Lange Zeit schleppte FOX die Batman-Vorgeschichte trotz magerer Quoten weiter, nun ist Schluss mit «Gotham». Warum die Serie dennoch gerade für «Batman»-Fans viel bereit hielt und lukrativ bleibt.
Die «Gotham»-Quoten
Bereits die vierte Staffel hatte im Schnitt nur noch ein Rating von 0,77 vorzuweisen bei insgesamt 2,56 Millionen Zuschauern pro Folge. Im Rahmen der Finalstaffel gab «Gotham» dann weiter auf ein Rating von 0,63 ab und erreichte im Schnitt noch 2,26 Millionen PersonenAm Montag war es soweit. Als der US-Sender FOX sein Line-Up für die kommende Saison bekannt gab, war «Gotham» darin erstmals seit 2014 nicht zu finden. FOX, das sich bei jungen Zuschauern in den vergangenen Jahren nach einer Durststrecke wieder deutlich verbesserte, hatte «Gotham» einen würdigen und runden Abschluss verschafft und ihre Macher das Format damit auserzählen lassen. Tatsächlich hatten Beobachter angesichts der Quoten schon eher mit einer Absetzung gerechnet als erst im Jahr 2019. Von 16 Fiction-Serien bei FOX lag «Gotham» damit in dieser Saison auf Rang 14.
«Gotham» bei FOX: Nicht vielgeschaut, dennoch lukrativ
Doch dass FOX die Serie, die die Geschichte von Batmans Heimatstadt vor dessen erster Erscheinung als dunkler Ritter erzählt, so lange mit sich herumschleppte, war auch nicht ganz uneigennützig. Letztlich blickt «Gotham» auf 100 Folgen zurück, was als die magische Marke für Serien gilt, mit denen später durch Syndikations-Deals ordentlich Kasse gemacht werden kann. Zwar geht es letztlich immer ums Geld, Fans können mit dem Abschluss der Serie aber sehr zufrieden sein. Ohnehin entwickelte sich das Format unter echten Fans von «Batman» im Laufe der Staffeln zur absoluten Sehempfehlung, gleichwohl diese dem großen Namen spätestens seit den weltweit erfolgreichen und hochgelobten «Dark Knight»-Filmen nie komplett gerecht werden konnte.
Zwischen «Avengers: Endgame» und der großen «Game of Thrones»-Schlacht bot «Gotham» mit seinem Serienfinale Ende April für Nerds ebenfalls absolute Höhepunkte. Seit Staffel eins erzählt das Format, wie die Schurken, die später im Batman-Universum dem Fledermausmann einiges abverlangen, heranwachsen oder sich allmählich in der Unterwelt der Stadt etablieren. Deshalb handelte sich die Produktion schnell das Label der „Batman-Serie ohne Batman“ ein. Stattdessen stand der von Ben McKenzie gespielte Polizist Jim Gordon im Fokus, der später als Commissioner Gordon einer der wenigen Vertrauten Batmans unter den Gesetzeshütern der Stadt sein sollte. Bruce Wayne selbst ist im Format noch ein Kind, taucht aber immer wieder auf.
Echte Batman-Fans kamen auf ihre Kosten
Facts zu «Gotham»
- Genre: Action, Crime, Police Procedural
- Basis: DC Comics
- Schöpfer: Bruno Heller
- Darsteller: Ben McKenzie, Donal Logue, David Mazouz, Zabryna Guevara, Sean Pertwee, Robin Lord Taylor, Erin Richars, Camren Bicondova, u.v.w.
- Episodenzahl: 100
- Staffeln: 5
- Studios: Primrose Hill, DC Entertainment, Warner Bros. TV
- Premiere: 22. September 2014
- Ende: 25. April 2019
Die Geduld der Fans wurde belohnt. Im Laufe der fünf Staffeln durften sie die Ursprünge beliebter Schurken wie dem Pinguin, dem Riddler, Catwoman, Poison Ivy, Scarecrow, Mr. Freeze, Hugo Strange, Solomon Grundy, Ra’s al Ghul, Bane und sogar dem Joker verfolgen. Die finale Episode setzte schließlich unmittelbar vor dem ersten Auftritt von Batman ein und sprang dafür zehn Jahre in die Zukunft, als Jim Gordon bereits ein Commissioner mit stattlichem Schnauzer und Jerome Valeska bereits der weißgesichtige Joker ist, den Fans aus den Comics kennen. «Gotham» war schon immer etwas seltsam, absurd und wundervoll zugleicht, allerdings auf keinen Fall perfekt. Aber diese Finalausgabe war es. Irgendwie.
«Gotham» hatte sich nämlich endlich gefunden, nachdem die FOX-Serie noch sehr düster startete und gleichzeitig etwas verwirrt schien, wie man eine Batman-Serie ohne Batman nun aufziehen soll. Deswegen kam «Gotham» in seiner Frühzeit erst einmal als taffe Detektiv-Serie mit ziemlich inkompetenten Ermittlern daher, in die unzählige „Easter Eggs“ aus dem DC-Comicbuchuniversum eingestreut wurden. Es ging um Korruption und Straßengewalt. Als die Autoren merkten, dass sich dafür nur wenige Zuschauer interessierten, nahm die Serie richtig an Fahrt auf und garnierte die zuweilen schwülstigen Performances ihrer Darsteller mit wahnsinnigen Geschichten, die immer seltsamer und bunter erschienen.
Wie «Gotham» seine Identität fand
Die Rechnung ging auf, denn endlich hatte «Gotham» eine Identität. Es war die Serie, die die Ursprungsgeschichte eines Ortes erzählte, der so verrückt ist, dass ein als Fledermaus verkleideter Mann wie ihr Retter wirkt und nicht wie ein Verrückter. Die Finalfolge warf schließlich so ziemlich alles in einen Topf, was Batman-Fans schon kannten und wirkte wie ein Mix aus der poppigen 60er-Jahre Serie mit Adam West und den Tim-Burton-Filmen. So schoss der Abschluss derart übers Ziel hinaus, dass man «Gotham» wiederum zugutehalten konnte, dass es gerade deshalb besonders comicbuchhaft war, was die Macher sicherlich als Kompliment sehen würden. Dass zuguterletzt Batman auf der Bildfläche erschien, gab den Fans der Serie die langerwartete Genugtuung, wobei sich «Gotham» stark an der Comicausgabe „No Man’s Land“ und an Christopher Nolans «The Dark Knight Rises» orientierte.
Trotz aller Absurditäten, hanebüchener und himmelschreiender Geschichten erfüllte «Gotham» seinen Zweck. Es bildete eine komplett verrückte Stadt ab und gebar einen Batman aus Dunkelheit und Blut, um letztlich zu beweisen, dass man Batman nicht braucht, um eine tolle Batman-Geschichte zu erzählen.