#Steltergate erregte in den vergangenen Tage einige Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken. Pünktlich zum Start des Straßenkarnevals schauen wir, wie es um die fünfte Jahresszeit im TV steht…
Kurz-Kommentar zu #Steltergate
"Ob Bernd Stelters Witzeleien über Doppelnamen nun lustig sind oder nicht, darf jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist: Eine Neuheit sind konservative und manchmal auch angestaubt wirkende Witze im Karneval nicht. Das kann man gut finden, das darf man schlecht finden. Erlaubt ist es aber zweifelsfrei - und wer auf eine Karnevalssitzung geht, wird wissen, worauf er sich einlässt. Mutig mag der Auftritt der Frau damit gewesen sein, verhältnismäßig war er keineswegs."
von David Grzeschik
Wer sich in den kommenden Tagen in Köln auf die Straße begibt, wird dem Karneval nicht entkommen können. Im Ausnahmezustand befinden sich neben der Domstadt auch Mainz, München, Düsseldorf und Aachen - um nur einige Karnevalshochburgen zu nennen. Von heute, Weiberfastnacht, hält die fünfte Jahreszeit auch Einzug auf den Straßen der Karnevalsmetropolen, bevor die „jecke Zick“ am Montag ihren Höhepunkt erreicht. Das heitere Treiben hat sich dabei längst auch zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt, durch den die Städte jede Session Millionen an Euros einnehmen.
Risse bekam diese augenscheinlich durch und durch heitere Karnevalswelt in den vergangenen Tagen durch die Debatte um #Steltergate, durch die es auf einmal ernst wurde. Was war passiert? Bernd Stelter, seit Jahren eine feste Größe im rheinischen Karneval, trat am vergangenen Samstag auf einer Sitzung in Köln auf. Sie wurde vom WDR aufgezeichnet. Nachdem Stelter einen Witz über Doppelnamen gemacht hatte und sich dabei auf Annegret Kramp-Karrenbauer einschoss, stand eine Frau aus dem Publikum auf und betrat die Bühne.
Daraufhin erklärte sie ihm, warum sie gepfiffen habe und den Witz nicht lustig finde. „Wir machen hier ganz einfach Karneval und was ich mache sind Witze“, entgegnete Stelter der Frau noch in der Situation selbst. Der WDR teilte das Video des kleinen Eklats am Samstagabend via Twitter, allein dort zählt es inzwischen über 360.000 Aufrufe.
"Es ist einfach schade"
"Diese Witze von Herrn Stelter über Frau Kramp-Karrenbauer, das hat mich als Frau mit Doppelnamen einfach extrem genervt. Das hat mich wütend gemacht. Aber gegen Herrn Stelter persönlich habe ich nichts", sagte die Frau, die Stelters Auftritt gestört hatte und selbst einen Doppelnamen trägt Anfang der Woche dem
Focus. "Es ist einfach schade, weil ich gerne einen schönen und stimmungsvollen Auftritt hingelegt hätte", entgegnete wiederum Stelter gegenüber
express.de. Auch in den sozialen Netzwerken entwickelte sich schnell eine breite Debatte.
Für den WDR stellte sich in den vergangenen Tagen damit auch die heikle Frage, wie man mit dem kleinen Bühneneklat rund um den Auftritt von Bernd Stelter bei der Ausstrahlung der Sitzung umgehen möchte. Gegenüber Quotenmeter.de bestätigte der Sender am Mittwoch, dass man die Szenen nicht zeigen werde. „Die Sendefassung der Sitzung «Karneval in Köln» am Rosenmontag um 20.15 Uhr im Ersten ist ein Zusammenschnitt der jeweils sechsstündigen Aufzeichnungen der Veranstaltung des Festkomitees Kölner Karneval vom Mittwoch, 20. Februar 2019, und Freitag, 22. Februar 2019, aus dem Kölner Gürzenich“, fasste eine Sprecherin zunächst die Hintergründe zusammen.
Weiter erklärte sie: „Die in den Medien diskutierte Störung der Rede Bernd Stelters durch eine Zuschauerin erstreckte sich mit Unterbrechungen über mehrere Minuten und ist in vielen Teilen akustisch in der Aufzeichnung nicht hörbar und teilweise unverständlich.“ Während der Ausstrahlung der Rede von Bernd Stelter werde es für die Fernsehzuschauer allerdings einen Hinweis via Laufband geben, der auf eine ARD-Videotextseite mit Zusatzinformationen zu der Unterbrechung des Auftrittes verweist. Der Doppelnamen-Witz bleibt damit Teil der Aufzeichnung, die Störerin dagegen nicht.
Rückläufige Quoten für Karnevalssitzungen
Am Ende könnte der kleine Skandal zumindest der Quote etwas helfen. #Steltergate hat ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erzeugt, das vielen anderen Karnevalssendungen zuletzt fehlte. Dramatische Verluste musste Anfang der letzten Woche etwa die Aachener Ordensverleihung
«Wider den tierischen Ernst» hinnehmen, die angesichts von 10,4 Prozent historisch schwach abschnitt. Mit 3,14 Millionen Menschen sahen fast eine Million Interessenten weniger als vor drei Jahren zu. Auch
«Karnevalissimo» schnitt am Dienstag im ZDF mit weniger als vier Millionen Zuschauern ungewohnt schwach ab. Beim jungen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren krachte der Marktanteil auf bedenklich schwache 2,7 Prozent, bei den 14- bis 19-Jährigen kamen noch schlechtere zwei Prozent zustande.
Am gefragtesten erwies sich unterdessen
«Fastnacht in Franken», das vergangenen Freitag rund 3,80 Millionen Zuschauer im BR Fernsehen zum Einschalten bewegte. Damit lief es für die Sitzung zwar schwächer als in den Vorjahren, allerdings hatten die Jahre 2017 und 2018 auch rekordverdächtige Zahlen generiert.
Verlass dürfte unterdessen auch auf
«Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht» sein, das am morgigen Freitag zur besten Sendezeit im Ersten läuft. In den vergangenen Jahren schalteten die Sendung jeweils weit mehr als sechs Millionen Zuschauer ein, auch beim jungen Publikum war das Event zuletzt eine sichere Bank. Das zeigt: Richtig verkauft ist der Karneval durchaus noch lebendig - nicht nur auf den Straßen, sondern auch im Fernsehen