«Tatort», Fangen, «Lass dich überwachen!»: Die Grimme-Gewinner 2019

Zum 55. Mal wurde der Grimme-Preis verliehen. Dieses Jahr war die Jury im Fiction-Bereich im Serienfieber. Darüber hinaus gewinnen im Unterhaltungssektor die bildundtonfabrik sowie Luke Mockridge.

Die bildundtonfabrik darf jubeln: Zwei von drei Grimme-Preisen im Wettbewerb Unterhaltung gingen an die Ideenschmiede aus Köln-Ehrenfeld. So wurde die bereits kürzlich mit einem Deutschen Fernsehpreis gewürdigte Sketchshow «Kroyman» prämiert, ebenso wie der «Neo Magazin Royale»-Ableger «Lass dich überwachen! – Die PRISM Is A Dancer Show». Neben den beiden öffentlich-rechtlichen Sendungen holte sich Sat.1 einen Grimme-Preis für Unterhaltung: Luke Mockridges «Catch! Der große Sat.1 Fang-Freitag» beweist mit seiner Würdigung, dass das Klischee des verstaubten Grimme-Preises inkorrekt ist und legt zugleich die Hürde für Mockridges «Catch!»-Fangturnier in wenigen Wochen besonders hoch.

Die Jury lobt die Liebe zum Detail sowie die Leidenschaft der Produktion. Weiter erläutert sie ihre Entscheidung: "Dass in dieser Sendung so ein einfaches (Kinder-) Spiel wie Fangen auf einem ganz neuen Level gespielt wird, offenbart sich den Rezipient*innen so ganz selbstverständlich." Zudem lobt sie die Tonalität von «Catch!»: "Hier schlägt die Sendung einen guten Weg zwischen Wettstreit und Teamgeist ein, der es ermöglicht, sich mit den Gewinner*innen zu freuen, anstatt – wie es in Spiel- und Show-Formaten oft der Fall ist – über die Verlierer*innen zu lachen."

In der Fiction entschied sich die Grimme-Jury für die ZDF-Thrillerserie «Bad Banks», die Genres vermischende Amazon-Serie «Beat» sowie für die Thrillerserie «Hackerville» von TNT Serie. Auch der Film «Familie Lotzmann auf den Barrikaden» wurde ausgezeichnet, genauso wie der «Tatort – Meta» von Regisseur Sebastian Marka und Drehbuchautor Erol Yesilkaya, die einen Spezial-Grimme-Preis entgegennehmen dürfen. In der Jury-Begründung heißt es: "Man stellt sich Yesilkaya und Marka, die beiden Genre-Akrobaten des deutschen Fernsehkrimis, die immer als Duo arbeiten, als Mega-Film-Nerds vor, die in ihrer Jugend viel zu viele einsame Nächte vor dem Video- und DVD-Player verbracht haben – und nun endlich Kapital aus diesen Nächten schlagen."

Weiter heißt es: "Wie sie in «Meta» mit Selbstironie und Stilwillen in Kommissar Karow den «Taxi Driver» zum Leben erwecken, um ihn dann zum bedrohlich schwelenden Original-Soundtrack von Bernhard Herrmann durch suggestiv ausgeleuchtete Straßen rollen lassen, verleiht diesem «Tatort» eine cineastische Pracht. Und Waschke muss sich keinen Irokesen-Haarschnitt rasieren, um seine Einsamkeit und Wut nachvollziehbar zu machen. Er legt einen wahren Höllenritt durch Berlin hin."

Auch im Segment Information & Kultur ist die bildundtonfabrik zu finden: Das Team der btf-Produktion «Docupy» bekommt einen Spezial-Grimme-Preis für den Dreiteiler «Die Story: Ungleichland - Reichtum, Chancen, Macht». Reguläre Auszeichnungen gingen an die Fernsehpreis-gekrönte Doku «Kulenkampffs Schuhe», «Die Story im Ersten: Am rechten Rand», «Betrug - Aufstieg und Fall eines Hochstaplers» sowie an Isabel Schayani für ihre Tagesthemen-Kommentare, Weltspiegel-Moderationen und WDRforyou-Beiträge. Die Jury lobt Schayani: "Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird oft der Vorwurf gemacht, zu träge zu sein und in einem Elfenbeinturm zu sitzen. Schayani beweist, dass es auch anders geht."

Im Wettbewerb Kinder & Jugend gehen zwei reguläre Grimme-Preise an «Animanimals» und an «Bohemian Browser Ballett» sowie ein Spezial-Award an Marco Giacopuzzi für seine Autorenleistung bei «Schau in meine Welt». Der Publikumspreis der Marler Gruppe geht derweil an «Im Schatten der Netzwelt - The Cleaners». Die Jury sagt über die Produktion: "Welchen Einfluss hat die Onlinezensur sozialer Netzwerke auf unser Denken und wie ist die Schattenindustrie aufgebaut, die sie betreibt? Diese Frage behandelt «Im Schatten der Netzwelt – The Cleaners» und besticht dabei sowohl in der inhaltlichen Aufbereitung als auch in der gestalterischen Umsetzung."
26.02.2019 11:53 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/107519