Sat.1 zeigt seit 2017 das Drittlizenz-Format «Dinner-Party: Der Late-Night-Talk». Die nächtliche Gesprächsrunde holt seit Februar nur maue Werte.
Drittlizenzen bei den Privaten sind der bärtige Onkel, der auf der Familienfeier zu viel trinkt: Man will ihn eigentlich nicht dabeihaben, aber trotzdem muss man ihn einladen. Und so hat auch Sat.1 das bittersüße Vergnügen, den unliebsamen Gast in seinem Programm beherbergen zu müssen. Eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße hatte zwischenzeitlich im August 2017 entschieden, dass Sat.1 die Sendung nicht mehr ausstrahlen muss, doch das Urteil wurde gut ein Dutzend Wochen später vom Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz revidiert. Und so ist es erst möglich, dass wir die neuen Folgen hier durchleuchten können.
Der Betrachtungszeitraum beginnt am 5. Februar, in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 00.15 Uhr. Mit 180.000 Zuschauern zur späten Stunde erreichte man einen Marktanteil von nur 2,4 Prozent bei allen Zuschauern. In der Zielgruppe erreichte man direkt beim Start der neuen Folgen den Tiefpunkt: Nur etwa 40.000 Zuschauer schalteten ein. So wenig wie sonst nie im Betrachtungszeitraum. Das gleiche Schicksal ereilte den Marktanteil: Mit miesen 1,7 Prozent lief es so schlecht wie bei keiner anderen Ausgabe im Frühjahr.
In den Wochen darauf stand immerhin regelmäßig eine zwei vor der sechsstelligen Zuschauerzahl. Am 5. März schlug die Reichweite mit 250.000 Zuschauern das erste Mal merklich aus. Vergleichsweise annehmbare 3,4 Prozent Marktanteil wurden in der Bilanz der Sendung gebucht. Mit 110.000 Zuschauern und 4,9 Prozent Marktanteil erwischte die erste März-Ausgabe einen halbwegs vorzeigbaren Tag – dennoch blieben die Werte immer noch deutlich unter dem Senderschnitt von Sat.1, der im laufenden Fernsehjahr beim Gesamtpublikum bei 6,1 und in der Zielgruppe bei 7,9 Prozent Marktanteil liegt. «Dinner Party» ist davon also meilenweit entfernt. Aber sei’s drum, es ist ja nur ein Drittlizenz-Format.
Natürlich will man dennoch mindestens den Senderschnitt knacken und am 9, April hat man nicht nur diese Hürde überschritten, sondern auch gleich den Rekord bei Zielgruppen-Marktanteil gesprengt. Mit 5,9 Prozent lief es so gut wie noch nie bei den Folgen im Jahr 2019. Doch all das Lob ist nichts wert, da selbst der Bestwert noch zwei Prozentpunkte unter dem Schnitt des Senders liegt. Man fährt grundsätzlich unter dem Radar. Gleiches gilt für die vorletzte Ausgabe Ende April: Am 30. April erreichte mit 390.000 Zuschauern so viele wie nie im Betrachtungszeitraum, der Marktanteil gipfelte bei 4,4 Prozent bei allen Zuschauern. Auch in der Zielgruppe erreichte man die höchste Reichweite mit 190.000 Zuschauern.
Und so verwundert es nicht, dass «Dinner-Party» in der Bilanz keinen Blumentopf gewinnen kann. Mit durchschnittlich 3,1 Prozent Marktanteil erreichte man gerade mal exakt die Hälfte vom diesjährigen Sat.1-Schnitt bei allen Zuschauern. Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Zielgruppe: Während der Schnitt bei 7,9 Prozent Marktanteil bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren liegt, erreichte die Koch-Talkshow nur vier Prozent. Unter normalen Voraussetzungen wäre hier schon längst der Stecker gezogen worden. Aber es ist ja ein Format unter dem Dach der Drittlizenz. Hier kann man gerne scheitern, ohne belangt zu werden – und das hat man ausschweifend ausgenutzt.