Um Manipulationen vorzubeugen: Rottentomatoes schafft Vorfreude-Benotungen ab

Nachdem die Vorabbenotungen von «Captain Marvel» Auffälligkeiten aufgewiesen haben, schafft Rottentomatoes eine vielfach kritisierte Funktion ab.

Neben dem berühmten Rottentomatoes-Wert, der anzeigt, wie viel Prozent der gewerteten Kritiken zu einem Film positiv sind, weist die Aggregatorseite diverse andere Funktionen auf. Eine von ihnen wurde nach vielfacher Kritik nun aber abgeschafft: Lange Zeit konnte man bei Rottentomatoes vor dem US-Start eines Films abstimmen, ob man daran interessiert ist, ihn zu sehen – eine Funktion, die vielfach missbraucht wurde. Teils von kleinen, aber energischen Fanbases, die den Wert durch koordinierte Voting-Aktionen nach oben getrieben haben, zumeist jedoch für eine gegenteilige Beeinflussung dieses Vorfreude-Barometers. Vor allem Franchisefilme mit weiblicher Hauptrolle wurden zum Ziel solcher Attacken, zuletzt der kommende Eintrag ins Marvel Cinematic Universe, «Captain Marvel» mit Brie Larson in der Titelrolle.

«Captain Marvel» wies zeitweise einen Vorfreude-Wert im 20-Prozent-Bereich auf, was im deutlichen Gegensatz zu den bisherigen Vorverkaufszahlen steht, die «Captain Marvel» auf eine Ebene mit «The First Avenger: Civil War» stellen. Das Superhelden-Actiondrama der Russo-Brüder eröffnete 2016 mit einem US-Startwochenende in der Höhe von 179 Millionen Dollar – ein stattlicher Erfolg. Rottentomatoes reagiert nun auf die wiederholte Manipulation seiner "Want to See"-Anzeige, mit denen sich oft misogyne Gruppen zu profilieren versuchen, und schafft diese Funktion ab. In einem Blogpost schreiben die Rottentomatoes-Verantwortlichen:

"Bedauerlicherweise ist uns ein Wachstum an dekonstruktivem Input aufgefallen, der teilweise ins Trollen hineinreicht, was sich als Bärendienst an unserer generellen Leserschaft erweist. Wir haben daher beschlossen, dass es das Beste ist, diese Funktion abzuschalten." Kurz nach dieser Entscheidung wurden Verschwörungstheorien im Internet laut, dass Disney seine Macht hat spielen lassen, um den schwachen Wert von «Captain Marvel» zu kaschieren. Dies ist sehr unwahrscheinlich: Rottentomatoes gehört der Firma Fandango Media, die wiederum in den Händen zweier großer Disney-Konkurrenten liegt: Comcast, der Mutterkonzern der Universal Studios, hält 70 Prozent an Fandango, Warner hält 30 Prozent. Rottentomatoes hat schlicht ein schnell missbrauchtes, daher nicht aussagekräftiges Feature abgeschaltet.
27.02.2019 10:10 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/107549