Terry Pratchetts Bücher leben von seinem ganz besonderen Sprachwitz. Film- und Serienadaptionen legt das Unmengen Steine in den Weg. Wie schneidet Amazons Neustart «Good Omens» hier ab?
Verschiedenste Romane aus Terry Pratchetts opulentem
Discworld-Vorrat sind schon vom britischen Fernsehen adaptiert worden – oft mit bestenfalls mäßigem Erfolg: «The Colour of Magic» degenerierte zur hölzernen Nacherzählung der Auftaktbücher, in der Pratchetts elegante, feingeistige Pointen zu abgestandenen Witzversuchen wurden. «Going Postal» genügte sich gleichsam mit opulenten Sets und einem zur Schau gestellten imposanten
Production Value, machte aus den wunderbaren Figuren der Vorlage aber albern-überdrehte Stereotype. Von Channels 4s unsäglichem Versuch, „Soul Music“ als Zeichentrickserie nachzubauen, einmal ganz zu schweigen. Den besten Zugang in die augenzwinkernd-düstere, unprätentiös-tiefgründige, heimelig-abgründige Pratchett-Welt fand noch Skys Weihnachtsspecial «Hogfather», das sich Zeit nahm für die hintergründigen Zwischentöne und filigran-vorwitzigen Figurenzeichnungen.
Nun versucht sich Amazon Prime in Ko-Produktion mit der BBC mit einer sechsteiligen Serie an einer Adaption des Romans „Good Omens“, den Pratchett vor etwa drei Jahrzehnten zusammen mit Neil Gaiman schrieb. Dass Gaiman gleichzeitig als Autor der Drehbücher und Creator dieses Formats fungiert, verdeutlicht, dass die Vision des einzig noch lebenden Autors hier präsenter sein wird als bei den bisherigen Pratchett-Stoffen, in die der eigentliche Urheber nicht an vorderster Front involviert war.
In dieser Welt der titelgebenden guten Vorboten haben es sich die Vertreter von Himmel und Hölle seit ein paar Jahrtausenden auf der Erde gemütlich gemacht. Trotz ihrer unterschiedlichen kosmischen Funktionen sind der Engel Aziraphale (Michael Sheen) und der Dämon Crowley (David Tennant) in dieser Zeit gute Freunde geworden, auch wenn sie das so nicht unbedingt zugeben würden. Doch jetzt steht der Weltuntergang bevor – und die Beiden wollen ihn aufhalten, damit alles so heiter bleiben kann, wie es ist.
Wie jede Geschichte von Pratchett ist natürlich auch diese hochallegorisch, und gespickt mit subtilen, aber prägnanten Aussagen über die Welt, das Schicksal und Themen wie Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, Mut und Güte. Die Eleganz, mit der seine vor Sprachwitz strotzenden Bücher jede intellektuelle Ebene bedienen, ist seit jeher beachtlich gewesen. Diesen humorigen, intelligenten, komplexen und dabei leicht verständlichen Duktus in das Medium Film zu übersetzen, ist freilich eine immense Herausforderung – an der bisher die meisten Adaptionen seiner Werke krachend gescheitert sind. Denn es geht nicht so sehr darum, eine Geschichte nachzuempfinden und zu übertragen, als um einen Duktus, einen Stil, eine Haltung: die Menschenfreundlichkeit, den Witz, den Humanismus, diese perfekt austarierte Balance aus bitterem Realismus und bodenständiger Zuversicht, die eben in erster Linie verbal transportiert wird und im von Pratchett gesetzten Rahmen vielleicht nur mit seinem unmittelbaren sprachlichen Feingefühl funktionieren kann.
Auch «Good Omens» hat hier keinen Königsweg gefunden. Klugerweise hat Gaiman die beiläufigen Pointen seiner Buchvorlage nicht zu gewolltem serienhaften Punchline-Stakkato degenerieren lassen, und konnte gleichsam weite Teile der subtilen zweiten Ebene beibehalten, auch wenn er sich außerhalb der Dialoge nicht am Sprachwitz der Vorlage entlang hangeln konnte. Dennoch: Die Figuren haben deutlich an Plastik und Komplexität eingebüßt – worüber auch die zahlreichen schönen visuellen Einfälle und der deutlich erkennbare Produktionsaufwand nicht hinwegtäuschen können. Der Pratchett-Stil bleibt ein literarischer und kein filmischer.
«Good Omens» steht ab dem 31. Mai bei Amazon Prime zur Verfügung.