Über Jahre hinweg war der Dienstagabend bei RTL für fiktionale Formate reserviert. Nun bestücken ihn die Kölner erstmals mit «Deutschland sucht den Superstar». Warum diese Strategie aufgehen könnte? Wir haben ein wenig herumgerechnet und verraten es...
Mit seiner Entscheidung,
«Deutschland sucht den Superstar» in diesem Jahr auch dienstags zu zeigen, hat RTL für eine Überraschung gesorgt. Dabei macht die Wahl des neuen Sendeplatzes bei genauerem Hinsehen durchaus Sinn. Zum einen wäre da das schwache Dienstagsprogramm der Kölner selbst, in dem es schon seit Jahren an größeren Hits mangelt. Die zwischenzeitlich am Dienstag gezeigten Sozialdokus liefen im Sommer zwar ganz gut, waren aber nur kurz im Programm. Und die neuen deutschen Serien, namentlich «Sankt Maik» und «Beck is back!», reichen eben (noch) nicht aus, um 52 Dienstage im Jahr zu bespielen. Es braucht also neue Ideen.
Die Konkurrenz schwächelt
Dass dabei im Dienstag noch eine Menge Potenzial stecken dürfte, zeigt auch ein Blick zur Konkurrenz. Auf der Suche nach dem nächsten Hit für den Dienstagabend ist inzwischen auch ProSieben, dort sind «Die Simpsons» längst nicht mehr so erfolgreich wie einst. Sie laufen in Zukunft nur noch in Erstausstrahlungen, während ProSieben an den anderen Dienstagen im Jahr vermehrt mit Eigenproduktionen punkten will. Immerhin «Galileo Big Pictures» schlug sich zuletzt schon einigermaßen solide, «Uncovered» hatte am späteren Abend dafür Probleme bereitet.
Auch bei vielen anderen der acht großen Sender ist der Dienstag nicht gerade der stärkste Tag der Woche. Während das ZDF mit der Ausstrahlung von non-fiktionalen Formaten zur Primetime den traditionell schwächsten Sendetag der Woche erlebt, kam VOX ohne «Die Höhle der Löwen» zuletzt ebenfalls stark ins Straucheln. Einstellig liefen in jüngerer Vergangenheit auch die Filme in Sat.1. Lediglich die Dienstagsserien im Ersten und die Sozialdokus bei RTL II funktionieren unverändert gut.
Dominanz am Sonntag, Potenzial am Dienstag
Dass die „Dienstagsschwäche“ bei den großen Sendern tatsächlich existiert, zeigen auch die nackten Zahlen. Für unsere nachfolgende Analyse haben wir die Zeitspanne von Ende November bis kurz vor Weihnachten betrachtet, im Falle der Dienstage blicken wir also auf die Tage vom 27. November bis zum 18. Dezember 2018. Zusammengerechnet kamen die acht großen TV-Sender - also Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1, ProSieben, VOX, RTL II und kabel eins - an diesen vier Dienstagen mit ihrem ersten Primetime-Format im Schnitt „nur“ auf gut 16 Millionen Zuschauer.
Sehr viel anders sieht die Lage am letzten Tag der Woche aus, keine Sendeplatz ist im deutschen Fernsehen so hart umkämpft wie der Sonntagabend. Der «Tatort» im Ersten, die Herzkino-Filme im ZDF, Blockbuster bei ProSieben und je nach Saison auch noch «The Voice of Germany» in Sat.1 lassen der Konkurrenz in der Regel wenig Luft zum Atmen. So waren es an den vier Sonntagen zwischen dem 25. November und dem 16. Dezember 2018 im Schnitt sogar 23,6 Millionen Menschen, die irgendwo zwischen dem «Tatort» im Ersten und «Kitchen Impossible» bei VOX bei einem der großen Acht hängen blieben - rund sieben Millionen mehr als an den Dienstagen.
Auch der Samstag ist ein starker Tag...
Vor allem dank der gefragten Castingshows bei RTL, den starken Quiz- und Spielshows im Ersten und den beliebten Krimis im ZDF dominieren die großen Acht auch am Samstag das Feld. Ende 2018 kamen die großen Sender zusammengerechnet auf durchschnittlich 19,4 Millionen Zuschauer in der Samstags-Primetime. Beim jungen Publikum beherrschen sie damit allein rund 3/4 des gesamten TV-Marktes am Samstagabend.Natürlich hinkt der Vergleich, weil am Wochenende per se mehr Menschen Fernsehen schauen als in der Woche. Dennoch bestätigt auch ein Blick auf die Marktanteile unsere Hypothese. So betrug die durchschnittliche Quote der acht großen Sender an den in unserem Zeitraum betrachteten Sonntagen gut 70 Prozent bei allen und sogar 78,2 Prozent der Jüngeren. Sehr viel kleiner fällt dieser Wert am Dienstag aus, wo die großen Sender zuletzt nicht über knapp 55 Prozent bei allen und gut 62 Prozent der Jüngeren gelangten. Das kleine Vakuum, das hier entsteht, füllt nicht zuletzt ZDFneo aus, das dienstags immer wieder auf richtig starke Zahlen kommt.
Selbst der direkte Vergleich mit anderen Werktagen bekräftigt die Hypothese, dass im Dienstag noch eine Menge Potenzial stecken dürfte. So vereinten die „Big Eight“ in der Primetime am Mittwoch zuletzt mehr als 17 Millionen Zuschauer im Schnitt - also rund eine Million mehr als am Dienstag. An den Donnerstagabenden standen Ende November und Anfang Dezember durchschnittlich sogar 18 Millionen Interessenten zu Buche.
Was bedeutet das für «DSDS»?
Die Voraussetzungen für einen Erfolg von «Deutschland sucht den Superstar» am Dienstagabend scheinen zweifelsfrei gegeben. Am Ende, wenn der Plan aufgeht, könnte RTL sogar doppelt profitieren. Zum einen könnte es «DSDS» am schwächer umkämpften Dienstag leichter fallen, noch eine Schippe draufzulegen Zum anderen dürfte RTL das lästige Dienstagsproblem zumindest für die nächsten Wochen los sein. Mit 22,8 Prozent der Umworbenen bei insgesamt knapp 4,4 Millionen Zuschauern stieß der Auftakt von «DSDS» am vergangenen Samstag jedenfalls schon einmal auf reges Publikumsinteresse.