Musikerbiografien, einmal genüsslich durch den Kakao gezogen: «Walk Hard: Die Dewey Cox Story» ist urkomisch und hat unvergessliche Songs zu bieten.
Filmfacts «Walk Hard: Die Dewey Cox Story»
- Regie: Jake Kasdan
- Produktion: Judd Apatow, Jake Kasdan, Clayton Townsend
- Drehbuch: Judd Apatow, Jake Kasdan
- Darsteller: John C. Reilly, Jenna Fischer, Tim Meadows, Kristen Wiig, Margo Martindale, Chris Parnell
- Musik: Michael Andrews
- Songs: Dan Bern & Mike Viola, Charlie Wadhams, Marshall Crenshaw, Van Dyke Parks, Antonio Ortiz
- Kamera: Uta Briesewitz
- Schnitt: Tara Timpone, Steve Welch
- Veröffentlichungsjahr: 2007
- Laufzeit: 96 Minuten (Kinofassung) / 120 Minuten (Extended Cut)
- FSK: ab 12 Jahren
Was «Scary Movie» für Horrorfilme der späten 90er- und frühen 2000er-Jahre ist, ist «Walk Hard: Die Dewey Cox Story» für Musikerbiografien – und vor allem für «Walk the Line»: Zehn Jahre, bevor Jake Kasdan mit «Jumanji – Willkommen im Dschungel» einen riesigen Kassenschlager hatte, lieferte er im Jahr 2017 den insbesondere unter US-Filmfans und -Kritikerinnen und -Kritikern zum Kult avancierten «Walk Hard: Die Dewey Cox Story» ab.
Und diese süffisant geschriebene, hoch alberne und dennoch so zielgenaue Persiflage auf die hochspezifische Blaupause von Musiker-Biopics hat nachhaltig beeinflusst, wie dieses Genre betrachtet wird. Grobe Faustregel: Wer «Walk Hard: Die Dewey Cox Story» kennt, findet «Bohemian Rhapsody» banal, denn
bei aller cartoonesker Übertreibung weißt «Walk Hard: Die Dewey Cox Story» mit scharfem Blick auf die Risse in der typischen Biopic-Dramaturgie hin, die das Queen-Biopic blind übernommen hat.
Regisseur, Produzent und Autor Kasdan sowie Produzent und Autor Judd Apatow machen sich
in zügigem Tempo und mit großer Gag-Schlagzahl eine wonnige Freude daraus, übertrieben simple stilistische Elemente aus Biopics weiter aufzudrehen: Wenige Sekunden, nachdem Rocker Dewey Coy einen neuen Song anstimmt, tanzen die Jugendlichen in einem Dorf übertrieben frivol durch die Gegend und wippen perfekt im Takt mit, als würden sie gerade keine Weltpremiere erleben, sondern ihren Lieblingshit erstmals live hören. Minuten nach der Radiopremiere ist ein Cox-Song schon der populärste Song des Landes. Und die Höhen und Tiefen in Cox' Leben könnten nicht schlagartiger kommen.
John C. Reilly spielt die Titelfigur
mit naiver Ehrlichkeit, womit er einen schweren Balanceakt schafft: Reilly legt Cox tumb genug an, um die
grelle Comiclogik des Filmuniversums glaubwürdig zu verinnerlichen und doch so frei von Ironie, dass Cox den Film auf seinen Schultern tragen kann.
Bereichert wird das Ganze durch einen ebenfalls
bestens aufgelegten Cast an Nebendarstellerinnen, Nebendarstellern und Gaststars: Egal, ob es die zu griffigen (und gegensätzlichen) Kariakturen überzogenen Ehefrauen Cox' sind oder die diversen Film- und Serienstars in absichtlich schlecht besetzten Parts als Musikstars. Doch das größte Argument, das «Walk Hard: Die Dewey Cox Story» in der Gitarrentasche hat, ist die Musik:
Die Songs in «Walk Hard: Die Dewey Cox Story» mögen humorige Texte haben und von einem lächerlich doppeldeutigen Liebesduett bis hin zu einem beleidigenden Protestsong reichen.
Geschrieben sind sie aber mit spürbarer musikalischer Passion und Raffinesse, was sie zu echten Ohrwürmern macht und «Walk Hard: Die Dewey Cox Story» zu einer Filmparodie, die sich mit zahllosen ernst gemeinten Genrevertretern mühelos messen kann.
«Walk Hard: Die Dewey Cox Story» ist auf DVD und Blu-ray erschienen und via Amazon, Maxdome, iTunes, Google Play, Microsoft, Sony und Chili abrufbar.