Mindestens sieben Beiträge eines RTL-Reporters, der unter anderem für «Punkt 12» tätig war, wurden bewusst von ihm verfälscht.
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Die von uns geprüften Beiträge waren im Gesamtkontext zwar nicht erfunden, aber handwerklich und inhaltlich sehr geschickt dahingehend manipuliert, dass sie aufregender und größer wirken sollten, als es die Realität hergab. Damit hat der Reporter ganz bewusst rote Linien des Journalismus überschritten. In logischer Konsequenz haben wir mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit beendet.
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Michael Pohl, Programmchef und Geschäftsführer RTL Nord
Wie RTL mitteilt, hat der Privatsender festgestellt, dass ein langjähriger Mitarbeiter seine TV-Beiträge mehrmals manipuliert hat. Dabei habe es sich um einen Mitarbeiter des Regionalsenders RTL Nord gehandelt, der in den vergangenen Jahren überwiegend für das Mittagsjournal «Punkt 12» im Einsatz war. Die Hinweise, dass es einen RTL-Fall der Relotius-Affäre gibt, kamen von einer Kollegin des 39-Jährigen. Derzeit ist seitens RTL von mindestens sieben bewussten Fälschungsfällen die Rede, die nach "einer umgehenden und gründlichen Prüfung des Verdachts" nachgewiesen wurden.
In persönlichen Gesprächen, sowohl mit RTL-Chefredakteur Michael Wulf als auch mit RTL Nord-Geschäftsführer Michael Pohl, versuchte der Reporter laut RTL, die belegbaren Vorwürfe zu relativieren. Da die Beweislage in den geprüften Fällen jedoch eindeutig gewesen sei, wurde die sofortige Trennung von dem Mitarbeiter ausgesprochen. RTL Nord und RTL prüfen nun sämtliche Beiträge des Reporters aus den zurückliegenden zwölf Jahren, während die RTL-Chefredaktion parallel zu klären versucht, wie die Anwendung der bereits geltenden Kontrollmechanismen bei der redaktionellen Abnahme von TV-Beiträgen noch weiter verbessert werden kann. Zudem wurden alle Beiträge des Reporters sowohl online als auch im RTL-internen Newsarchiv umgehend gesperrt.
Michael Wulf, RTL-Chefredakteur und Geschäftsführer infoNetwork, kommentiert den Vorfall: "Wir vertrauen in die journalistische Aufrichtigkeit unserer Reporter und unsere Kontrollmechanismen bei der Abnahme von Beiträgen sind streng. Sie haben sich in der Vergangenheit bewährt. Dieser Fall zeigt uns jedoch, dass sie nicht völlig fehlerresistent sind. Wir werden deshalb sehr konsequent daran gehen, den gesamten Prüfungsprozess rund um TV-Beiträge vor der Ausstrahlung noch weiter zu verbessern."