Anfang des Jahres wechselte die Besetzung der BR-Diskussionsrunde, was Kritik in den sozialen Medien nach sich zog. Hatte es einen Einfluss auf die Quoten?
Hintergrund zu «Der Sonntags-Stammtisch»
Seit Oktober 2007 wird im BR Fernsehen am Sonntagvormittag diskutiert. Dort sendet der öffentlich-rechtliche Sender den «Sonntags-Stammtisch» mit dem Slogan „bayerisch – bissig – bunt“. Zumindest etwas bissig wurde es in den Sozialen Medien, als zuletzt die Besetzung des Formats wechselte. Focus-Herausgeber Helmut Markwort, der von Beginn an durch die Sendung führte, wurde Anfang des Jahres endgültig durch Hans Werner Kilz ersetzt, nachdem Tilmann Schöberl aufgrund Markworts politischen Engagements diesen gemäß BR-Statuten zwischen April und Dezember 2018 vertreten hatte. Am 13. Januar fand die erste Runde mit neuem Personal statt, die gleich auf viel Gegenwind stieß. Im Internet verkündeten langjährige Zuschauer, sie würden von nun an mit ihrer Sonntagvormittag-Tradition brechen. Andere ließen sich zu Mutmaßungen hinreißen, dass die Quoten nun in den Keller gehen würden. Quotenmeter.de stellt diese Hypothesen auf den Prüfstand.
Recht haben die Kritiker des neu aufgestellten BR-Formats damit, dass «Der Sonntags-Stammtisch» sich im neuen Jahr nicht verbesserte. Allerdings: wirklich abwärts ging es für das Format mit wechselnden Stammgästen auch nicht. Betrachtet man die Leistungen seit November, fällt auf, dass «Der Sonntags-Stammtisch» gerade beim Gesamtpublikum ziemlich stabil ist. 330.000 Zuschauer schalteten beispielsweise am 4. November ein und bewirkten aus BR-Sicht sehr gute 2,7 Prozent. Schon die erste Sendung im Beobachtungszeitraum legt aber auch die große Schwäche des Formats offen: bei Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren ist die Sendung kaum gefragt. Gerade einmal auf 0,2 Prozent kam die Sendung in ihrer ersten November-Ausgabe bundesweit.
Weil 300.000 Zuschauer oder mehr beim «Sonntags-Stammtisch» die Regel sind, lief die Ausgabe am 11. November etwas schwächer als sonst. 270.000 Interessenten führten zu 2,1 Prozent Gesamtmarktanteil und erneut wenig berauschenden 0,3 Prozent bei jungen Zuschauern. Mit 0,2 Prozent lief auch die Sendung am 18. November alles andere als gut bei jüngeren Fernsehenden, dafür verbesserte sich «Der Sonntags-Stammtisch» wieder insgesamt auf 310.000 Zuschauer und 2,6 Prozent. Die gleiche Reichweite erzielte das damals noch von Tilmann Schöberl moderierte Format am 25. November, was dort noch für 2,5 Prozent beim Publikum ab Drei genügte. Mit 0,4 Prozent der 14- bis 49-Jährigen lief es zwar etwas besser als sonst, schon in der Folgewoche folgte aber ein herber Rückschlag, als die Quote am 2. Dezember mit 0,0 Prozent im nicht messbaren Bereich lag. Dabei lief es aus Gesamtsicht weiter gut für die Diskussionsrunde: insgesamt 330.000 Zuschauer bewirkten 2,6 Prozent.
Die höchste Reichweite im Untersuchungszeitraum entstand am 9. Dezember mit 370.000 Personen, die 2,7 Prozent aller Fernsehenden enthielten. Dieses weiterhin sehr sehenswerte Ergebnis stand noch immer in starkem Kontrast zur Leistung bei jungen Zuschauern, von denen sich 0,3 Prozent für «Der Sonntags-Stammtisch» interessierten. Deutlich besser wurde es am 16. Dezember, als 0,8 Prozent der 14- bis 49-Jährigen die üblichen Werte des BR Fernsehens sogar übertrafen. Insgesamt umfassten 350.000 Personen 2,5 Prozent aller Fernsehenden.
Danach ging «Der Sonntags-Stammtisch» in die Winterpause und kehrte erst zurück, als am 13. Januar Hans Werner Kilz die Moderation der Sendung übernahm. Mit 320.000 Zuschauern lag das Format weiter voll im Soll. Insgesamt 2,3 Prozent stellten den BR weiterhin zufrieden und mit 0,4 Prozent der jungen Zuschauer kam man zumindest den Ansprüchen des Senders einigermaßen nahe. Ebenfalls gute 2,3 Prozent standen am 20. Januar zu Buche, die durch 310.000 Zuschauer generiert wurden. Nun fiel die Quote bei jungen Personen wieder auf 0,2 Prozent. Die bislang dritte Ausgabe mit Kilz fiel dann wieder einmal unter die 300.000-Zuschauer-Marke, allerdings nicht deutlich: 280.000 Interessenten beinhalteten noch immer 2,0 Prozent aller und diesmal 0,3 Prozent der jungen Zuschauer.
Das erste Zwischenfazit nach dem Moderatorenwechsel lässt kaum größere Sorgen zu. Im Mittel verloren die ersten drei Folgen mit Hans Werner Kilz gegenüber den Ausgaben mit Tilmann Schöberl seit November nur 20.000 Zuschauer und 0,3 Prozentpunkte bei allen Fernsehenden. Bei jungen Zuschauern sind sogar keine Unterschiede festzustellen. Die Zeit wird zeigen, ob eine Abwärtsspirale eintreten wird und sich die Fans nach und nach tatsächlich vom Format abwenden. Im Schnitt kann «Der Sonntags-Stammtisch» seit November sehr zufrieden mit der Leistung beim Gesamtpublikum sein, wo mittlere 320.000 Zuschauer und 2,4 Prozent Marktanteil zu Buche stehen. Nachholbedarf besteht dagegen in der jungen Altersgruppe. Lediglich 10.000 14- bis 49-Jährige schalteten am Sonntagvormittag zum BR, was im Durchschnitt für 0,3 Prozent genügte.