Ein US-Gericht urteilt, dass die Produktionsfirma Emily Deschanel, David Boreanaz und den ausführenden Produzenten Barry Josephson mit unlauteren Geschäftsmethoden um enormen Profit betrogen hat.
Der Rechtsstreit zwischen drei tragenden Köpfen der 2017 beendeten Krimiserie
«Bones – Die Knochenjägerin» und der Produktionsfirma 20th Century Fox Television ist schon für sich genommen aufsehenerregend genug. Die Implikationen für die Ära der Video-on-Demand-Auswertung von Fernsehserien sind jedoch noch viel schwerer und weitreichender. Aber der Reihe nach: In den USA hat ein langer Rechtsstreit zwischen den «Bones»-Haupdarstellern Emily Deschanel und David Boreanaz sowie dem ausführenden Produzenten Barry Josephson einerseits und der Produktionsfirma 20th Century Fox Television andererseits sein (vorläufiges) Ende gefunden.
Wie das Branchenportal 'The Hollywood Reporter' erläutert, werfen Deschanel, Boreanaz und Josephson der als Produktionsfirma und Vertrieb agierenden TV-Schmiede Fox vor, dass sie unlautere Mittel, gezielt gestreute Lügen und fragwürdige Geschäftsmethoden genutzt hat, um sie um ihnen zustehenden Profit an der Serie zu betrügen. Schiedsmann Peter Lichtman gab den drei Klagenden Recht und erläutert in einem 66-seitigen Schreiben, weshalb 20th Century Fox ihnen 179 Millionen Dollar schuldig sei. Primär wird 20th Century Fox vorgeworfen, die Streamingrechte an der Serie «Bones» zu Dumpingpreisen an Hulu verschachert zu haben, weswegen Deschanel, Boreanaz und Josephson mit den ihnen vertraglich versicherten Profitanteile deutlich weniger erhalten haben, als bei einer Serie mit dem Erfolg von «Bones» zu erwarten stünde.
Wodurch dieser Rechtsstreit an Brisanz gewinnt: Das bald vom Disney-Konzern geschluckte 20th Century Fox hält Anteile an Hulu und hat, wie 'The Hollywood Reporter' Lichtmans Urteilsbegründung zusammenfasst, dies ausgenutzt, um quasi sich selbst die «Bones»-Streamingrechte zu verkaufen – zu einem Preis weit unter dem geschätzten Marktwert der Serie. Fox spekulierte auf hohe Werbeeinnahmen via Hulu, wenn «Bones» kurz nach der linearen TV-Premiere beim VOD-Dienst ausgewertet wird, die die Firma nicht mit den «Bones»-Köpfen teilen muss. Der Verleih hätte dagegen Anteile des Lizenzverkaufs abgeben müssen, hätte Fox dasselbe Lizenzpaket beispielsweise an Netflix verkauft.
Weiter wird mehreren Fox-Entscheidungsträgern vorgeworfen, Emily Deschanel, David Boreanaz und den ausführenden Produzenten Barry Josephson gezielt belogen zu haben: Unter anderem habe man "abstoßende" Buchhaltungsmethoden genutzt, um eine profitable Serie auf Papier als Verlustgeschäft darzustellen. Außerdem habe man das Trio, als es noch während der «Bones»-Produktionsphase erste Verwunderung über die niedrigen Profite der Serie äußerte, im Glauben gelassen, dass die Serie kurz vor der Absetzung stünde, obwohl Fox mit dem Showrunner bereits einen Vertrag für eine neue Staffel abgeschlossen hatte. 20th Century Fox will Berufung gegen diese Entscheidung einlegen und streitet sämtliche Anschuldigungen ab, aber die Katze ist nun aus dem Sack – weitere Rechtsstreits über VOD-Einnahmen werden sicher folgen. So deutete bereits «Modern Family»-Mitschöpfer Steve Levitan 2018 an, dass er verdächtig wenig Geld dafür sieht, dass Hulu mit seiner Serie wöchentlich rund zwei Millionen Menschen erreicht.