Mit «The LEGO Movie 2» kommt bereits der vierte Film aus dem erfolgreichen LEGO-Universum in die Kinos und macht noch einmal Einiges besser als der Auftakt.
Filmfacts: «The LEGO Movie 2»
- Start: 7. Februar 2019
- Genre: Animationsfilm/Komödie
- Laufzeit: 106 Min.
- Musik: Mark Mothersbaugh
- Buch: Phil Lord, Chris Miller
- Regie: Mike Mitchell
- Originalsprecher: Chris Pratt, Elizabeth Banks, Will Arnett, Tiffany Haddish, Alison Brie
- OT: The LEGO Movie 2: The Second Part (DK/NOR/AUS/USA 2019)
2014 legte das Regieduo Phil Lord und Christopher Miller («22 Jump Street») mit «The LEGO Movie» eine echte Pionierarbeit vor. Sogenannte Brickfilme, also eine Art Stop-Motion-Produktion, nur eben aus LEGO-Steinen, gab es zuvor zwar schon häufiger. Doch ihr ganz simpel betiteltes «LEGO Movie» gaukelte diese Machart nur vor, entstand in Wirklichkeit allerdings voll und ganz am Computer. Trotzdem war die Illusion perfekt und zumindest was die kreative Vielfalt und den Humor anging, konnten Lord und Miller aus den Vollen schöpfen. Man hatte tatsächlich das Gefühl, den Machern seien zum damaligen Zeitpunkt keinerlei Grenzen gesetzt gewesen, weshalb «The LEGO Movie» nicht einfach nur ein knallbuntes Familienabenteuer darstellte, sondern spätestens durch die Realfilm-Meta-Ebene und diverse Popkulturanspielungen auch eine deutlich ältere Zielgruppe anzusprechen vermochte. Anschließend traute man den Filmemachern sogar das «Star Wars»-Spin-Off «Solo» zu; eine Geschichte voller kreativer Differenzen, an deren Ende man den Herren das Projekt wieder wegnahm.
Von diesem ultimativen Tiefschlag scheinen sich die beiden allerdings erholt zu haben. Ihrem Skript zu «The LEGO Movie 2» ist zumindest keinerlei kreativer Leerlauf anzumerken; im Gegenteil. Unter der Leitung des animationsfilmerprobten Regisseurs Mike Mitchell («Für immer Shrek») entstand ein Sequel, das sämtliche bisherige LEGO-Filme (also den ersten Teil und die beiden Spin-Offs «The LEGO Batman Movie» und «LEGO Ninjago») in den Schatten stellt.
Das LEGO-Universum gegen die Invasoren vom Planeten Duplon
Im Kampf gegen die Invasoren vom Planeten Duplo und für die Harmonie im LEGO-Universum sind Emmet, Lucy, Batman und ihre Freunde gescheitert. In der einst so belebten Stadt steht kein Stein mehr auf dem anderen. Stattdessen müssen sich die Figuren mittlerweile in Apocalypstadt herumschlagen und tagtäglich um ihr Überleben kämpfen. Als auch hier plötzlich Invasoren auftauchen, begibt sich die Gruppe in weit entfernte, unerforschte Welten wie die Galaxie, die voller fantastischer Planeten, seltsamer Charaktere und einprägsamer neuer Songs steckt. Dabei müssen die Helden ihren ganzen Mut, ihre Kreativität und ihre Fähigkeiten als Meisterbauer einsetzen, um erneut zu beweisen, was wirklich in ihnen steckt. Doch die Königin Wasimmersiewilli erweist sich als größte Gegnerin in der LEGO-Geschichte…
Als «The LEGO Movie» bei der Oscar-Verleihung 2015 nur für den Besten Song und nicht auch noch für die nahezu sicher geglaubte Kategorie „Bester Animationsfilm“ nominiert wurde, gab es darauf eine selten hohe (und vor allem negative) Resonanz. Bei den Golden Globes sowie anderen Indikator-Preisen wurde Lords und Millers erneuter Ausflug ins Trickfilmgenre (nach «Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen» 1 und 2) gewürdigt, doch ausgerechnet der Hollywoodfilmpreis schlechthin strafte das Spielsteine-Abenteuer mit Ablehnung. Auf den ersten Blick eine Schmach, auf den zweiten, gerade mit etwas Abstand zum Veröffentlichungsjahr, weniger. Wenngleich man «The LEGO Movie» seine kreative Vielfalt und das Spiel mit Erzählebenen nicht absprechen kann, blieb die Geschichte an sich immer auch hinter ihren Möglichkeiten zurück. In «The LEGO Movie» geht es darum, dass jeder ein Held sein kann, selbst wenn er, wie Hauptfigur Emmett, einfach nur ein Durchschnittstyp ist.
Vor dem Hintergrund gängiger Familienfilmkonventionen erzählt, in denen eine derartige
„Du musst nur an Dich selbst glauben, dann kannst Du alles schaffen!“-Message nun mal Usus ist, stach «The LEGO Movie» abseits seiner Inszenierung eben nicht aus dem Pulk an Animationsfilmen hervor. Und so wundert es kaum, dass es bei den Academy Awards noch nicht einmal für eine Nominierung reichte, während der selbstironische Ohrwurm „Everything is Awsome“ als Parodie auf jedwede Art von Wohlfühl-Radiopop diese Würdigung verdientermaßen sehr wohl erhielt.
Die clevere Story wird der Inszenierung gerecht
Wenngleich sich «The LEGO Movie 2» auf den ersten Blick gar nicht so sehr vom ersten Teil unterscheidet, da es auch diesmal darum geht, dass Emmett und seine Freunde ihre (mittlerweile zerstörte) Welt gegen eine Übermacht von außen retten müssen, ist die Botschaft im Detail viel klüger und komplexer als noch zum Auftakt. Dies liegt vor allem daran, dass man lange Zeit gar nicht erahnt, worauf die Story eigentlich hinaus will. Es scheint ganz selbstverständlich, wer hier zu den Guten und wer zu den Bösen gehört und auf welche Art von Showdown der Film zusteuert. Doch all das entpuppt sich im finalen Drittel schließlich als Trugschluss. Wir wollen an dieser Stelle zwar nicht zu sehr ins Detail gehen, doch so viel können wir verraten: Die Autoren führen den Zuschauer sehr lange unbemerkt an der Nase herum, sodass es ihnen gelingt, schließlich mit einem Twist aufzuwarten, hinter den partout keiner steigen wird, selbst wenn er meint, durch unsere Zeilen nun erst recht darauf zu kommen, wenn er nur gut genug aufpasst.
Damit das gelingt, spielen die Macher gezielt mit den Erwartungen und machen es sich zunutze, dass man gerade als erwachsene «LEGO Movie»-Zielgruppe um die Funktionalität von Dramaturgie und Figurenkonstellation weiß. In «The LEGO Movie 2» spielen ungeschriebene Filmgesetze allerdings keine Rolle – und so überträgt sich die in den bisherigen Filmen vorwiegend auf die inszenatorische Gestaltung anwendbare Rede von unermesslicher Kreativität jetzt endlich auch auf die Geschichte. Spätestens damit verabschiedet sich selbst ein solches Mainstream-Franchise komplett aus dem Familienfilmsektor, ohne nicht trotzdem allerlei Service für die Kleinen zu liefern.
Mal ganz davon abgesehen, dass es wohl erneut das visuelle Konzept der sich bewegenden LEGO-Figuren in einer vollständig aus LEGO-Steinen bestehenden Welt ist, die Kinderaugen zum Leuchten bringen wird, ist «The LEGO Movie 2» im Großen und Ganzen ein Film für Kreative über die Grenzenlosigkeit der Kreativität – und diese lässt sich gemeinsam nun mal besser ausleben, als allein. Diese Botschaft unterstreicht zudem der diesmal von Anfang an integrierte Erzählpart in der echten Welt; es ist im Gegensatz zum ersten Teil kein Twist mehr, dass die animierten Abenteuer in Wirklichkeit von Kindern gesteuert werden. Diesmal ist es stattdessen ein Streit zwischen zwei miteinander spielenden Geschwistern, der auch das Gleichgewicht in der LEGO-Welt zu (zer-)stören droht. Da die Kinder seit Teil eins älter geworden sind, machen auch einige Gags einen Reifesprung nach vorn. So kann der Junge diesmal aus Actionfilmen und bekannten Dinosaurierfranchises zitieren (Letzteres ist im Hinblick auf Originalsynchronsprecher Chris Pratt natürlich besonders lustig), während seine Schwester ihre Vorliebe für Glitzer, Vampire und Glitzervampire in ihr Spiel miteinfließen lässt.
Darüber hinaus gibt es diesmal direkt mehrere Songs mit Ohrwurmgarantie zu hören und wer bisher dachte, das LEGO-Universum bestünde nur aus den Bauklötzen und kleinen gelben Figuren, den belehren die Macher ebenfalls eines Besseren, wenn sie sich auch bei den Spielzeug-Spin-Offs des dänischen Spielzeuggiganten bedienen.
Fazit
«The LEGO Movie 2» schöpft das Potenzial aus, das beim ersten Teil auf der Strecke blieb. Neben unermesslicher kreativer Vielfalt und einer erneut extrem hohen Gagdichte ist es diesmal vor allem die smarte Story, die dafür sorgt, dass hiermit bereits ein erster Anwärter auf den Titel „Bester Animationsfilm 2019“ gefunden ist.
«The LEGO Movie 2» ist ab dem 7. Februar bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.