Gleich drei Anbieter werden die neue Saison der Königsklasse übertragen. Neben Free-TV-Partner RTL und dem noch jungen OTT-Dienst F1 TV auch wieder Sky. Doch wie sollen die neuerlichen Übertragungen des Bezahlsenders genau aussehen? Und wo will RTL speziell punkten?
In der Formel1 wird in diesem Jahr auf der Strecke wieder mit einem Zweikampf gerechnet. Silber gegen Rot, Mercedes gegen Ferrari, Hamilton gegen Vettel. In den kühnsten Räumen erwarten Insider ein Mithalten von Red Bull, das mit neuem Motorenpartner angreifen will. Ähnlich ist die Situation auf dem deutschen TV-Markt. RTL gegen Sky und ein bisschen F1 TV. Platzhirsch in diesem Jahr bleibt weiterhin Free-TV-Partner RTL, der mit bewährtem Team alle 21 Rennen frei empfangbar übertragen wird. Florian König arbeitet mit den sich abwechselnden Experten Nico Rosberg und Timo Glock zusammen, Kai Ebel darf in der Boxengasse nicht fehlen, Reporter während des Rennens sind weiterhin Heiko Waßer und Christian Danner.
„Nico hat gleich bei seiner Premiere in der vergangenen Saison voll eingeschlagen - bei den Zuschauern genauso wie bei uns im Team. Von allen Seiten gab es Bestnoten für seine sympathische und authentische Art und Weise gegeben, diesen faszinierenden Sport mit seiner ganzen Leidenschaft und dem Insiderwissen eines Weltmeisters verstehbar und erlebbar zu machen“, freut sich Manfred Loppe, Sportchef bei RTL, auf die zweite Saison der Zusammenarbeit mit dem einstigen Formel1-Weltmeister. Rosberg wird 2019 und 2020 für RTL am Start sein und der Sender so in Paarung mit Danner und Glock die besten Experten aufbieten können. Im Vorjahr, als RTL alleiniger Formel1-TV-Anbieter war, bejubelten die Kölner die besten Ergebnisse seit fünf Jahren - im Schnitt schauten rund 4,5 Millionen Fans zu. Am erfolgreichsten aus Quotensicht lief der Australien-Grand-Prix, der im Morgengrauen auf weit über 40 Prozent kam. Er eröffnet auch die Saison 2019, die Ampeln schalten um 6.10 Uhr deutscher Zeit auf Grün. RTL-Experte Timo Glock erwartet heiße Duelle. "Fakt ist, dass der Mercedes in der ersten Testwoche nicht so funktioniert hat. Man war nicht richtig schnell, stattdessen sehr inkonstant. Der Frontflügel sah dann in der zweiten Woche komplett anders aus", sagt der Fachmann.
"Das zeigt mir, dass die Daten, die man im Windkanal gesammelt hat, in der Simulation nicht das widergespiegelt haben, was dann auf der Strecke passiert ist. Ich bin mir sicher, dass Ferrari noch nicht alles ausgepackt hat. Die Frage ist, was Mercedes noch in der Hinterhand hat. Meine Prognose für Melbourne sieht ziemlich rot aus. Ich sehe Ferrari ganz klar vorne, weil Melbourne eine Strecke ist, wo man von der Basis her sehr schnell sein muss"
Sky wählt in puncto Expertise dann einen recht internationalen Ansatz. Der Pay-TV-Sender war im Januar 2018 aus der Rennübertragung ausgestiegen. Man habe sich von den Rechtegebern nicht überzeugen lassen, einfach so weiterzumachen, hatte CEO Carsten Schmidt damals gesagt. Vor dem Hintergrund nicht gewonnener TV-Exklusivität und angesichts des damals startenden Streaming-Dienstes F1 TV eine vertretbare Entscheidung. Doch der Kundenwunsch nach einer Rückkehr von Sky Deutschland in die Königsklasse des Motorsports war groß. Vergangenen November gab es erstmals Gerüchte, wonach der neue Sky-Eigentümer Comcast helfend aktiv sei, die Formel1 wieder zum deutschen Sky zu bringen. Über die Bühne ging die neue Vereinbarung dann offenbar ganz kurzfristig. Und so fix, dass einige Mitglieder der alten Sky-Crew nicht mehr dabei sind. Das Ausscheiden von Moderatorin Tanja Bauer und Experte Marc Surer ermöglicht gleichzeitig aber auch das Beschreiten neuer Wege.
Etwa auf der Expertenposition, die bei der Mehrzahl der 21 Rennen nun vom ehemaligen Formel1-Fahrer Ralf Schumacher bekleidet wird. Im Quotenmeter.de-Interview sprach Sky-Sportchef Roman Steuer davon, ganz bewusst einen anderen Weg als in der Vergangenheit zu gehen. Man erhoffe sich dadurch „Vielfalt in der Analyse und eine möglichst breite Expertise.“ Neben Schumacher wird auf wechselnde Gastexperten an der Seite der Konstante, Kommentator Sascha Roos, gesetzt. Reporterin vor Ort wird Sandra Baumgartner, seit 2011 bei Sky Sport News HD und schon früher als Interviewerin bei einigen Rennen dabei gewesen.
Wesentlicher Unterschied zu früher: Den Rennkommentar werden die Sky-Männer von München aus abgeben. Wegen der Kurzfristigkeit des Zustandekommens des Deals sei dies nicht anders möglich gewesen. Wirtschaftlich vernünftig ist das obendrein. So wird sich Sky Deutschland allem Anschein nach noch stärker der Berichterstattung von Sky Italia und Sky England bedienen. Die Sky-Gruppe insgesamt stellt mit um die 50 Leute das größte TV-Team an den Rennstrecken. „Wir werden im Rahmen unserer Berichterstattung auch Interviews und Einschätzungen von Sky UK und Sky Italia nutzen – unter anderem werden die Sky UK Experten Damon Hill, Jenson Button, Martin Brundle, Johnny Herbert und Paul di Resta sowie Sky Italia Experte Jacques Villeneuve zu Wort kommen“, erläutert Roman Steuer.
Neu ist, dass nun auch Sky Deutschland die in den anderen Ländern schon gängige Marke Sky Sport F1 nutzt – obwohl die Übertragungen weiterhin auf den normalen Sky-Sport-Sendern laufen, werden diese zur besagten Zeit entsprechend gebrandet sein. „Mit Sky Sport F1 HD bündeln wir das komplette Formel 1 Erlebnis auf Sky unter einer Marke. Es dient für unsere Kunden als Orientierungshilfe und soll einen hohen Wiedererkennungswert liefern. Visualisiert wird es als Senderlogo für das Rennwochenende.“, sagt Steuer. On Air wird erstmals auch das neue Sky-Sport-Logo verwendet, auf den Mikrofonen, die an das Design von Sky Italia angepasst wurden.
Steuer verspricht, dass die Fans bei seinem Sender die Formel1 so umfassend wie nirgendwo sonst im deutschen TV erleben würden. Er erklärt: „Vom ersten Freien Training in Australien bis zur Siegerehrung am 1. Dezember in Abu Dhabi überträgt Sky alle 21 Formel-1-Wochenenden komplett live in HD und ohne Werbeunterbrechungen während des Renngeschehens. Neben der klassischen Übertragung wird Sky in der Regel auch einen Superfeed „Race Control“ anbieten. Zusätzlich zu den klassischen Renn-Bildern werden dort auf bis zu vier Einzel-Screens Bilder aus der Cockpit-Perspektive („Onboard“), der Boxengasse („Pitlane“) und eine Übersicht über die wichtigsten Renndaten („Timing Page“) zu sehen sein. Sky Q Kunden können alle 21 Rennen und in der Regel die Qualifyings in bester UHD-Qualität erleben.“ Das Team um Baumgartner, Roos und Schumacher nannte Steuer „besonders kompetent“.
Alternativ geht im Pay-Bereich auch der Streaming-Dienst F1 TV in seine zweite Saison. Dem Vernehmen nach verlief der Start vor einem Jahr mehr als holprig, erst gegen Ende der Saison zeigten sich klare Verbesserungen. Der OTT-Dienst bietet sämtliche Trainings, die Quali und alle Rennen live, zudem auch aus frei wählbaren Perspektiven. Wegen der umfassenden Re-Live-Möglichkeiten und der freien Kameraauswahl sei F1 TV aus Sicht von eingefleischten Fans ein echter Mehrwert. Erstmals bietet F1 TV nun auch Kommentare während des kompletten Rennens. Zuletzt mit dem RTL-Ton war in den dortigen Werbepausen immer Ruhe; ab Sonntag übernehmen Sascha Roos und Ralf Schumacher von Sky.