Seit der Präsidentschaftswahl 2016 hat sich in den USA nicht nur politisch einiges geändert, auch der Late-Night-Markt hat sich neu aufgestellt. Das einstige Flaggschiff «The Tonight Show» muss sich hinter der «Late Show» anstellen und droht auch die Zielgruppe zu verlieren.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind nicht nur bekannt als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sondern auch als das Mutterland des Late-Night-Talk-Show-Programms. Auch hierbei scheint die Auswahl schier unbegrenzt zu sein, denn nicht nur die großen Networks strahlen täglich neue Ausgaben ihrer Formate aus, sondern auch Kabelstationen toben sich in diesem Metier aus. Die bekannten Namen sind ganz klar Jimmy Fallon, Jimmy Kimmel und Stephen Colbert. Aber auch die Vertreter zu ganz später Stunde, Seth Meyers und James Corden, treten häufiger in den Vordergrund und erzielen auf YouTube immer wieder virale Hits. Als neuestes Mitglied dieser elitären Riege der Late-Night-Moderatoren steht ab September zum ersten Mal auch eine Frau im Scheinwerferlicht eines großen Networks. Lilly Singh wird dann
Carson Daly nach 17 Jahren auf Sendung ersetzen, dessen Show
«Last Call» jedoch erst um 1:35 Uhr in der Nacht auf NBC läuft.
Colbert vs. Fallon
Wie sieht es aber aktuell mehr als zwei Jahre nach dem Amtseintritt von
Donald Trump auf dem Late-Night-Markt aus? Dem Platzhirschen
«Tonight Show», der über Jahrzehnte hinweg die Spitzenposition bekleidete, hat mittlerweile Stephen Colbert den Rang abgelaufen, der mit seiner
«Late Show» auf CBS seit Monaten auf Platz eins liegt. In der zwölften Kalenderwoche zwischen dem 18. Und 22. März lag die durchschnittliche Reichweite beim Gesamtpublikum der «Late Show» bei 2,94 Millionen Zuschauern. Damit belief sich der Marktanteil in der Zielgruppe auf drei Prozent. Laut den Werten der Nielsen Company kam die Sendung in der jungen Altersklasse auf ein Rating von 0,37. Zwar verzeichnete die «Tonight Show» in der werberelevanten Gruppe leicht bessere Werte, musste sich aber beim Gesamtpublikum klar geschlagen geben. Durchschnittlich sahen 2,15 Millionen Zuschauer in dieser Woche das Programm. Das bedeutete ebenfalls drei Prozent im Mittel, jedoch ein Rating von 0,43. Somit lag man zwar was die Werberelevanz anging leicht vorne, jedoch bleibt in Sachen Reichweite der Platzhirsch weiterhin «The Late Show with Stephen Colbert».
Als dienstältester Moderator bei einem großen Network steht somit Jimmy Kimmel weiterhin auf dem dritten Platz in der Reihenfolge. Seine Sendung
«Jimmy Kimmel Live!» registrierte zwischen dem 18. und 22. März im Durchschnitt 1,93 Millionen Zuschauer. Auch bei den Jüngeren musste sich Kimmel mit Bronze begnügen, da er dort ein Rating von 0,34 verzeichnete. Der Marktanteil in der Zielgruppe betrug zwei Prozent.
Betrachtet man die vorläufigen Zahlen der gesamten TV-Saison, so werden die Unterschiede noch deutlicher. Dort kommt Colbert auf durchschnittlich 3,81 Millionen Anhänger jeden Abend, während Fallon nur 2,47 Millionen erreicht. Kimmel liegt auch hier abgeschlagen bei 2,09 Millionen im Schnitt. In der Zielgruppe, die Fallon einst klar dominierte, schließt sich sogar die Lücke der beiden Flaggschiffe der Late-Night. Sowohl die «Tonight Show» als auch die «Late Show» markieren jeweils ein Zielgruppenrating von 0,53 und verzeichnen vier Prozent Marktanteil. Jimmy Kimmel sorgt für eine Einschaltquote von drei Prozent und eine Bewertung von 0,39 bei den jungen Fans.
Klare Rollenverteilung zu später Stunde
Abseits der Late-Night-Primetime sieht das Gefüge zwischen NBC, CBS und ABC dagegen ganz anders aus. Während ABC auf ein zweites klassisches Talk-Show-Format am Abend verzichtet, zeigt CBS die
«Late Late Show with James Corden» und NBC
«Late Night with Seth Meyers». Auf Saisonsicht liegt Meyers klar vor Corden und ergattert regelmäßig ein Publikum von 1,47 Millionen Zuschauern ab 0:35 Uhr. Der Engländer auf CBS kommt dagegen nur auf eine Reichweite von 1,36 Millionen pro Ausgabe. Auffällig ist, dass bei den jungen Zuschauern «Late Night» ebenso deutlich vorne liegt, obwohl hier ein wesentlich politischerer Tenor herrscht als beim Kollegen in Los Angeles. Ein Rating von 0,31 und ein Marktanteil von drei Prozent stehen für NBC im Durchschnitt auf dem Zettel. Corden dagegen schafft es nur auf zwei Prozent Marktanteil in dieser Fernseh-Saison und kommt auf ein Nielsen-Rating von 0,24 im Schnitt.
In der Woche vom 18. bis zum 22. März verbuchte Meyers mit seinen vier Ausgaben ein Durchschnittspublikum von 1,21 Millionen Fans und übliche drei Prozent in der Zielgruppe. Corden lag ebenfalls bei seinen gewohnten zwei Prozent bei den Umworbenen und erreichte 1,14 Millionen Zuschauer pro Ausgabe.
Was hat das Kabelfernsehen zu bieten?
Nicht nur die großen Networks haben beste Late-Night-Unterhaltung zu bieten, auch das amerikanische Kabelfernsehen hat Comedy zu später Stunde im Angebot. Hier liegt der beste Sendeplatz jedoch nicht um 23:35 Uhr, sondern gut eine halbe Stunde früher um 23 Uhr. Im vergangenen Sommer kündigte TBS an, dass Conan O’Briens Show
«Conan» von einem einstündigen Format auf eine halbe Stunde gekürzt wird. Diese Veränderung wird seit Januar so umgesetzt, an den Werten hat sich dabei allerdings wenig geändert. In der dritten Märzwoche verfolgten durchschnittlich 0,39 Millionen Fans die vier Episoden von Montag bis Donnerstag. Das Programm des seit 1993 täglich über den Fernseher flimmernden Moderators erzielte ein Rating von 0,14 in der Zielgruppe.
Ein weiterer Show-Klassiker ist die
«Daily Show» auf Comedy Central, der ebenfalls von Montag bis Donnerstag ausgestrahlt wird. Trevor Noah, der im Jahr 2015 Jon Stewart nach 16 Jahren auf dem Moderationsstuhl ablöste, verzeichnete in der angegebenen Woche durchschnittlich 0,78 Millionen Zuschauer und eine Nielsen-Bewertung von 0,23 in der Zielgruppe. Damit lag er bei den exakt gleichen Werten, die er in der Vorwoche zwischen dem 11. und 15. März registrierte. Am Ende dieser Show-Woche werden die Werte jedoch wohl etwas nach oben gehen, denn Trevor Noah wird am Donnerstagabend den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders in seinem New Yorker Studio begrüßen. Die beiden Ausgaben zuvor, in denen Noah zwei Kandidaten zu Gast hatte (Kamala Harris und Jay Inslee) gehörten mit zu den erfolgreichsten des Jahres und markierten 0,80 beziehungsweise 0,82 Millionen Zuschauer.
Die Zahlen geben ganz klar zu erkennen, wer Politsatire betreibt, steht sehr gut da. Selbst das junge Publikum, das ja im Allgemeinen als politikverdrossen gilt, sieht sich immer häufiger derartige Inhalte an, was zur Folge hat, dass Stephen Colbert und dessen «Late Show» nur noch fester im Sattel der Spitzenposition sitzt, denn mittlerweile liegt man gleich auf mit dem Zielgruppenprimus «Tonight Show». Es bleibt jedoch ein spannendes Rennen.