«The Enemy Within» will seinen Zuschauern etwas von feindlichen Spionen auf US-Territorium vorgruseln, ist dabei aber schon in seiner Prämisse so unglaubwürdig, dass nichts davon verfängt.
Cast & Crew
Produktion: 82nd West und Universal Television
Schöpfer: Ken Woodruff
Darsteller: Jennifer Carpenter, Morris Chestnut, Raza Jaffrey, Kelli Garner, Cassandra Freeman, Noah Mills, Pawel Szajda u.v.m.
Executive Producer: Ken Woodruff, Mark Pellington und Vernon SandersSchätzungen zufolge befinden sich derzeit etwa 100.000 feindliche Spione auf amerikanischem Boden, wie uns «The Enemy Within» in Form einer Einblendung mitteilt. In Zeiten, in denen das FBI Untersuchungen eingeleitet hat, ob der Präsident der Vereinigten Staaten für die Russen arbeitet, ist das nicht mehr sonderlich schockierend. Trotzdem offenbart bereits dieser aufbauschende Alarmismus, dass diese Serie kein sonderliches Problem damit haben wird, von einer diffusen Paranoia zu leben und Amerika als Land voll tickender Zeitbomben zu präsentieren.
Als eine dieser Zeitbomben wird sogleich Erica Shepherd (Jennifer Carpenter) vorgestellt, die vor drei Jahren noch als Deputy Director of Operations bei der CIA eine der ranghöhsten Geheimdienstoffiziellen des Landes war – bis herauskam, dass sie im Dienste des russischen Terroristen Mikhail Tal stand und ihm die Namen von vier Agentenkollegen rausrückte, die der eiskalte Killer bald darauf liquidieren ließ. Derzeit schlägt sie ihre Tage in einem von Amerikas Hochsicherheitsgefängnissen tot. Aber weil Tal gerade wieder einen größeren Anschlag auf die Geheimdienste verübt hat, wird FBI Special Agent Will Keaton (Morris Chestnut) beauftragt, sie da rauszuholen und nach Washington bringen zu lassen, wo sie wertvolle Insider-Infos auspacken soll. Eine «Blacklist»-Situation.
Doch es wäre schon etwas mutig, eine Frau zur Heldin zu machen, die aus Eiseskälte oder Gewinnsucht vier Menschen in den sicheren Tod geschickt hat, unter ihnen natürlich auch die damalige Verlobte ihres neuen FBI-Kontaktmanns Keaton. Ein kleiner Twist am Ende des Piloten versichert freilich, dass es nicht so war – und Shepherd ihre Kollegen nur ans Messer lieferte, weil Tal sie mit ihrer Tochter erpresst hatte.
Warum sie das dann nicht einfach nach ihrer Verhaftung bei ihrem Prozess angebracht hat, um sich drei Jahre Einzelhaft zu ersparen? Das konnte sie ihrer Tochter nicht zumuten, lautet die fadenscheinige Antwort, die die Prämisse dieser Serie irgendwie retten soll. Als habe ihr Kind nicht ein schlimmeres Trauma erlitten, als seine Mutter im Supermax in den Rocky Mountains weggesperrt wurde – und als sei eine hochintelligente Agentin wie Erica Shepherd intellektuell dazu nicht in der Lage, das abzusehen.
Aber obwohl sie vor ihrer ersten Szene noch vermeintlich tatsächliche Zustände in einer Einblendung beschreibt, will diese Serie mit der Realität nichts zu tun haben und sich offensichtlich auch nicht an Maßstäben des Glaubhaften messen lassen. So reiht sie ungeniert Plothole an Plothole, ohne recht zu merken, dass sie sich bereits am ersten das Genick gebrochen hat.