jahr davor hatte die Telenovela rund 100.000 Zuschauer verloren und noch 1,82 Millionen Menschen erreicht. 2018 blieben davon noch 1,60 Millionen übrig. Der Gesamtmarktanteil fiel so von 15,6 Prozent auf 13,9 Prozent. Bei jungen Zuschauern hielten sich die Verluste vergleichsweise in Grenzen. Nach 7,2 Prozent im Jahr 2017 waren es 2018 6,7 Prozent.

«Köln 50667» (RTL II)

  • 2013: 0,89 Mio. / 11,5%
  • 2014: 0,71 Mio. / 9,7%
  • 2015: 0,67 Mio. / 9,2%
  • 2016: 0,58 Mio. / 7,8%
  • 2017: 0,56 Mio. / 7,8%
  • 2018: 0,65 Mio. / 9,5%
Zuschauer ab 3 / Quote 14-49
Ganz anders stellt sich die Lage bei den Soaps für die besonders jungen Zuschauer dar. RTL II kann mit seinem Soap-Jahr nämlich sehr zufrieden sein. Besonders deutlich verbesserte sich «Köln 50667», womit die Sendung den Turnaround schaffte. Seit 2013 verschlechterten sich die Rheinländer eigentlich von Jahr zu Jahr, ehe im Jahr 2017 der Vorjahres-Schnitt von 7,8 Prozent zumindest gehalten wurde. Im Jahr 2018 machte «Köln 50667» nun einen Satz bis auf 9,5 Prozent beim umworbenen Publikum.

«Berlin - Tag & Nacht» (RTL II)

2013: 1,26 Mio. / 12,5%
2014: 1,13 Mio. / 11,6%
2015: 1,02 Mio. / 10,6%
2016: 0,94 Mio. / 9,4%
2017: 0,80 Mio. / 8,4%
2018: 0,85 Mio. / 9,3%
Zuschauer ab 3 / Quote 14-49
Überraschend: Damit lief «Köln 50667» erstmals besser als Mutterformat «Berlin – Tag & Nacht» – und das obwohl sich auch die Hauptstädter steigerten. Auch in Berlin zeigte der Trend seit 2013 nur nach unten. Zwischen 2013 und 2017 verlor die filmpool-Produktion im Jahresschnitt sogar über vier Prozent bei jungen Zuschauern. Nach 8,4 Prozent im Jahr 2017 holte «Berlin» 2018 durchschnittlich 9,3 Prozent. Wie bei «Köln» ging es auch aus Gesamtsicht aufwärts für die RTL-II-Sendung.

Die Neueinsteiger «Freundinnen» und «Alles oder nichts» blicken auf ein ernüchterndes erstes Jahr zurück. Zwar steigerten sich RTLs «Freundinnen» mit der Zeit und generierten ab und zu auch mal über zehn Prozent bei jungen Zuschauern, letztlich resultierten im Mittel aber nur 7,1 Prozent. Noch deutlich schlimmer sieht die Lage für «Alles oder nichts» aus, das im Grunde seit Tag eins indiskutable Werte verbucht. Im Jahresschnitt kommt die Vorabendsendung auf nur 3,6 Prozent in der Zielgruppe. Wenig spricht dafür, dass die Sat.1-Sendung das Jahr 2019 überlebt.

Fazit: Gerade bei jungen Zuschauern scheinen sich die Soaps einer anhaltend großen oder sogar steigenden Beliebtheit zu erfreuen. Die einzige negative Ausnahme bei den Privatsendern stellte «Unter uns» dar, das deutlich an Zuspruch einbüßte. Auch Das Erste hadert mit der Ausbeute seiner Telenovelas, die immer mehr Zuschauer verlieren. 2018 zeigte auch, dass Soaps von ihrer Tradition und ihrer eingeschworenen Fangemeinde leben. Neue Formate kamen auf keinen grünen Zweig und könnten schon bald wieder Geschichte sein.
06.01.2019 11:32 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/106313