Der Bremen-«Tatort», wie wir ihn kennen, endet. Wir haben mit Regisseur Florian Baxmeyer gesprochen, der den finalen Fall von Lürsen und Stedefreund inszeniert hat.
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Wir haben mit etwas Vorlauf bereits darüber gesprochen, dass es eine schöne Gelegenheit wäre, gleichzeitig mir ein Debüt und den Figuren einen Abschied zu geben.
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Florian Baxmeyer
Sie haben «Tatort – Wo ist nur mein Schatz geblieben?» nicht nur inszeniert, es ist auch ihre erste Drehbucharbeit. Wie kam es dazu?
Das war eine Verabredung zwischen Redakteurin Annette Strelow, den Schauspielern des RB-«Tatorts» und mir. Wir haben mit etwas Vorlauf bereits darüber gesprochen, dass es eine schöne Gelegenheit wäre, gleichzeitig mir ein Debüt und den Figuren einen Abschied zu geben. Zusammen mit dem Autor Michael Comtesse. Wir haben eine Idee entwickelt, die sich dann gegen anderen Vorschläge durchgesetzt hat.
Haben Sie festgestellt, dass es einfacher ist, nach einem eigenen Drehbuch zu inszenieren? Oder ist sogar das Gegenteil der Fall, und beim Regieführen wurden Sie ständig von Ihrem "inneren Autoren" abgelenkt?
Ich fand die Erfahrung sehr angenehm. Das Zeitmanagement ist zugegebenermaßen schwieriger, weil wir länger am Drehbuch gearbeitet haben, als wir ursprünglich vor hatten, da kam ich manchmal schon in Zeitkonflikte, die ich als reiner Regisseur so nie hatte. Aber es hat einen entscheidenden Vorteil, Regie zu führen, wenn man auch am Drehbuch beteiligt war: Du hast die Geschichte bis ins letzte Detail durchdrungen, noch mehr als wenn du nach einem Skript anderer Autoren arbeitest. Du hat ein noch klareres Verständnis für die Figuren und Szenarien, weil man sie sich schon beim Schreiben durch den Kopf hat gehen lassen. Das beschleunigt dann später im Produktionsprozess einige Entscheidungen.
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Unsere Idee war es, eine "Bromance" zu machen, bloß mit Mann und Frau. Es sollte ein Fall werden, der sich sehr, sehr stark um den Polizeikosmos und das Thema Freundschaft dreht. Und uns war schon immer klar, wie der Film ausgehen soll
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Florian Baxmeyer
Wie darf ich mir den Findungsprozess für die Story bei diesem «Tatort» vorstellen? War die erste Priorität, ein Finale für dieses Team zu erschaffen, und davon ausgehend haben Sie den zentralen Kriminalfall entworfen?
Für uns war klar, dass wir den beiden Hauptfiguren einen großen Ausklang bescheren wollen, indem wir eine Geschichte erzählen, die sie ins Zentrum stellt. Unsere Idee war es, eine "Bromance" zu machen, bloß mit Mann und Frau. Es sollte ein Fall werden, der sich sehr, sehr stark um den Polizeikosmos und das Thema Freundschaft dreht. Und uns war schon immer klar, wie der Film ausgehen soll. Wir wollten, dass die Reihe nicht einfach aufhört, sondern mit einem Fall endet, der eine emotionale Tragweite hat. Unsere Herausforderung war es, all diese Gedanken zu verbinden.
Auch wenn Sie andere «Tatorte» gedreht haben, ist das Team aus Bremen quasi ihr Standardteam. Was machen Sie jetzt, nachdem sich dieses Team verabschiedet hat?
Es war nie explizit geplant, dass ich so häufig dieses Team übernehme. Und ich habe zwischendurch auch viele andere Filme gemacht und das verfolge ich weiter. Kürzlich habe ich meinen zweiten Berliner «Tatort» gedreht, was eine ganz tolle Zusammenarbeit ist. Wie es mit Bremen weitergeht – damit habe ich nichts mehr zu tun, da bin ich der falsche Ansprechpartner.
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Als Filmemacher schätze ich genau das sehr: Dass es die Möglichkeit gibt, einen Spielfilm zu machen, bei dem man höchstens an die Laufzeit und das Genre gebunden ist, aber davon ausgehend alle Facetten ausprobieren kann. Vom komödiantischen Ansatz in Münster über Dramen und harten Thrillern bis hin zu einer überhöhten, stilisierten Geschichte, wie zum Beispiel «Wo ist nur mein Schatz geblieben?»: Narrativ und hinsichtlich der Filmsprache gibt es viel kreativen Raum
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Florian Baxmeyer
Es ist mittlerweile schon etwas her, dass es seitens der ARD hieß, dass man weniger experimentelle «Tatorte» machen wird. Ganz davon abgesehen, dass von dieser Ankündigung bisher nichts zu spüren war – wie stehen Sie zu diesem Vorhaben?
Im kreativpolitischen Prozess der ARD stecke ich natürlich nicht drin, ich bin ja Freelancer, der für die Regie einzelner Filme angeheuert wird. Insofern verfolge ich das auch immer mit einer gewissen Neugier. Ich denke, es gibt eine Verzögerung, bis sich das bemerkbar macht, da zum Zeitpunkt dieser Ansage bereits viele Projekte in verschiedenen Entwicklungsstadien waren. Und dann sind da ja noch die Redaktionen, die schützend ihre Hand über ihre Projekte halten. Grundsätzlich schätze ich am «Tatort» sehr, dass er frei ist und Experimenten Raum gibt – das kann fantastisch sein, kann aber auch schief gehen, wenn man vielleicht den Kern des Krimis zu sehr ignoriert.
Aber als Filmemacher schätze ich genau das sehr: Dass es die Möglichkeit gibt, einen Spielfilm zu machen, bei dem man höchstens an die Laufzeit und das Genre gebunden ist, aber davon ausgehend alle Facetten ausprobieren kann. Vom komödiantischen Ansatz in Münster über Dramen und harten Thrillern bis hin zu einer überhöhten, stilisierten Geschichte, wie zum Beispiel «Wo ist nur mein Schatz geblieben?»: Narrativ und hinsichtlich der Filmsprache gibt es viel kreativen Raum und weil die Marke «Tatort» so stark ist, kann man auch mit unbekannten Theaterschauspielern antreten. Ich hatte bisher nie das Gefühl, dass ich eingeschränkt wurde, und ich hoffe, dass dem so bleibt.
Als Zuschauer gesprochen: Ich habe manchmal das Gefühl, dass Fernsehfilme durch die vorgegebene Länge entweder gestreckt wurden oder sich abhetzen. Aber wie ist Ihre Erfahrung als Regisseur?
Grundsätzlich komme ich mit der Standardlaufzeit gut zurecht, die Drehbücher sind ja schon auf diese Länge zugeschrieben. Manchmal kommt man natürlich schon in die schmerzhafte Situation, sich von Dingen im Schneideraum trennen zu müssen, um auf Länge zu kommen. Aber ich habe dennoch das Gefühl, gut mit dieser Vorgabe arbeiten zu können.
Trotzdem wäre es, wenn wir mal langfristig denken, natürlich eine schöne Entwicklung, wenn man sich nicht mehr so starr an diesen 88 Minuten 30 Sekunden halten müsste. Es wäre eine interessante Vorstellung, wenn man in der Mediathek eine längere Fassung veröffentlichen könnte. Ich wäre für sowas offen.
Vielen Dank für das Gespräch.
«Tatort – Wo ist nur mein Schatz geblieben?» ist am 22. April 2019 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.