Ab Mittwoch moderiert Daniel Boschmann die neue Sat.1-Kochshow «Topchef Germany». Warum sie nicht einfach nur das nächste Koch-Ding ist, verrät uns der Moderator ebenso wie sein Lieblingsessen und warum er sein Sat.1-Vorabend-Format «Endlich Feierabend» auf einem guten Weg sieht.
Zur Person: Daniel Boschmann
Der gebürtige Hildesheimer begann seine Karriere beim Hessischen Rundfunk: Vor neun Jahren debütierte er bei der jungen Welle YouFM, 2014 wechselte er dann rüber zu hr3. 2012 folgte seine erste große TV-Sendung, das Sat.1-Quiz «Ab durch die Mitte», das nicht lange überlebte. Mitte 2016 übernahm Boschmann schließlich die Nachfolge von Jan Hahn im «Sat.1 Frühstücksfernsehen». Seit Sommer 2018 moderiert er «Endlich Feierabend». Zudem präsentierte er für Sat.1 «Hotel Herzklopfen», «Dancing On Ice» und ab 8. Mai die neue Show «Top Chef Germany».Herr Boschmann, die Uhr zeigt gerade 9.35 Uhr. Ist das für Sie eigentlich wieder früh oder eher noch spät?
Das ist für mich schon eher spät. Auch wenn mein Wecker jetzt nicht mehr um 2.57 Uhr klingelt, wie damals zu «Frühstücksfernsehen»-Zeiten, bin ich spätestens um sieben wach. Ich bin jemand, der seine Dinge gern früh erledigt hat.
Welches Themengebiet ist Ihnen inzwischen am Nächsten? Rentner, Eislaufen oder Kochen?
Das Schöne ist: Ich muss mich in meinem Job gar nicht entscheiden. Wir hatten 2018 schon mal gesprochen und da hatte ich erwähnt, dass eines meiner Ziele im Job die große Familienunterhaltung ist. Genau das bereitet mir sehr viel Freude. Ich will meine Vorstellung, dass das Fernsehen immer noch das Zeug hat, das große Lagerfeuer zu sein, einfach nicht aufgeben. «Hotel Herzklopfen» war für mich ein fantastisches Format, das ich sofort wieder machen würde. Ich habe da Menschen mit Ende 70 kennengelernt, die wirklich etwas erlebt haben. Die in einem Jahrhundert groß wurden, wie wir es im 21. Jahrhundert hoffentlich nicht mehr erleben müssen. «Dancing On Ice» war die ganz große Nummer mit einem unglaublichen Cast und einem begeisternden Studio. Ich durfte mit Marlene Lufen moderieren, was mir immer Freude bereitet. Und jetzt habe ich die Ehre mit Eckart Witzigmann zu arbeiten.
Sie erwähnen es: Sie moderieren ab Mai die neue Sat1.1-Primetime-Show «Top Chef Germany». Es ist noch eine Kochshow… Wo findet die Show ihre Nische?
Das ist ganz einfach gesagt. Bisher war es ja oft so, dass in Kochshows Menschen aufgetreten sind, die ganz gut kochen können. Da hieß es dann: Mensch, du hast doch da Talent, bewirb dich doch mal, vielleicht gewinnst du ja. Hier ist auch der Trigger-Punkt bei uns, aber anders. Wir zeigen Top-Köche, die seit Ewigkeiten in der Branche tätig sind, die eigene Restaurants führen, die Auszubildende anleiten. Starköche, die sich dem Votum von Eckart Witzigmann stellen, dem Mann, der das Fine-Dining in Deutschland quasi erfunden hat. Unsere Kandidaten haben wirklich einen Ruf zu verlieren.
Der Clou ist sicherlich, dass Eckart Witzigmann, eine Art Kochpapst, erstmals in einer TV-Jury zum Thema Kochen sitzt. Was macht er anders und besser als die Mälzers, Rosins und Rachs?
Er hat das Fernsehen bisher gemieden und ist daher noch nicht verdorben
(lacht). Nein, im Ernst. Herr Witzigmann stand einem TV-Engagement anfangs schon skeptisch gegenüber, er hat lange überlegt. Vermutlich hat es ihm gefallen, dass wir nicht x-beliebige Köche bei uns haben, sondern Kandidaten, die sich selbst schon Sterne erkocht haben. Da sind Kandidaten, für die Witzigmann auch eine große Inspirationsquelle ist. Ich vergleiche das ein bisschen mit Michael Jackson. Der „King of Pop“ hat sicherlich andere Künstler geprägt. So hat Herr Witzigmann seinen Einfluss auch auf viele Speisekarten in den Restaurants unserer Teilnehmer. Bei einer Aufzeichnung habe ich ihn mal begrüßt – ganz normal mit einem „Hallo“. Danach kam einer unserer Kandidaten zu mir und sagte ganz verblüfft: „Du hast ihn wirklich angefasst?“ Das zeigt mir, welchen Stellenwert er auch in den Augen der gelernten Profi-Köche hat. Er selbst hat sich dem Medium Fernsehen geöffnet, weil er sieht, dass unser Format die Köche respektiert und fördert. Er will auch, dass der Wettbewerb noch mal auf ein ganz anderes Level gehoben wird.
Sat.1 / André Kowalski., Top Chef Germany, ab 8. Mai 2019, immer mittwochs, um 20:15 Uhr in Sat.1
"Da sind Kandidaten, für die Witzigmann auch eine große Inspirationsquelle ist. Ich vergleiche das ein bisschen mit Michael Jackson. Der „King of Pop“ hat sicherlich andere Künstler geprägt. So hat Herr Witzigmann seinen Einfluss auch auf viele Speisekarten in den Restaurants unserer Teilnehmer." Daniel Boschmann über Kochpapst Eckart Witzigmann
In den USA gibt es von Ihrem neuen Format schon 16 Staffeln. Haben Sie da mal reingeschaut?
Ja, sicher. In den USA gibt es nochmal ganz andere Möglichkeiten. Da geht es zum Schnee-Grillen in die Rocky Mountains. Das planen wir dann mal für Staffel fünf.
(lacht)
Welches Gericht würden Sie sich gerne mal von den Witzigmanns und Mälzers dieser Welt zubereiten lassen?
Peter Maria Schurr, selbst Zwei-Sterne-Koch und bei uns auch Jury-Mitglied, sagt, dass man einen richtig guten Koch an Bratkartoffeln erkennen kann. Und da hat er recht. Dass sie zugleich knusprig, aber auch saftig sind, dass die Zwiebeln perfekt sind, ist schon eine Kunst. Ich komme ja aus Niedersachsen, wir haben Spargel, gute Kartoffeln und Grünkohl. Wir sind nicht unbedingt für Fine-Dining bekannt. Ich habe mich zwar früher schon einmal mit diesem Gebiet befasst, bin aber erst jetzt durch «Top Chef» wieder auf diese Welt aufmerksam geworden. Früher hat man ja immer gesagt: Davon wird man ja nicht satt. Ich selbst versuche da einfach beide Welten zusammenkommen zu lassen – und das sollten auch die Zuschauer. Vielleicht sehen sie bei uns, wie man bewusster Essen kann, ohne dass es ganz tief in den Geldbeutel geht. Ich denke, dass wir einen Nerv treffen. Früher hieß es: Hauptsache billig. Das ändert sich gerade.
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Die Sehgewohnheiten der Zuschauer im Feierabend sind sehr traditionell. Sie schalten seit Jahren den gleichen Sender ein. Sie haben uns vielleicht auch mal gefunden, sich über unsere Sendung gefreut. Am nächsten Tag hat sie vielleicht etwas geärgert und schon waren sie wieder weg.
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Daniel Boschmann über die schwankenden Quoten von «Endlich Feierabend»
Ihre tägliche Sendung «Endlich Feierabend» läuft nun seit rund einem Dreivierteljahr. Hätten Sie es sich leichter vorgestellt?
Nein. Ich war ja schon mal am Vorabend, ich weiß, dass das sehr schwer ist. Aber mir ist eins klar: Wir laufen da einen Marathon und es macht keinen Sinn, diesen Lauf jetzt nach der dritten Kurve abzubrechen. Die Sehgewohnheiten der Zuschauer im Feierabend sind sehr traditionell. Sie schalten seit Jahren den gleichen Sender ein. Sie haben uns vielleicht auch mal gefunden, sich über unsere Sendung gefreut. Am nächsten Tag hat sie vielleicht etwas geärgert und schon waren sie wieder weg. Wir müssen da ein dickes Brett bohren. Aber Sat.1 hat die Geduld. Somit werden wir Tag für Tag mit guter Laune im Studio die Ereignisse des Tages einordnen.
Es gab schon tolle Lichtblicke, Quoten, die uns alle sehr gefreut haben. Das zeigt uns, dass die Idee richtig ist. Aber wir kämpfen, vor allem in der zweiten halben Stunde, mit dem „Tempo“-Effekt. Meine weiblichen Bekannten sagen gar nicht mehr, dass sie um halb sieben «Exclusiv» gucken – sie sagen nur, dass sie mal zur Frauke schalten. Danach senden wir gegen «RTL Aktuell», übrigens auch eine Sendung, die zu Beginn keine guten Quoten hatte. Es hat auch gedauert, bis sich Qualität da durchgesetzt hat.
Es wurde ja viel geschraubt, nicht nur was die Sendelänge betrifft. Wo wurden am ehesten merkbar die Schrauben verstellt?
Wir zeigen in der ersten halben Stunde tolle tagesaktuelle Storys. Dabei verfolgen wir eine sehr mutige und frische Herangehensweise. Junge Reporter sollen sich bei uns frei fühlen, einer Geschichte ihren eigenen Dreh zu geben. Wir sind da sehr viel Aktueller unterwegs als unser Umfeld. Gerade in dieser Zeit wird unser Produkt immer besser.
Danke für das Gespräch.