Jedem, der mit dem Genre des Horrorfilms etwas anzufangen weiß und darüber hinaus, ist William Friedkins «Der Exzorzist» von 1973 ein Begriff. Bis heute gilt er als einer der verstoßensten Horrorfilme und hat seine Spuren in der Filmgeschichte hinterlassen, nicht zuletzt wegen vier Nachfolgern, von denen lediglich «Der Exzorzist III» eine Erwähnung wert ist.
2016 überraschte der US-Sender Fox mit einer Serienadaption der Filmreihe «The Exorcist». Was sich anfangs nach der Ausschlachtung einer alten Marke anhören mochte, entpuppte sich jedoch als eine qualitativ erstaunlich hochwertige Serie. Doch leider beendete Fox den Ausflug ins Horrorgenre schon nach zwei Staffeln. Quotenmeter hat die Serie nun noch einmal besucht, um ein abschließendes Urteil über sie zu fällen.
Während es Horrorfilme wie Sand am Meer gibt und ein Großteil nicht einmal zu überzeugen weiß, verhält es sich mit dem Output von vollwertigen Serien im Horrorgenre anders. Abseits der acht Staffeln von
«American Horror Story» und der neuen Netflix Schöpfung
«Spuk in Hill House» muss man Horrorserien akribisch suchen. Diejenigen, die sich jedoch lange genug mit Suchalgorithmen und Empfehlungen in Foren beschäftigen, werden auf kleinere Produktionen stoßen wie bspw. die BBC-Serie
«The Living and the Dead». Früher oder später wird man dabei auch auf «The Exorcist» stoßen. Dabei handelt es sich um eine Anthologie Serie, in denen jede Staffel eine autarke Geschichte erzählt, wie es «American Horror Story» bereits seit 2011 tut.
Wie schon im ersten Film, der auf dem gleichnamigen Buch des US-Autors William Peter Blatty basiert, dreht sich auch die Serie um die namensgebenden Exorzisten. Die beiden Protagonisten der ersten Staffel sind der aufstrebende Pastor Tomas Ortega, sowie der Exorzist Marcus Keane, der eine äußerst ruppige, um nicht zu sagen aggressive, Umgangsart hat.
Nachdem Kane vergeblich versucht hat ein Kind von einem Dämon zu befreien, leiten Pastor Ortega Visionen und Albträume zu ihm. Beide nehmen sich der Familie Rance an, wissentlich, dass sich ein Dämon in einer der zwei Töchter manifestiert hat.
Das Zusammenspiel der beiden Kirchlichen gestaltet sich über die zehn Folgen der ersten Staffel als sehr spannend und wird zunehmend tiefgründiger. Das liegt zumal daran, dass die Protagonisten detailliert charakterisiert werden, miteinander Konflikte austragen und wider Erwarten nicht wie ein eingespieltes Duo funktionieren, sondern wie zwei eigenständige und autarke Charaktere. Dazu kommen auch noch die beiden überzeugenden Darsteller Alfonso Herrera (Priester Tomas Ortega) und Ben Daniels (Exorzist Marcus Keane), die eine facettenreiche und emotionale Leistung präsentieren. Herrera kennt man bereits als mexikanischen Schauspieler in der Netflix Serie
«Sense8» und auch Ben Daniels ist als Teil von
«Star Wars: Rogue One» und dem ehemaligen Netflix-Flaggschiff
«House of Cards» kein unbeschriebenes Blatt mehr.
Beide Protagonisten finden sich als Exorzisten-Gespann auch in der zweiten Staffel wieder, wo sie sie durch ihre bereits etablierten Charaktere weiter entwickeln können.
Doch neben den beiden Hauptdarstellern weiß auch der restliche Cast zu überzeugen, insbesondere Geena Davis, die 1988 bereits mit einem Oscar als beste Nebendarstellerin in
«Die Reisen des Mr. Leary» ausgezeichnet wurde. Sie spielt die Mutter der Familie Rance und deckt im Laufe von zehn Episoden eine beeindruckende Bandbreite an Emotionen ab, die von der besorgten Mutter bis hin zur damönenbesessenen Furie reichen.
Die Serie vergisst dabei nicht ihren Wurzeln einen gewissen Tribut zu zollen. An vielen Stellen finden sich Verweise und Reminiszenzen auf die alte Filmreihe, die vor allem den Fans umgehend ins Auge fallen werden. Auch der alte «Der Exorzist»-Soundtrack bekommt seinen Auftritt und bekannte Locations erstrahlen – wenn auch nur kurzzeitig – in einem neuen Licht.
Neben dem Schauspiel liegt die größte Stärke der Serie in ihrer Optik. Sowohl die Beleuchtung und Inszenierung sind hervorragend, wobei die Teufelsaustreibungen durch ihre visuelle Kraft noch einmal besonders hervorstechen. Nicht selten werden auf der Metaebene Gespräche zwischen Dämonen und Besessenen gezeigt, die sich über mehrere Folgen visuell verändern und weiterentwickeln.
Auch wenn nicht hinter jedem Special Effect ein massiges Budget steckt, bleibt die Serie durch ihre starken Bilder in Erinnerung, anstatt wegen ihren kleinen optischen Unzulänglichkeiten, über die man an einzelnen Stellen stolpert.
Wenn man der Serie jedoch etwas ankreiden möchte, dann, dass sie sich selbst als schockierende Horrorserie klassifiziert, dem aber kaum gerecht werden kann. Auch wenn manche Szenen durchaus verstörend sind und sowohl physische, als auch psychische Gewalt drastisch darstellen, kommt abseits davon nur selten ein wirkliches Horrorgefühl zustande.
Atmosphärisch kann man «The Exorcist» nicht mit anderen Horrorserien wie «Spuk in Hill House» nicht vergleichen, da die Stärken der Serie vielmehr in der Charakterzeichnung und der Optik liegen. Anstatt von einer vollwertigen Horrorserie zu sprechen, wäre es angebrachter «The Exorcist» als ein Drama mit übernatürlichen Elementen zu bezeichnen.
Trotz der Qualitäten der Serie stellte sie keinen Erfolg für den Sender Fox dar. Die Serie debütierte Ende September 2016 in den Vereinigten Staaten und erreichte mit der ersten Folge knapp drei Millionen Zuschauer. Die zweite Folge fiel auf ein Publikum von 1,9 Millionen, die beiden Folgen danach pendelten sich ebenfalls bei dieser Zahl ein. Letztendlich lag auch der Durchschnittswert der Zuschauermenge nach zehn Folgen bei 1,9 Millionen. Für den Sender Fox stellte die Serie somit keinen nennenswerten Erfolg dar und die Frage nach einer nächsten Staffel blieb ungeklärt.
Doch Fox entschied sich für eine Fortführung und wie zuvor lief die erste Folge der zweiten Staffeln Ende September 2017. Gleich zu Beginn musste die Serie bei den Zuschauerzahlen jedoch hart einstecken, da der Staffelauftakt nur 1,5 Millionen anzog. Die achte Folge markiert mit 1,177 Millionen Zuschauern den quotentechnischen Tiefpunkt und lag deutlich unter den durchschnittlichen Quoten des Senders, was Fox letztendlich auch dazu veranlasste die Serie abzusetzen.
Zu sagen, dass die Zukunft der Serie ungewiss ist, wäre falsch. Es gibt keine Pläne von Fox den Exorzisten noch einmal auferstehen zu lassen und Gerüchte um potentielle Übernahmen durch weitere Sender sind nicht bekannt. Trotz guten Schauspieler und starker Optik konnte sich die Serie nicht durchsetzen und im Nachhinein hätte Fox die Serie auch schon nach der ersten Staffel absetzen können. Auch wenn die zweite Staffel eine kleine Zuschauerschaft hatte, war es dennoch eine treue. 1,3 Millionen Zuschauer kamen durchschnittlich auf jede Folge mit nur wenigen Ausschwankungen nach oben und unten.
Es ist somit also durchaus denkbar, dass sich nach einiger Zeit ein Sender für die Serie mit einem kleinen, aber treuen Publikum interessieren könnte. Eine Fortführung der übernatürlichen Ereignisse um Priester Keane und Ortega wäre erfreulich, sollte aber dann auch als das vermarktet werden, was sie ist: eine Dramaserie mit starken Schauspielern und Bildern und keinem erschreckendem Horror.
sixx zeigt die erste Staffel aktuell donnerstags um 22.10 Uhr.