«Blazing Saddles» alias «Der wilde wilde Westen» alias «Is' was, Sheriff?» eröffnet unsere Reihe über unvergessliche Filmparodien als einflussreicher Klassiker des Komikgenies Mel Brooks.
Filmfacts «Blazing Saddles»
- Regie: Mel Brooks
- Produktion: Michael Hertzberg
- Drehbuch: Andrew Bergman, Mel Brooks, Richard Pryor, Norman Steinberg, Al Uger
- Story: Andrew Bergman
- Darsteller: Cleavon Little, Gene Wilder, Harvey Korman, Slim Pickens, Madeline Kahn, Mel Brooks, Dom DeLuise
- Musik: John Morris
- Kamera: Joseph Biroc
- Schnitt: Danford Greene, John C. Howard
- Veröffentlichungsjahr: 1979
- Laufzeit: 93 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Mel Brooks, einer der Meister des bissigen und dennoch launig-spritzigen Humors, ist in Deutschland wahrscheinlich am besten für «Spaceballs» und «Robin Hood – Helden in Strumpfhosen» berühmt. So temporeich und gekonnt-durchgeknallt in der Persiflage ihrer Vorlagen diese Filme auch sein mögen, so verblassen selbst sie im direkten Vergleich mit Brooks' Westernparodie «Blazing Saddles». Denn der 1979 veröffentlichte Film, der mit drei Oscar-Nominierungen aufwartet und vom American Film Institute zu einer der zehn besten Komödien der Filmgeschichte gewählt wurde, ist
noch turbulenter, noch einfallsreicher und obendrein auch ein Quell einfach nicht alt werdender,
treffender Gesellschaftskritik.
Die Handlung beginnt noch wie aus dem Einmaleins des Westernkinos: Vizegouverneur und Staatsanwalt Hedley Lamarr will quer durch eine bescheuliche, vermeintlich friedliche Wildweststadt eine Eisenbahnstrecke bauen lassen. Da die Bewohner ihr Land jedoch nicht verkaufen und daraufhin umsiedeln wollen, versucht Lamarr, die Leute mit der Hilfe übler Banditen zu vertreiben. Aufgrund der erhöhten Kriminalitätsrate verlangen die Einwohner nach einem neuen Sheriff. Und hier kommt der Brooks-Twist: Lamarr setzt, in der Hoffnung, so das Dorf endgültig Gefecht zu setzen, den schwarzen Eisenbahnarbeiter Bart als neuen Gesetzeshüter ein …
Brooks peppt die Westernhandlung nicht nur mit der das klassische Westernkino gegen den Strich bürstende Idee auf, eine unterdrückte Personengruppe unverhofft zu Macht gelangen zu lassen. Er streut auch
comichafte Anachronismen in das Geschehen, lässt etwa Nazi-Soldaten Seite an Seite mit dem Ku-Klux-Klan auftreten. Was an der Oberfläche nur eine Albernheit ist, stellt einen von vielen Bausteinen in Brooks unterhalb der Western-Persiflage erbauten Gesellschaftssatire dar: So lässt Brooks kein gutes Haar an Figuren, die rassistische Beleidigungen verwenden, egal wie "nebensächlich" oder "normal" sie angeblich seien – für 1979 keine Selbstverständlichkeit, und mit der
gewieften Mischung aus Direktheit und Subtilität, die Brooks hier anwendet, ist dies eine umso größere Leistung für einen Film seiner Zeit.
Neben obskureren Späßen, wie Brooks' Seitenhieb darauf, dass lange US-Ureinwohner in Filmen von jüdischen Schauspielern dargestellt wurden (weshalb diese Figuren in «Blazing Saddles» schlicht Jiddisch sprechen), sind es zwei zentrale Performances, die diesen Film zu dem machen, was er ist: Cleavon Little als Bart, der
auf ulkige Weise beständig irritiert ist und dennoch eine zielsichere Cleverness bewahrt (so entführt er sich selber, um aus einer Notlage zu retten!) und Madeline Kahn als
divenhafte, aber gutmütige teutonische Barsängerin. Doch auch ein charmanter Gene Wilder und der herrlich fiese Harvey Korman als Lamarr treffen perfekt Brooks' Tonfall.
«Blazing Saddles» ist auf DVD und Blu-Ray erschienen sowie via maxdome, iTunes, Google Play, Microsoft, Rakuten TV, Sony und Chili abrufbar.