Die Ärzte-Reihe trat bei RTL an, um ein Quotenproblem am Vormittag zu lösen. Wie fällt die Bilanz nach knapp drei Monaten aus?
In der Daytime läuft es bei RTL zurzeit nicht wirklich rund. Probleme machen vor allem die «Freundinnen» ab 17 Uhr, aber auch davor läuft es am Nachmittag mit Doku-Soaps meist eher durchwachsen. Eine weitere Problemzone stellt der Vormittag für den Kölner Sender dar. Dort probierte sich RTL beispielsweise bis Mitte Oktober an «Hebammen im Einsatz», das meist unzufriedenstellende Werte verbuchte. Also organisierte RTL ab dem 15. Oktober einen Ersatz, der auch im Gesundheitswesen verortet ist. Bei «Der Nächste, bitte!» handelt es sich um eine Arzt-Doku-Reihe, in deren Rahmen RTL mit echten, emotionalen Geschichten und einer Prise Service Zuschauer locken wollte.
Nun steht der Vormittagssendeplatz ab 11 Uhr wahrlich nicht für einen Glanz im Stile der Primetime, weshalb die Zuschauerzahlen sich auf einem niedrigen Niveau bewegen und erheblich schwanken. Trotzdem sehnte sich RTL in diesem Slot nach ein wenig Konstanz – und vor allem nach Quoten, die knapp 13 Prozent möglichst nahe kommen sollen. Auf einem guten Weg befand sich «Der Nächste, bitte!» in Folge eins bereits, als insgesamt 390.000 Menschen einschalteten. Die Reichweite bewegte sich bis Ende des Jahres ausschließlich unter 500.000 Personen und es sollte sich zeigen, dass diese Zuschauerzahl zum Auftakt noch einer der besseren Werte darstellte. Mit 12,3 Prozent der jungen Zuschauer erwischte «Der Nächste, bitte!» jedenfalls einen passablen Start, der bereits deutlich über dem Niveau der «Hebammen»-Vorgänger lag.
Dass man es auf diesem Sendeplatz nicht leicht hat, sollte Woche eins aber ebenfalls zeigen. Mit 12,8 Prozent am Mittwoch und 13,1 Prozent am Donnerstag holte die neue Doku zwar zwei weitere sehenswerte Marktanteile, am Dienstag und am Freitag standen dafür aber viel zu niedrige 8,1 und 9,1 Prozent zu Buche. Zum Leidwesen von RTL handelte es sich bei Woche eins bis Ablauf des Jahres 2018 sogar um die bislang beste Woche des Formats, denn immer seltener nahm die neue Sendung danach die Zehn-Prozent-Hürde: In Woche zwei war dies nur noch zwei Mal der Fall und die 11,8 Prozent der klassischen Zielgruppe am Dienstag sowie die 10,7 Prozent am Donnerstag fielen dabei deutlich niedriger aus als die zweistelligen Quoten in Woche eins.
So fiel der Wochenschnitt von 11,1 Prozent auf 9,5 Prozent in Woche zwei, weil mit Quoten zwischen 7,9 und 9,1 Prozent an den verbleibenden drei Tagen wenig zusammenging. Eine richtig schwarze Woche erlebte «Der Nächste, bitte!» schließlich in Woche drei, als die Quoten bei Umworbenen 8,3 Prozent nicht mehr überstiegen. Im Rahmen der Donnerstagsausgabe verzeichnete das Ärzte-Format sogar klägliche 6,0 Prozent, sodass der Wochenschnitt weiter auf 7,5 Prozent abgab.
Danach berappelte sich «Der Nächste, bitte!» zwar, allerdings nur auf einem niedrigen Niveau. In der Woche ab dem 5. November generierten die Ausgaben am Montag und Mittwoch immerhin wieder 10,7 bzw. 10,5 Prozent – und die Freitagsausgabe holte mit 13,2 Prozent sogar das beste Ergebnis bisher, während zwei weitere Folgen 8,0 und 8,8 Prozent verbuchten. Nun stand «Der Nächste, bitte!» immerhin wieder besser da als in Woche zwei und am Montag darauf folgte mit 13,3 Prozent gleich der nächste Rekord. Allerdings erhöhte sich ab dem 13. November auch wieder die Anzahl an Fehlschlägen. Sechs Mal in Folge blieb «Der Nächste, bitte!» bei Werberelevanten in der Folge einstellig. Die Tiefpunkte stellten der 14. November und der 16. November mit 6,3 respektive 6,2 Prozent dar.
Den Bann brach «Der Nächste, bitte!» erst am 21. November mit 12,4 Prozent wieder. Doch das sollte die absolute Ausnahme bleiben, denn im verbleibenden Jahr 2018 übertraf der Neustart diesen Wert kein weiteres Mal. Nach diesem kleinen Ausreißer standen im November durchschnittlich nur noch 8,9 Prozent zu Buche. Der Monatsschnitt im November entfiel auf 9,1 Prozent bei 14- bis 49-Jährigen, während in den knapp zwei Oktober-Wochen noch mittlere 9,7 Prozent herausgesprungen waren. Wie würde «Der Nächste, bitte!» also den Jahresabschluss bestreiten?
Die schlechte Nachricht lautete, dass der Programm-Neuling gerade zum Dezember-Anfang immer größere Probleme hatte. Erneut verzeichnete «Der Nächste, bitte!» sechs Mal in Folge einstellige Quoten im jungen Alterssegment, wobei die Werte zwischen 7,6 und 9,0 Prozent schwankten. Die gute Nachricht lautete dafür, dass es ab dem 14. Dezember zwischenzeitlich deutlich bergauf ging. Vier Mal hintereinander holte «Der Nächste, bitte!» zweistellige Marktanteile. Erst zwei mal 10,4 Prozent, dann zwei Mal 12,0 Prozent. Zwischen den Jahren war dann jedoch wieder Quoten-Tristesse angesagt. Erst am 2. Januar kam «Der Nächste, bitte!» wieder auf 12,4 Prozent und damit auf einen zweistelligen Wert, der am 3. Januar direkt von mageren 7,5 Prozent gefolgt wurde.
Von Konstanz keine Spur. «Der Nächste, bitte!» erwischte einen ordentlichen Start, baute dann aber massiv ab und unterlag aus Quotensicht großen Schwankungen. Aus Mangel an Alternativen hält RTL weiter an der Ärzte-Doku-Reihe – vielleicht auch, weil diese immer wieder plötzlich mit zweistelligen Zahlen überrascht. Im Schnitt lesen sich die Werte des Formats aber nicht wie die einer Sendung, die eine große Zukunft vor sich hat. Im Schnitt verfolgten 330.000 Zuschauer ab drei Jahren die Sendung ab 11 Uhr, darunter 180.000 junge Leute. Insgesamt steht damit im Zeitraum zwischen Mitte Oktober und Anfang Januar ein durchschnittlicher Gesamtmarktanteil von 5,4 Prozent zu Buche. In der klassischen Zielgruppe liegt der Schnitt bei 9,4 Prozent, was für die Ansprüche von RTL deutlich zu wenig ist. Gerade am zuschauerschwachen Vormittag kann der Sender diese Marktanteile aber sicher besser verkraften.