Der komödiantische Roman des Schriftstellers Stefan Schwarz wird zur seichten, aber charmanten ZDF-Komödie.
Cast und Crew
- Regie: Miko Zeuschner
- Drehbuch: Johann A. Bunners, Martin Dolejs; nach dem Roman von Stefan Schwarz
- Darsteller: Felix Knopp, Rebecca Rudolph, Helen Woigk, Rudolf Kowalski, Ruth Reinecke, Alessandro Schuster, Ziva-Marie Faske, Paul T. Grasshoff, Imad Mardnli, Tim Ricke
- Kamera: Kamera: Konstantin Kröning, Maximilian Lips
- Schnitt: Annemarie Bremer, Janina Gerkens
- Musik: Biber Gullatz, Moritz Freise
Stefan Schwarz' komödiantischer Roman «Hüftkreisen mit Nancy» wird im ZDF mit Felix Knopp in der Hauptrolle zum filmischen Leben erweckt: Knopp spielt in dem Neunzigminüter den mäßig erfolgreichen Journalisten Max Krenke, der seine einst so großen Ambitionen längst zur Seite geschoben hat und bei einem Käseblatt versauert. Von Rückenschmerzen geplagt und seine Gattin nicht mehr richtig würdigend, ereilt ihn ausgerechnet an seinem 40. Geburtstag ein ungewollter Weckruf: Er wird fristlos gekündigt, da er seinen Job nur noch lustlos herunter leiern würde. Diese Karriereniederlage verschweigt Max seiner Familie, weshalb er fortan an jedem "Arbeitstag" heimlich in den Park geht. Dort lernt er zufällig die an Fitness interessierte, junge Nancy (Helen Woigk) kennen. In Max' Augen gleicht die 24-Jährige einem Engel, der ihn in eine andere Welt entführt. Sie weckt endlich seinen Ehrgeiz und könnte ihn so aus seiner andauernden Sinnkrise führen …
Komödien über Männer in der Midlifecrisis gibt es wie Sand am Meer, und selbst in der sehr spezifischen Kategorie für Genrevertreter über gefeuerte Journalisten, die ihre Arbeitslosigkeit ihrer Familie verheimlichen, ist «Hüftkreisen mit Nancy» nicht der erste Eintrag. 2017 kam Josef Hader dieser ZDF-Komödie mit seinem lakonischen Filmspaß «Wilde Maus» zuvor. An die beiläufige Bissigkeit Haders Gesellschaftsgroteske reicht diese Romanadaption wenig überraschend nicht heran: Weder leistet «Hüftkreisen mit Nancy» findige Seitenhiebe auf die übertriebene Leidseligkeit seines Protagonisten, noch gestattet es der Film, über Max' Selbstsuche kuriose Eigenheiten in der Gesellschaft zu entdecken.
Gleichwohl nimmt die Geschichte erfrischende Umwege, um nicht im Genretrott zu verharren. So schwärmt Max nur auf recht harmlose Weise für Nancy, statt ihr völlig zu verfallen, und steht sich zudem mit seinem Schwiegervater gut, der ihm unter die Arme greift, mit seiner Selbstfindungskrise klar zu kommen. Jedenfalls dann, wann immer Herr Schwiegerpapa nicht gerade selber Herz über Kopf handelt.
Der große Krach bleibt aus, was unter Miko Zeuschners unbeschwerter, wenngleich zeitweise etwas glatter, Regieführung nicht etwa in eine Plätscherdramaturgie mündet, sondern in eine charmante Leichtigkeit: Nicht jede Midlifecrisis, so die «Hüftkreisen mit Nancy»-These, muss sogleich eine Katastrophe nach sich ziehen. Manchmal sind sie nur Auslöser für kauzige Situationskomik und im wahrsten Sinne des Wortes nette Plaudereien zwischen den Protagonisten.
Der Übergang zur tänzerisch-agilen Lösung der Krenke-Eheprobleme gerät den Autoren mehr mit der Brechstange als mit thematisch passender Eleganz, dafür punktet der Film damit, dass er Helen Woigk als titelgebende Nancy eine eigene Persönlichkeit gestattet, statt sie als schale Männerfantasie dastehen zu lassen. Ebenso legt Rebecca Rudolph Max' Frau Tina nuanciert an, lässt ihrer Suche nach Erfüllung Empathie zukommen, statt sie in altbackene Klischees der garstigen Gattin fallen zu lassen. Da ist im direkten Vergleich Knopp als Möchtegernjungspund Max schon profilärmer, geht nur im Zusammenspiel mit Rudolf Kowalski als kumpelhafter Schwiegerpapa so richtig auf – und dann, wenn er als Max endlich mal Wahrheiten ausspricht.
«Hüftkreisen mit Nancy» ist am 23. Mai 2019 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.