Der Vater ist tot, das Testament unauffindbar. Die Familie versammelt sich um den Toten und grübelt darüber, wie es nun weitergehen soll. Ob es sich lohnt dieses Kammerspiel zu verfolgen, verrät die Quotenmeter.de-Kritik.
Cast & Crew
Vor der Kamera:
Leslie Malton ist Linda
Joachim Król ist Joschi
Dominic Raacke ist Jakob
Herbert Knaup ist Fred
Michael Rotschopf ist Uli
Hinter der Kamera:
Regie: Niki Stein
Drehbuch: Karl Heinz Käfer
Kamera: Michael Schreitel
Schnitt: Julia Karg
Musik: Jacki Engelken
Es reicht nicht nur, dass der Vater verstorben ist und das Testament wie vom Erdboden verschluckt ist. Seine Tochter Linda, die ihn zuerst gefunden hat, geht fest davon aus, dass er eine Affäre mit seiner Pflegerin hat. Es steht die Befürchtung im Raum, dass sie nun die Alleinerbin ist und die Familie leer ausgeht. Nach und nach telefoniert Linda herum und lädt ihre Geschwister ein, um ihre nächsten Schritte zu besprechen. Wo ist das Testament, wer könnte darin stehen und noch dazu spricht die zerstrittene Familie über ihr Leben. Während sie alle miteinander diskutieren, trinken und in Erinnerungen schwelgen schwebt die Frage des Vermächtnisses wie ein Damoklesschwert über ihnen.
«Die Auferstehung» ist ein Kammerspiel in Reinkultur. Der Fernsehfilm spielt sich nahezu ausnahmslos im Haus des Verstorbenen ab, Intrigen werden gesponnen und Streitereien brechen aus. Die Parallele zu großen Kammerspielen wie «Der Gott des Gemetzels» und «Wer hat Angst vor Virginia Woolf» liegt auf der Hand, auch wenn «Die Auferstehung» nicht ganz an die Qualität seiner Vorbilder heranreichen kann. Doch der Film hat durchaus seine positiven Aspekte.
Wie man bereits erwarten kann, gehen die Streitigkeiten weit über das vordergründige Erbe heraus. Es wird darüber gestritten, wer welche beruflichen und privaten Erfolge erzielt hat, wer mehr in der Gunst des Vaters stand und zuweilen werden philosophische Diskussionen rund um Adorno und Lenin eingestreut. Dabei wechselt die Tonalität des Kammerspiels praktisch in jeder Szenarie von Dramatik zu Tragödie und wieder zurück.
Dass diese tonalen Wechsel dem Fernsehfilm nicht zum Verhängnis werden, wie es so oft der Fall ist, liegt zu einem Großteil an den starken Darstellern, allen voran Leslie Malton, die die habsüchtige und elitäre Linda verkörpert. Ihre Rolle ist nicht nur die der Tochter, die sich mehr um das Erbe als um ihren Vater schert, sondern fungiert praktisch immer wieder als Zündstoff für Diskussionen in der Familie.
Wie so oft merkt man auch bei diesem Kammerspiel die inszenatorischen Parallelen zum Theater. Die klassische Struktur eines Kammerspiels ist immer auf die Eskalation ausgerichtet, so auch die von «Die Auferstehung». Vorhersehen kann man dadurch zwar nicht, wie sich die Suche nach dem Testament entwickelt, manche Schritte sind jedoch durchaus plausibel und bekannt aus anderen Filmen.
Auch wenn «Die Auferstehung» zwischen Komik und Dramatik hin- und herspringt, ist der Witz, der zum Tragen kommt, passend pointiert und lebt von seinem guten Timing. Dennoch sind manche Entscheidungen im letzten Drittel etwas schwer nachzuvollziehen und erzeugen beim Zuschauer eher Unverständnis als Mitgefühl, obwohl das Finale mit gewissen Überraschungen auf das Publikum wartet.
Fazit: Das Kammerspiel rund um Erbschleicherei und familiäre Differenzen ist humorvoll, kann mit mehreren interessanten und gut gezeichneten Figuren auftrumpfen und weiß das Publikum durch spannende Entwicklungen bei der Stange zu halten. «Die Auferstehung» ist eine makabere und sehr gelungene Abendunterhaltung, nach der man sich als jüngerer Zuschauer vielleicht auch wieder bei seinen Eltern meldet.
Das Erste zeigt «Die Auferstehung» am Mittwoch, 5. Juni um 20.15 Uhr.