Der achte «München Mord»-Fall handelt vom Konflikt (Alt-)Rocker und andere Freigeister gegen spießige Geschäftsleute, Mieter gegen Vermieter.
Cast und Crew
- Regie: Sascha Bigler
- Drehbuch: Friedrich Ani, Ina Jung
- Darsteller: Bernadette Heerwagen, Marcus Mittermeier, Alexander Held, Michael Fitz, Christoph Süß, Dieter Landuris, Johann Nikolussi, Florian Karlheim, Max Schmidt, Leo Reisinger, Theresa Hanich, Andreas Wimberger, Bettina Mittendorfer, Mirja Mahir, Sophia Schober
- Produktion: Andreas Schneppe, Sven Burgemeister
- Kamera: Ralf K. Dobrick
- Schnitt: Manuel Reidinger
Die ZDF-Krimireihe «München Mord» macht ihr zweites Quartett voll: Die süddeutsche Reihe präsentiert mit «Leben und Sterben in Schwabing» ihre nunmehr achte Ausgabe. Produziert wurde dieser von der TV60Filmproduktion verantwortete Film bereits im Herbst 2017, zwei weitere Teile der 2014 begonnen Reihe sind ebenfalls bereits im Kasten. Die Ermittler aus dem Ettstraßen-Keller im Münchner Polizeipräsidium und ihr launenhafter Chef schlagen also nicht mit hohem Tempo im Mainzer Sender zu, aber immerhin mit Verlässlichkeit. Und Fall Nummer acht sorgt schon im (nach Folgen gerechnet) jungen Alter der Reihe für etwas Abwechslung vom Krimialltag. Ja, Cheffe Zangel (Christoph Süß) droht dem zentralen «München Mord»-Tro wieder einmal, ihnen den Fall wegzunehmen. Traditionen soll man ja pflegen.
Aber der Fall, den Ludwig Schaller (Alexander Held), Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) und Angelika Neuhauser (Bernadette Heerwagen) anpacken, dient den fürs Drehbuch verantwortlichen Friedrich Ani und Ina Jung sowie Regisseur Sascha Bigler nicht, um eine beliebige Mördersuche zu erzählen. In erster Linie dreht sich der Neunzigminüter um den gesellschaftlichen Wandel im Münchener Stadtteil Schwabing, der sich von dem Viertel der poetischen Elite über ein Rockmilieu hin zu einer gentrifizierten, staubig-langweiligen Gegend verwandelt hat.
Aufgezogen wird dieses Material über den Tod des in Schwabing verhassten Spießers und Immobilienhais Armin Riester (Leo Reisinger). Obwohl Schaller streng genommen nicht zuständig ist, reißt er gemeinsam mit seinem Team diesen Fall an sich, da er ihn persönlich berührt – erlebte er die rockige Blütezeit Schwabings doch damals am eigenen Leibe mit und hat noch immer Connections zur Szene. Etwa "Türken-Rudi" (Michael Fitz) und den Rest seiner Band (Dieter Landuris, Johann Nikolussi) sowie Bücherwurm Fridolin Kitzing (Andreas Wimberger), der am Tischtennistisch völlig aufdreht, und Kultwirt Thorsten Schuck (Max Schmidt) …
(Alt-)Rocker und andere Freigeister gegen spießige Geschäftsleute; Mieter gegen Vermieter: Das sind die elementaren Konflikte in diesem mit Kneipenromantik, Musik und (dick aufgetragenen, in Nostalgie schwelgenden) Monologen beginnenden sowie endenden Krimi. Auch wenn sich sowohl das Skriptteam als auch die Regie in arg groben Pinselstrichen versuchen, um Kneipenflair und Szeneviertelromantik zu erzeugen, und die Gegenseiten in den Konflikten stereotypisieren, ohne dies mit Witz oder Biss zu versehen, treffen sie mit dem Thema einen Nerv: Die Mietpreisdebatte ist seit den Dreharbeiten nochmal um ein Vielfaches hochgekocht und wird in diesem Fall griffig in neunzig Krimiminuten auf ein Exempel zugespitzt.
© ZDF/Jürgen Olczyk
Schaller (Alexander Held, l.) setzt sich unaufgefordert neben Türken-Rudi (Michael Fitz, r.). Der Kommissar versucht, wichtige Hinweise über den Mord herauszufinden und verdächtigt auch dabei seinen alten Bekannten.
Darüber hinaus gelingen «Leben und Sterben in Schwabing» wenigstens in einzelnen Dialogen dann doch punktuelle Nuancen im Konflikt zwischen Kneipenwelt und Geschäftswelt. So gibt Schaller seinem Kumpel Rudi kleine Seitenhiebe auf seine verklärte, partysüchtige Weltsicht, während sich Schaller in diesem detailreich ausgestatteten Krimi von anderer Stelle Sprüche für seine eigenwillige, von Intuition getriebenen Methoden gefallen lassen muss. Das gesamte Ensemble spielt, trotz der zuweilen schlichten Charakterzeichnung, mit überzeugender Hingabe, und die Tätersuche fällt aufgrund der Vielzahl an illustren Verdächtigen ebenso knifflig wie kurzweilig aus.
In
unsere Top 5 der ZDF-Samstagskrimis schließt «München Mord» so weiterhin nicht auf, aber für Krimifans und Freunde der Kneipenromantik sorgt die Reihe so für einen gefälligen TV-Abend.
«München Mord - Leben und Sterben in Schwabing» ist am 18. Mai 2019 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.