Fünf Dinge, die «Kitchen Impossible» so sehenswert machen

Die kulinarische Wettbewerbsshow «Kitchen Impossible» bringt VOX hervorragende Quoten ein. Völlig gerechtfertigt, wie wir finden.

«Kitchen Impossible» findet eine sympathische Balance zwischen Wettstreit und Kollegialität


Der Tonfall einer «Kitchen Impossible»-Folge variiert durchaus – stets davon abhängig, welche zwei Kochprofis zum Duell antreten. Bei Tim Mälzer und Tim Raue wird der Tonfall etwas schroffer, da sich Mälzers Kodderschnauze und Raues Hochmut schnell reiben, bei Mälzer und Maria Groß wird sich derweil herzlicher geneckt. Aber so oder so: Egal, wie sehr die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Einspielern, die rund um die Welt spielen, über ihre Kontrahentin oder ihren Kontrahenten schimpfen: Dazwischen werden Interviewsituationen geschnitten, in denen sie gemeinsam, lachend und gelungene Schachzüge lobend, essen, trinken und reden. So hat «Kitchen Impossible» zwar Wettbewerbscharakter, bleibt aber ein positives Format: Die Gegner gehen sportlich miteinander um, statt sich missgünstig anzukeifen.

Es ist entspannendes Sonntagabendfernsehen


Man kann die Woche mit dem «Tatort» abschließen – und das mündet auch oft in großes Fernsehvergnügen. Aber der Sonntagabend als Krimi-Sendeplatz ist, wenn man mal ehrlich ist, sehr arbiträr. «Kitchen Impossible» dagegen ist wie für den Wochenabschluss gemacht: Nach fünf Tagen harter Arbeit, zermürbender Schule, auslaugendem Studium oder sonstwas und einem oft nicht minder aktiven Samstag braucht es vor dem Eintritt in die nächste Arbeitswoche eine Zäsur. «Kitchen Impossible» ist leicht verdauliche TV-Unterhaltung, die diese Zäsur bietet: Es lässt sich leicht während dieser XXL-Koch-Wettbewerbssendung ausspannen – es gibt keine Handlungsstränge, die man im Gedächtnis behalten muss, keine komplex-konzeptuellen Ideen und keine emotional auslaugende Dramatik.

Es ist Entspannungsfernsehen, das nicht auf den Kopf gefallen ist


Und doch ist «Kitchen Impossible» keinesfalls Hirn-aus-Fernsehen, bei dem einem das Hirn verwelkt: Die Unterhaltungssendung, in der sich zwei sich neckende Menschen aus der Gastrobranche quer durch die Welt schicken und voneinander verlangen, dass sie beliebte Gerichte erschmecken und dann möglichst gut nachkochen, hat auch informativen Charakter. Durch die Weltreisen, die Schlaumeierei der Kontrahenten und die passionierten Erläuterungen jener, die die nachzuahmenden Gerichte perfekt beherrschen, lernt das TV-Publikum Kurioses und Wissenswertes über Gastronomie, internationale Küche und kulturelle Unterschiede. Kurzum: «Kitchen Impossible» lässt einen durchatmen und lässt einen doch wach im Oberstübchen bleiben.

Das Produktionsniveau ist top


Endemol Shine liefert mit «Kitchen Impossible» quasi das Koch-«Duell um die Welt» ab: Nicht nur konzeptuell gibt es gewisse Ähnlichkeiten zur ProSieben-Erfolgsshow rund um Joko, Klaas und nunmehr auch einige prominente Gäste. Auch die audiovisuelle Umsetzung hat Parallelen: Aufwändige Kamerafahrten, stimmig zur Musikbegleitung zurechtgeschnittene Montagen und gelegentlich auch gimmickhaft-komische Enthüllungen, wie die Aufgabe ausfällt. Joko und Klaas sind natürlich greller und lustiger in der Präsentation. Doch auch «Kitchen Impossible» ist weitaus filmischer inszeniert, als es das Genre verlangt: 90 Tage lang verweilen die Ausgaben im Schnitt, um das zwölf Tage lang gedrehte Material in Form zu bringen. Enorm für eine deutsche Unterhaltungssendung – und insbesondere für ein Kochformat.

«Kitchen Impossible» ist unberechenbar


Zugegeben: In praktisch jeder Ausgabe kommt der Moment, in dem Tim Mälzer jammert und klagt, dass er keine Lust mehr hat und dass das ja alles so gemein sei und nicht zumutbar und so weiter. Aber der Verlauf der Challenges ist davon abgesehen schwer vorhersehbar. Da bewerten die als sehr kritisch und hochnäsig dargestellten Stammgäste eines renommierten Restaurants die ratlos zurechtimprovisierte Variante ihres Lieblingsrestaurants mit Spitzennoten, dort sind die freundlichen, verständnisvollen Stammgäste eines kleinen Lokals unnachgiebig in der Bewertung. Hier scheitert der Sieg am Äußeren des Gerichts, da fehlt eine entscheidende Zutat und niemanden in der Jury juckt es. «Kitchen Impossible» schlägt oft Haken – und so bleibt die Sendung frisch.

«Kitchen Impossible» läuft immer sonntags ab 20.15 Uhr bei VOX.
17.02.2019 10:46 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/107306