Der Ausgangspunkt
Gemäß einem Bericht des Magazins
Sponsors wird die Bundesliga für den Rechtezyklus 2021/22 - 24/25 nur noch vier Pakete ausschreiben. Zwei davon betreffen den Samstagnachmittag; einmal Konferenz, einmal die Einzelspiele. Ein weiteres Paket umfasst die Topspiele am Samstagabend, das letzte Paket 103 Spiele am Freitagabend und über den Sonntag verteilt. Die zweite Liga im Pay-TV bleibt in einem Paket - exklusive dem neuen Samstagabend-Spiel, das ein eigenes Paket bekommt und entweder im Pay- oder im Free-TV läuft. Neu ist: Es soll wieder ein Anbieter alles kaufen können. Tritt dieser Fall ein, müssten ein oder zwei Pakete zur Parallel-Verwertung an einen OTT-Dienst (Web TV/mobile) gehen.
Sky ist am Zug
Gefragt sind jetzt die Strategen von Sky. Der Marktführer in Sachen Bundesliga wird mit dieser Konstellation zweifelsfrei herausgefordert. Sky hatte bisher betont, genau zu wissen, was der Firma die Bundesliga Wert sei. Daraus lässt sich schließen, dass Sky ein neuerliches, blindes Wettbieten nicht mitmachen möchte. Schon in diesem Zyklus hat Sky gelernt, zu verzichten – wenn auch noch gezwungenermaßen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wünscht sich weitere Steigerungen aus den TV-Einnahmen. Aktuell sind diese so gestaffelt, dass von den Sendern jede Saison mehr Geld bezahlt wird. Sky gibt pro Saison im Schnitt 900 Millionen. Die höchste Rechnung muss Sky immer im vierten Jahr eines Vertrags bezahlen, die niedrigste im Ersten. Auch wenn keine genauen Zahlen bekannt sind, dürfte die Summe für Sky jetzt im vierten Jahr die Milliarden-Marke knacken. Damit die Bundesliga 21/22 nicht weniger Geld als im Vorjahr bekommt, muss sie eine Einnahmensteigerung im zweistelligen Prozentbereich organisieren.
Das scheint nach allem, was bisher bekannt ist, schier ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Es ist fraglich, ob Sky wirklich willens ist, alle Pakete, die ausgeschrieben sind, zu erwerben. Als maximal attraktiv dürften sicherlich die Pakete am Samstag eingestuft werden. Um 15.30 Uhr holt der Sender die besten Quoten, um 18.30 Uhr finden die stärksten Matches statt. In Unterföhring und London müssen daher nun folgende Fragen beantwortet werden. Reicht es Sky am Samstagnachmittag vielleicht nur noch die Konferenz zu haben? Kann also auf Einzelspiele vielleicht verzichtet werden?
Steckbrief
Manuel Weis ist seit 2006 bei
Quotenmeter und seit 2007 verantwortlicher Chefredakteur. Er ist somit in allen Bereichen der Seite im Einsatz. Nebenberuflich arbeitet er als freier Sportreporter mit Schwerpunkt auf Fußball, Eishockey und Boxen.
Oder gibt man das größere Paket mit Freitags/Sonntagsspielen auf? Das scheint vielleicht unwahrscheinlich. Oder geht man auch in Deutschland den schon in Italien und Österreich erforschten Weg und verzichtet auf die zweite Liga? Dass Sky das finanzielle Wagnis eingeht, auf alle Pakete zu bieten – aktuell wohl unwahrscheinlich.
Kühne These: Sky verzichtet auf die Einzelspiele am Samstag. Das sind an 20 Samstagen fünf Einzelspiele, an zehn weiteren nur vier. Eventuell lassen sich die Spiele, die dann von einem anderen Anbieter erworben werden, via SkyQ sogar auf der Oberfläche integrieren.
Herausforderer #1 Eurosport
Aktuell hält Eurosport ein Paket mit 45 Spielen. Wie viele Leute dafür ein Eurosport-Player-Abo abgeschlossen haben, ist vollkommen unklar. Der Sender hat nie irgendwelche Zahlen veröffentlicht. Subjektiver Eindruck: Der Ansturm hielt sich tendenziell in Grenzen, die Liga hat Eurosport aber geholfen, bekannter zu werden. Die Bundesliga bleibt für Discovery aber interessant: Ab Sommer soll der Eurosport Player auf der neuen P7S1-Streaming-Plattform Joyn mit integriert und somit für etliche Kunden greifbarer werden. Vor diesem Hintergrund würde ein größeres Invest für Discovery durchaus Sinn machen. Man muss sich die Frage stellen, was Eurosport gewonnen hätte, wenn man das Abenteuer Bundesliga nach nur vier Jahren wieder verlässt?
Kühne These: Eurosport gilt als heißer Anwärter weiterhin für ein kleines Paket. Nur wenn die finanziellen Anforderungen im Rahmen bleiben, bleibt Eurosport aber Liga-Partner. Chance: 50:50.
Herausforderer #2: DAZN
Mittelfristig auf fünf Millionen Kunden zu kommen, hatte DAZN vor einiger Zeit als Ziel ausgegeben. Aber klappt das? Um die Masse zu erreichen, braucht DAZN exklusive Inhalte. Die Bundesliga ist da Wunsch-Objekt Nummer eins. Klar ist seit dem Verlust der Premier League Rechte an Sky aber auch folgendes: DAZN kann trotz potentem Investor nicht mit Geld um sich schmeißen. Daher ist für den Sender sicherlich eines der kleineren Pakete interessant.
Kühne These: DAZN erhält Bundesliga-Live-Rechte, möglicherweise sogar auf exklusivem Wege. Gemäß dem Vorbild Italien könnte man sich dann stärker mit Sky verbünden und womöglich sogar gemeinsam Abos vermarkten.
Herausforderer #3: Magenta Sport
Bis 2013 hatte die Telekom schon Bundesliga-Rechte, verwertete diese über das Projekt „Liga total!“. Aktuell ist die Telekom Sky-Partner, bringt zum Beispiel die Bundesliga-Konferenzen über das angebotene Projekt „Sky Sport kompakt“ in die Wohnzimmer. Damit fährt der Konzern gut. Die Frage ist: Wie viel Energie steckt die Telekom in den Sport-Bereich, der ja mit Basketball, Eishockey und dritter Liga schon recht ordentlich gefüllt ist.
Kühne These: Die Telekom fährt mit ihrer Strategie Partner des Hauptrechteinhabers zu sein, recht gut. Die Telekom erwirbt keine eigenen Rechte.
Und sonst? Was machen die neuen Player?
Amazon, Facebook, Google & Co.? Lange Zeit waren sie Hoffnungsträger. Ist da vielleicht jemand bereit, eine Milliarde Euro oder mehr in die Liga zu pumpen? Wohl nicht. Amazon hat sehr zaghaft auf die englische Premier League geboten – 20 Spiele laufen dort künftig pro Saison. Dass einer der neuen Player Bundesliga-Live-Partner wird, gilt als ziemlich ausgeschlossen.
Die Sicht der Fans
Die Fans sind unzufrieden. Um alle Spiele eines Klubs live sehen zu können – internationale Wettbewerbe inkludiert -, brauchen sie aktuell drei Abos – Sky, Eurosport und DAZN. Teilweise lässt sich nichts verbinden – immerhin kann inzwischen die DAZN-App über den Sky-Receiver angewählt werden. Vor dem Hintergrund der weiterhin existenten Gedankenspiele rund um eine Superliga (die die Bundesliga-Klubs per Beschluss übrigens unisono ablehnen!) und der Zerstückelung der Bundesliga will die DFL offenbar auf Kuschelkurs gehen. Sie hat die von den Ultras so verhassten Zweitliga-Montagsspiele abgeschafft und den Weg frei gemacht, dass wieder ein einziger Anbieter das Bundesliga-Zuhause werden kann. Zentrale Frage ist: Sind denn die Fans dazu bereit, mehr Geld für die Bundesliga im TV auszugeben? Glaubt man der Kommentar-Spalte im Social-Media-Bereich herrscht eher weiterhin eine „Billig“-Mentalität.
Doch um die Fans, das wichtigste Gut der Bundesliga, nicht zu vergrätzen, lohnt es sich für Klubs vielleicht sogar, auf den ein oder anderen TV-Euro zu verzichten?
Die fast sichere These: Die DFL wird alles tun, um möglichst wieder einen Komplett-Anbieter zu bekommen. Gelingt das nicht, wird man nicht mehr als zwei Abos brauchen, um alles zu sehen.