Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch: 'Die Startplanpolitik der Verleiher ist ein konstantes Ärgernis.'

Strategien für eine Revitalisierung des Kinos: Quotenmeter.de spricht in dieser Reihe mit der Kinobranche, um Impulse für ein neues Hoch zu setzen. Dieses Mal steht Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch Rede und Antwort.

Berichte, das Kino stecke generell in einer Krise, sind häufig übertrieben – und allesamt zu pessimistisch. Diverse Märkte, darunter Großbritannien, Frankreich und Tschechien, bewiesen zuletzt, dass das Kino auch in der Ära von Video on Demand neue Spitzenzahlen schreiben kann. Das sollte der deutschen Branche nach dem wahrlich schwachen Geschäftsjahr 2018 Mut machen, zumal sich die hiesige Kinoindustrie nicht zum ersten Mal auf einem Tiefpunkt befindet: Schon 1992 wurden überaus magere Zahlen geschrieben, woraufhin es jedoch zu einem lang anhaltenden Aufwind kam.

Statt also den Kopf in den Sand zu stecken, gilt es, die Initiative zu ergreifen und Strategien zu entwickeln, wie das Kino wieder an Popularität gewinnt. In einer mehrteiligen Artikelreihe tauscht sich Quotenmeter.de mit Kinobetreibern sowie mit Filmverleihern aus und möchte Impulse anregen, wie sich das nächste Kinohoch erreichen lässt. Dieses Mal sprechen wir mit Kim Ludolf Koch, Geschäftsführer der Cineplex-Gruppe.

Sollte der Erfolg von Filmen in verkauften Tickets oder in Umsatz gerechnet werden?
Im angloamerikanischen Raum ist man rein umsatzgetrieben und schenkt den Publikumszahlen zumindest in öffentlichen Publikationen keinerlei Beachtung. In anderen Märkten, und da zählen Frankreich, Spanien und Deutschland zu, werden die Besucher in den Mittelpunkt gestellt. Was meiner Ansicht nach auch so bleiben sollte. Die Besucher sind es, die Kontakte realisieren, die Umsatz an der Ticketkasse generieren und die im Kino weiteren Umsatz duch Verzehr ermöglichen. Die Besucherzahlen bilden also besser ab, wie es dem Kinomarkt geht.

Die Besucher sind es, die Kontakte realisieren, die Umsatz an der Ticketkasse generieren und die im Kino weiteren Umsatz duch Verzehr ermöglichen. Die Besucherzahlen bilden also besser ab, wie es dem Kinomarkt geht.
Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch
Das Sinnvollste ist allerdings, beide Zahlen zur Verfügung zu haben. In England kam es 2018 dazu, dass die Besucherzahlen zuletzt drastisch angestiegen sind, der Umsatz jedoch nur solide gewachsen ist. Dadurch, dass man beide Zahlen vergleicht, sieht man also, dass der sehr aggressive Preiswettbewerb mehrerer Ketten in England dazu führte, dass die beiden Werte nicht mehr gleichmäßig wachsen – es aber immerhin in beiden Sektoren aufwärts ging.

Da wir beim Stichwort Ticketpreis sind: Ließe sich in Deutschland eine ähnliche, vielleicht nicht ganz so aggressiv wie in England gehaltene, Preisoffensive umsetzen, um dem Kino das Stigma zu nehmen, zu teuer zu sein?
Diesbezüglich gibt es das Problem, dass hierzulande viele Verleiher sehr empfindlich auf Preismaßnahmen reagieren. Wir reden nicht von ein paar Cent, da mischt sich niemand ein, aber das hat auch keine spürbare Wirkung. Will man die Menschen wieder stärker erreichen, muss man den Preis dramatisch senken. Mitbewerber versuchen das über Flatrate- oder Loyalty-Karten, aber da führt die Abrechnung mit den Verleihern zu wirklich heftigen Auseinandersetzungen, wie mir durch die Blume mitgeteilt wurde. Insofern ist der Kinobetreiber leider nicht völlig frei in seiner Preisgestaltung. Nach unten hin gibt es Grenzen, die wir einhalten müssen.

Und selbst, wenn es dieses Problem nicht gäbe: Aktuell investieren viele Kinos große Summen, um zum Beispiel die Saalausstattung zu überarbeiten, weshalb die Neigung, genau jetzt den Preis zu senken, gelinde gesagt schwach ausfällt. Das ist also leider eine Frage für einen späteren Zeitpunkt.

Will man die Menschen wieder stärker erreichen, muss man den Preis dramatisch senken. Mitbewerber versuchen das über Flatrate- oder Loyalty-Karten, aber da führt die Abrechnung mit den Verleihern zu wirklich heftigen Auseinandersetzungen, wie mir durch die Blume mitgeteilt wurde. Insofern ist der Kinobetreiber leider nicht völlig frei in seiner Preisgestaltung
Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch
Angesichts der Zahlen, die 2018 geschrieben wurden, besteht dennoch Handlungsbedarf.
In der Tat hatten wir mit nur noch knapp mehr als 100 Millionen Ticketverkäufen 2018 einen besorgniserregenden Tiefstand. In unserer hauseigenen Analyse dieses Problemjahres haben wir einige Faktoren ausgemacht, wobei der größte Faktor das Wetter ist. Hier in West- und Mitteleuropa ging es 2018 in den Ländern bergab, wo es entgegen der Gewohnheit viel Sonnenwetter gab. Spanien hingegen hatte 2018 ein besseres Sonnen- und Kinoahr als im Jahr davor – aber dort ist man Sonne gewöhnt, da muss man nicht zwingend länger draußen bleiben, um das noch einmal auszukosten. (lacht) Hier dagegen: Der Deutsche ist vom Naturell so, dass er jeden Sonnentag für den letzten aller Zeiten hält und daher lieber zum fünften Mal in Folge grillt, statt diese letzte Chance ans Kino zu "verschwenden". Da müssen wir hoffen, dass sich irgendwann endlich der Gewohnheitseffekt einstellt, dass die Sommer sommerlicher werden.

Dann gab es das wieder einmal das Problem mit der WM: Es ist völlig egal, wie lange die deutsche Mannschaft drin bleibt, die WM kostet uns Kinos massig Publikum, weil die Verleiher den Startplan rund um das Turnier enorm ausdünnen. Nach der WM treten sich die großen Filme dagegen die Füße platt, was weiteres Publikumspotential senkt. Die Startplanpolitik der Verleiher ist ein konstantes Ärgernis. Auch abseits der WM: Der Herbst 2018 war voll mit gelungenen deutschen Filmen, die das Potential hatten, viele Menschen zu erreichen. «Das schönste Mädchen der Welt», «Ballon», «Werk ohne Autor», «25 km/h», «Der Vorname», und so weiter. Die haben abartig eng gedrängt um das Publikum gekämpft.

Der Deutsche ist vom Naturell so, dass er jeden Sonnentag für den letzten aller Zeiten hält und daher lieber zum fünften Mal in Folge grillt, statt diese letzte Chance ans Kino zu "verschwenden"
Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch
Und wenn man bedenkt, dass in Deutschland nur noch ein Drittel der Bevölkerung überhaupt ins Kino geht, während es in Frankreich das Doppelte ist, und dass diese kinoaffinen Leute ihre Besuche tendenziell über einen größeren Raum verteilen, weil sie halt nicht mehrere Wochenenden hintereinander im Kino verbringen wollen … Dann erkennt man, weshalb all diese Filme unter den Erwartungen liefen. Ich kann Menschen, die normalerweise alle zwei Monate ins Kino gehen, nicht dazu motivieren, im Herbst sechs, sieben Mal zu gehen. Diese Kannibalisierungseffekte sind unnötig – insbesondere, wenn man bedenkt, dass es dann für manche Zielgruppen mehre Monate lang überhaupt kein Angebot gibt, so dass ein möglicher Kinobesuch ausfällt.

Abgesehen davon, dass die Starttermine mancher Filme unglücklich sind, was ließe sich in Sachen Veröffentlichungspolitik noch optimieren?
Wir haben zu viele Filmproduktionen, die ins Kino kommen. Wir hatten 2018 annähernd 600 Filmstarts, und selbst wenn einige davon gar keine Rolle spielen, führt das Sperrfeuer der Bewerbungen dieser Filme, dazu, dass die Kundschaft den Überblick verliert. Zudem verlieren wir Erfolgspotential, weil Kinos Filme, die noch immer gut laufen, aus dem Programm nehmen müssen, um Platz für neue Filme zu machen, die eingesetzt werden sollen. Darüber hinaus geht die Zeit, die wir Kinos aufwenden, um die richtigen Nischen für viele Filme zu finden, von der Zeit ab, die wir an anderer Stelle in die Programm- und Serviceoptimierung stecken könnten.

Netflix zu verdammen bringt nichts. Entscheidender ist es, sich Gedanken zu machen, wie man als Kino wieder attraktiver wird, um gegen das stetig größer werdende Aufgebot an Alternativen anzukommen
Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch
Wie reagieren Sie auf die Konkurrenz durch Streaming?
Man sollte die "Gefahr" durch das Streaming nicht überschätzen: Wer einen Netflix-Account hat, ist Studien zufolge in der Tendenz filmaffiner und somit auch kinoaffiner als Menschen ohne Netflix-Account. Bloß reduziert sich augrund der Freizeitgestaltung oft die Häufigkeit der Kinobesuche. Kurzum: Netflix zu verdammen bringt nichts. Entscheidender ist es, sich Gedanken zu machen, wie man als Kino wieder attraktiver wird, um gegen das stetig größer werdende Aufgebot an Alternativen anzukommen. Da gibt es schon wichtige Anzeichen, was die richtige Strategie ist: 2018 war es sehr deutlich, dass Kinos, die ein komfortableres Erlebnis anbieten, mit bequemeren Sitzen und einem schöneren Ambiente, einen niedrigeren Besucherrückgang verzeichnet haben als die ganz klassischen Multiplexe.

Und das ist nichts Neues, dass das Kino an sich an Beliebtheit verliert, während sich die Erwartungen an Spielstätten verschieben. So ergeht es dem Kino in gewissen Abständen immer wieder. 26 Jahre meines Kinolebens habe ich auf schäbigen, harten Klappsitzen in engen Sälen verbracht, und als in den 90er-Jahren die größeren, saubereren Multiplexe aufkamen, war das für Leute meines Alters eine Offenbarung. Das spiegelte sich dann auch in den Besucherzahlen wider – bis das Freizeitaufgebot gewachsen ist und das Standard-Mulitplex als unbequem wahrgenommen wurde. Es wuchs zudem eine Generation auf, für die Amphietheater-Sitzränge, satter Sound und große Leinwände normal sind. Die lässt sich davon nicht beeindrucken, und daher hat sie neue Anforderungen an ein Kino, damit es als Grund wahrgenommen wird, aus dem Haus zu gehen.

Leute um die 30 und jünger fordern unseren Nachforschungen zufolge größere, bequemere Sitze, sie wollen außerdem gern eine Gastronomie im Kino haben, damit es zu einem Freizeitgestaltungsort für den ganzen Abend wird – solche und ähnliche Wünsche gilt es zu beachten. Das bedeutet für Kinos einen neuen Investitionszyklus abseits vom Erneuern der abgenutzten Einrichtung: Sie müssen sich einem neuen Konzept anpassen. Unsere Neueröffnungen sind auf diese Forderungen angepasst, und wir bauen auch in vergleichsweise kleineren Orten nun Kinos mit zehn Leinwänden, um ein größeres Filmaufgebot und einen diverseren Publikumsgeschmack bedienen zu können.

Das ist die Zukunft: Die Anzahl der Säle nimmt zu, die Anzahl der Sitze pro Saal lässt nach, die Sitze werden breiter und komfortabler, und durch ein größeres Aufgebot an Freizeitgestaltung im Kino, abseits des Films, erhöhen sich die Erwartungen an die Aufenthaltsqualität und das Gemeinschaftserlebnis.
Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch
Das ist die Zukunft: Die Anzahl der Säle nimmt zu, die Anzahl der Sitze pro Saal lässt nach, die Sitze werden breiter und komfortabler, und durch ein größeres Aufgebot an Freizeitgestaltung im Kino, abseits des Films, erhöhen sich die Erwartungen an die Aufenthaltsqualität und das Gemeinschaftserlebnis.

Wenn Kinos das beachten, können sie Erlebnisse bieten, die das Streaming nicht bieten kann – und so dürfte die Kinoerfahrung nicht nur überleben, sondern auch wieder an Popularität gewinnen. Eine Sache, die Streaming uns dagegen voraus hat: Ob Amazon oder Netflix, diese Anbieter durchleuten ihre Kunden und wissen genau, was sie mögen. Das können Kinos in dieser Form nicht, und daher ist es schwerer, Kunden zu reaktivieren, im Stile von: "Weil Sie «Ant-Man and the Wasp» gesehen haben, empfehlen wir Ihnen aktuell «Captain Marvel»", und dann würde vielleicht auch noch ein Rabatt bei rausspringen oder ähnliches. So etwas, das optional ist und sich als Service positioniert, könnte dem Kino helfen und auch der Kundschaft gefallen, wenn man Wege finden würde, wie man das aufbaut.

Denn in Deutschland werden Eintrittskarten noch deutlich häufiger an der Kasse gekauft und viele Leute sind misstrauisch darin, ihre Daten zu überlassen – was ja auch gut ist. Es ist für uns nur eine Herausforderung, wie man diesen Hürdenlauf bewältigt. Wir bei Cineplex bauen derzeit ein neues Loyalty-Programm auf, auf das wir sehr gespannt sind. Es geht sensibel mit den Daten um, anders als bei Streamingdiensten setzt es auch auf die aktive, offensichtliche Einwilligung des Kunden und es bietet ihnen trotzdem ein personalisiertes Erlebnis mit Filmempfehlungen und auf sie zugeschnittenen Treuebelohnungen. Damit wollen wir in Sachen Service und Individualisierung an die Streamingkonkurrenz anschließen.

Wo ich stutzig werde, ist der Umstand, dass die Leute lieber über die Preise meckern und weiter samstags kommen, statt mal am Dienstag zu gehen.
Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch
Abgesehen von den nachlassenden Publikumszahlen: Welche Verschiebungen haben Sie in Ihrer Zeit als Cineplex-Geschäftsführer auf dem Kinomarkt festgestellt, die Sie bedauern?
Was wir feststellen, ist eine zunehmende Konzentration des Geschäfts aufs Wochenende. Das nimmt rapide an Bedeutung zu, in der Woche nimmt der Publikumszulauf drastisch ab. Man versucht natürlich, diese Nachfrage zu steuern, indem man die Preise flexibel gestaltet, wir wollen gerne den Andrang entzerren, weil das für die Kundschaft letztlich ein schöneres Erlebnis ermöglicht. Diese Preisgestaltung führt jedoch selbstredend auch dazu, dass der Samstag als teuer empfunden wird, weil der Dienstag günstiger ist. Das kann ich insofern verstehen – aber wo ich stutzig werde, ist der Umstand, dass die Leute lieber über die Preise meckern und weiter samstags kommen, statt mal am Dienstag zu gehen.

Wir könnten der Preiswahrnehmung entgegenwirken, indem wir die Preise mitteln, die Preise unter der Woche also etwas anheben und den Samstag dafür günstiger machen. Aber das würde nur dazu führen, dass dienstags noch weniger Leute kommen und wir am Wochenende weniger einnehmen. Das ist nicht die Lösung. Die Lösung wäre, Verständnis für flexible Preise zu erzeugen. Das ist bei anderen Angeboten doch auch so: Flüge am ersten Ferientag sind teurer als zwei, drei Wochen später, der ICE kostet an Oster-Feiertagen mehr als mitten in einer Arbeitswoche, und so weiter.

Wir verdienen lieber heute einen Euro weniger, halten aber dafür die Kundschaft länger
Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch
Und sonst gilt es zur Preispolitik zu sagen: Die Cineplex-Gruppe wurde mehrfach für ein faires Preismodell ausgezeichnet – für Tickets und die Concession, die ja für viele zum Kinoerlebnis dazugehört. Da sind wir auch sehr stolz darauf – wir verdienen lieber heute einen Euro weniger, halten aber dafür die Kundschaft länger. Denn das rechnet sich unserer Ansicht nach auf Dauer. Dennoch können auch wir nicht das Publikum völlig steuern. Die Leute, die sagen, Kino sei zu teuer, gehen am Samstagabend in einen 3D-Film mit Überlänge und kaufen ein großes Popcorn und zwei Bier. Das ist zwar schön für uns, aber wenn die dann jammern, wie teuer alles ist und daher erst zum nächsten «Star Wars» wiederkommen, wundert man sich schon, wieso die Leute nicht mal unter der Woche kommen und sich mit einem Getränk begnügen.

Hinzu kommt: Bei Preisen gilt in der Massenwahrnehmung leider ein Mitgehangen-Mitgefangen. Es gibt Mitbewerber, wo die Concession deutlich teurer ausfällt – und da leiden wir natürlich darunter, wenn in der Erinnerung der Leute sowas hängen bleibt und sowas die Lust auf Kino generell verdirbt. Aber ich kann den Kollegen schlecht vorschreiben, was die für 'ne Cola und eine mittlere Tüte Popcorn verlangen sollen.

Die Schulreform G8 hat dazu geführt, dass junge Leute unter der Woche einfach nicht mehr die Zeit haben, nachmittags ins Kino zu gehen.
Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch
Sie sprachen davon, dass sich das Kinogeschäft immer stärker auf das Wochenende konzentriert. Was ist Ihre Erklärung dieses Phänomens?
Die Schulreform G8 hat dazu geführt, dass junge Leute unter der Woche einfach nicht mehr die Zeit haben, nachmittags ins Kino zu gehen. Arbeit und Schule sind offenbar für viele so zeitraubend geworden, dass man innerhalb der Woche das Couchkino bevorzugt. Das Kino hat so die Alltäglichkeit verloren, was uns auf Dauer sehr schmerzen könnte, wenn wir nicht dagegensteuern.

Gerade beim jungen Publikum müssen wir uns daher anstrengen, indem wir ihm das Vergnügen am Kino nahebringen. Früher erreichten wir 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen, heute sind es 60 Prozent. Und das wird noch große Konsequenzen haben: Es ist leichter, häufige Kinogänger im erwachsenen Alter zu einem zusätzlichen Besuch zu motivieren, als einen Abstinenzler zum Kinobesucher zu machen. Das heißt: Alle Kinder und Jugendliche, die noch keine Kinobindung haben, werden als Erwachsene noch schwerer zu knacken sein und selber ihren Kindern das Kino nicht nahebringen …

Daher bauen wir bei Cineplex solche Aktionen wie "Mein erster Kinobesuch" aus. Das sind Vorführungen kurzer Filme mit Begleitangebot, wie etwa Kinderschminken, zudem arbeiten wir mit Pädagogen zusammen. Das ist sehr viel Arbeit, aber die Eltern sind begeistert und wir haben junge Leute "motiviert".

In Frankreich wurde vor wenigen Jahren ein dauerhafter Rabatt für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren eingeführt. Egal welcher Film, welcher Tag, welches Kino: Ein Ticket kostet höchstens 5,30 Euro. [...] In Deutschland will ich seit einiger Zeit ebenfalls solch eine Aktion anstoßen.
Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch
Gibt es Ideen für gemeinsame Aktionen zwischen Kinobetreibenden und Verleihern, die Sie gerne anstoßen würden?
Definitiv: In Frankreich wurde vor wenigen Jahren ein dauerhafter Rabatt für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren eingeführt. Egal welcher Film, welcher Tag, welches Kino: Ein Ticket kostet höchstens 5,30 Euro. Das ist eine starke Aktion, bei der Verleiher, Kinos und die Politik zusammengearbeitet haben und dadurch eine neue Generation an Fans gewinnen. In Deutschland will ich seit einiger Zeit ebenfalls solch eine Aktion anstoßen, aber leider muss man dafür alle unter einen Hut bringen – und da gibt es bestimmte Mitglieder in der Kinobranche, die querschießen … Das finde ich sehr bedauerlich.

Dann wünsche ich damit noch viel Erfolg und bedanke mich für das anregende Gespräch.
24.03.2019 18:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/108116